© Henning Raab - pixelio.de
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Krsko: Atomkraft vor der Kärntner Haustür

hat sein Potential an erneuerbaren Energien noch lange nicht ausgereizt

Nicht nur in der Nähe Vorarlbergs oder Salzburg, auch direkt vor der Kärnter Haustür gibt es ein Atomkraftwerk. In Krsko in Slowenien will man sogar einen zweiten Reaktorblock bauen. Es ist einige Jahre her, da hat ein Zwischenfall für rege Diskussionen in Kärnten gesorgt, weniger in Slowenien. In der heutigen Kärntner Landtagssitzung haben alle Parteien - FPK, SPÖ, ÖVP und Grüne - einen Antrag beschlossen, damit die Bundesregierung mit Laibach und Brüssel verhandelt, um ein Aus für das umstrittene Kraftwerk zu erreichen. Hintergrund: Der erzeugte Strom wird derzeit zwischen Slowenien und Kroatien aufgeteilt- je etwa fünf Milliarden Kilowattstunden Strom gehen jährlich in die Netze. Daher soll Kroatien nicht Eu-Mitglied werden können, wenn es nach den Kärtnern geht.

Aber auch die Kelag kauft etwa 1,4 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr ein- und durch die Nähe von Slowenien kommt der Strom auch von dort- so gibt es etwa 13 Prozent Atomstrom in Kärntens Netz. Etwas, das zu ändern ist.

Als "ungeheuerlich" bezeichnete gestern FPK-Klubobmann Ing. Kurt Scheuch im Zuge einer Pressekonferenz das Festhalten Sloweniens am Atomkraftwerk Krsko sowie den Ausbauplänen. Kein anderes Atomkraftwerk in Europa birgt, durch die Lage auf einer Erdbebenlinie, eine so große Gefahrenquelle für die Bevölkerung wie das AKW-Krsko. Scheuch fordert zur Einschätzung des endgültigen Schließungsszenarios, den Atommeiler sofort für ca. ein halbes Jahr vom Netz zu nehmen und durch internationale Experten überprüfen zu lassen. Aber auch das dortige Atommüllager müsse einer Überprüfung durch Experten, die nicht von Slowenien beauftragt werden, einer Prüfung unterzogen werden.

Der Kärntner BZÖ-Bündnisobmann Josef Bucher fordert eine gemeinsame Initiative von Land Kärnten und Bund für eine rasche Schließung des Schrott-AKW Krsko. "Die Kärntnerinnen und Kärntner sind zu Recht
massiv beunruhigt. Slowenien und die anderen österreichischen
Nachbarländer müssen endlich zu Kenntnis nehmen, dass radioaktive
Strahlung nicht vor den Grenzen halt macht. Daher sind die Sorgen
Österreichs und Kärntens von den verantwortlichen Politikern auch
ernst zu nehmen", meint Bucher.

"Wir müssen alles daran setzen, dasKernkraftwerk Krsko so schnell wie möglich zu schließen. Aber wir müssen unseren Nachbarn auch zeigen, wie es ohne Atomstrom funktioniert", sagte ÖVP Clubobmann Stephan Tauschitz bei der heutigen Debatte im Kärntner Landtag.

Mit einer Protestaktion machte die SJG Kärnten heute am Rande der Landtagssitzung im Klagenfurter Landhaushof auf die atomare Gefahr, die vom AKW Krsko ausgeht, aufmerksam. ‘Die Atom-Katastrophe in Japan hat deutlich gemacht, dass gegen Naturgewalten auch noch so gute Sicherungen vergleichsweise nutzlos sind. Dörfler soll dafür sorgen, dass Krsko abgeschaltet wird’, fordert SJG -Vorsitzender Michael Raunig. Denn Krsko stehe auch in einem von Erdbeben gefährdeten Gebiet, wo es jederzeit zu einer Katastrophe kommen könnte.

Wirklichen Schutz vor einem Super-Gau biete nur der Ausstieg Europas aus dem Geschäft mit der Kern-Energie, das gehe zwar nicht von heute auf morgen, es könne aber jedes Land seinen Beitrag leisten, um den Absprung zu schaffen, ist Raunig überzeugt. Dörfler könnte dazu beispielsweise auch das Kärntner Verbindungsbüro in Brüssel nutzen, um Druck auszuüben. Der wichtigste, auch symbolische Schritt für Raunig wäre aber ganz klar ein Verbot an die Kelag, Atomstrom in das Kärntner Stromnetz zu übernehmen.

‘Die Planungen für Krško II müssen gestoppt, eine Strategie für den Atomausstieg in Slowenien entwickelt werden!’ fordert auch Michael JOHANN, Obmann der Grünen Bäuerinnen und Bauern. Johann hat bereits 1995/96 eine Kampagne von Greenpeace gegen das AKW Krško geleitet und weiß aus Studien: ‘Slowenien hat sein Potential an Energieeffizienz und erneuerbaren Energien wie Biomasse, Windkraft und Solarenergie noch lange nicht ausgereizt.’ 54% des slowenischen Territoriums ist mit Wald bedeckt, aber erst 4% der Primärenergie kommt aus der Biomasse-Nutzung (Österreich: Waldanteil 47%, Biomasseanteil 13%). Laut Agentur zur Umstrukturierung der Energiewirtschaft könnten bis zu 1.570 MW zusätzliche Kapazität aus erneuerbaren Energien installiert werden.

Der Landessprecher der Grünen Wirtschaft Kärnten, Matthias Köchl, hat bereits vor einigen Tagen den Ausstieg aus dem Atomstromgeschäft in Kärnten gefordert. Köchl erläutert: Laut aktuellen Berechnungen von Greenpeace hat die KELAG nach der steirischen STEWEAG-STEG den zweithöchsten Atomstromanteil unter allen Bundesländern.

Die Grünen Kärnten rufen übrigens heute abend zu einer Mahnwache gegen Atomkraft in Klagenfurt auf: "Setzen wir gemeinsam ein Zeichen! Wir fordern einen sofortigen Stopp von Atomstromimporte
und einen 100%igen Umstieg auf erneuerbare Energien!" ist von den Kärntner Grünen zu hören.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /