© Michael Sigmund
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City-Maut – noch kein Pilotprojekt in Österreich

International sind die bisherigen Erfahrungen äußerst positiv- z.B. In Stockholm 38 % weniger Staus, 14 % weniger CO2, 13 % weniger Feinstaub

Wien - In Mailand wurde per Jahresbeginn eine City-Maut für alte Dieselfahrzeuge eingeführt. In Stockholm ist seit Einführung der City-Maut der Kfz-Verkehr in der bemauteten Zone um 23 Prozent zurückgegangen, die Staus um 38 Prozent und die Feinstaubbelastung um 13 Prozent. Graz, Wien, Salzburg und Klagenfurt, aber auch Bregenz wären für eine City-Maut geeignet, meint der Verkehrsclub Österreich (VCÖ).

"Die City-Maut ist kein Allheilmittel, die alle Verkehrsprobleme löst. Aber überall dort, wo sie eingeführt wurde, gibt es heute weniger Staus, die Schadstoffbelastung durch die Abgase des Verkehrs ist deutlich zurückgegangen. Daher bin ich überzeugt, dass noch viele Städte dem Beispiel von Mailand oder Stockholm folgen werden", betont VCÖ-Experte DI Martin Blum. "Auch der Nutzen für die Umwelt ist groß: Die Evaluierung hat ergeben, dass die Feinstaubbelastung um 13 Prozent und die CO2-Emissionen des Verkehrs um
14 Prozent zurückgegangen sind", erklärt Blum weiter. Diese Ergebnisse einer sechsmonatigen Testphase haben die Stockholmer Bevölkerung überzeugt.
In einer Volksbefragung stimmten 53 Prozent für die City-Maut. Ähnlich das Ergebnis in London, wo seit dem Februar 2003 eine Stadtmaut gilt. Es fahren täglich um 50.000 Pkw weniger in die Mautzone, die Busse haben zusätzlich 29.000 Fahrgäste gewonnen und um 60 Prozent weniger Verspätungen, insgesamt hat sich der Verkehr in der Mautzone um 30 Prozent beschleunigt.

Auch in Östereichs größeren Städten klagt die Bevölkerung über das Verkehrswachstum. Eine Umfrage des Instituts Fessel & GfK im November 2006 hat ergeben, dass 80 Prozent der Wiener Bevölkerung Maßnahmen zur Verringerung des Pkw-Verkehrs fordern. "Und die letzten Wochen haben gezeigt, dass vor allem in Graz und Wien die Feinstaubbelastung in der Atemluft höher ist, als aus Gesundheitssicht akzeptabel ist. Die Grazer Kinderklinik hat eine deutliche Zunahme von Atemwegserkrankungen von Kindern registriet, wenn die Feinstaubwerte hoch sind", verweist Blum auf die Luftgütemessungen der letzten Wochen.

Die Umweltbelastung durch den Verkehr in Wien ist hoch. Jeden Werktag werden in Wien durch den Kfz-Verkehr 1,4 Tonnen Feinstaub, 9,1 Tonnen Stickoxide und rund 2.900 Tonnen CO2 verursacht. "Das Potenzial zur Verringerung der Schadstoffe liegt bei der City-Maut je nach Modell bei rund 15 bis 25 Prozent. Die Lebensqualität in der Stadt würde deutlich steigen. Es wäre vernünftig, genau zu prüfen, was eine City-Maut bringt. Warum soll für Österreich schlecht sein, was sich in vielen anderen Staaten bestens bewährt ", fragt VCÖ-Experte Blum.

Ein Pilotprojekt in Österreich wäre daher sinnvoll, meint Blum. Der Tarif soll zeitlich gestaffelt sein, die Einnahmen sollen für den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs verwendet werden. Der Vorteil der City-Maut: Sie verringert vermeidbaren Verkehr und beschleunigt die Fahrzeit für all diejenigen, die das Auto brauchen. "Auch heute zahlen wir bereits für die Staus und die Gesundheitsbelastung durch die Abgase. Aber nicht die Verursacher, sondern die Allgemeinheit und nicht direkt, sondern indirekt, etwa wenn Handwerker wegen der Staus mehr Geld für die Anreise verrechnen oder wenn durch Verkehrsabgase verursachte Atemwegserkrankungen das Gesundheitsbudget belasten. Eine City-Maut ist vernünftig und wirksam, macht den Verkehr effizienter und senkt damit die Gesamtkosten des Verkehrs", betont Blum.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /