© Thomas Preiss
© Thomas Preiss

Photovoltaik 2011: Lust und Frust

Warum die derzeitige Photovoltaik-Förderabwicklung zum "Hoar schpoitn" anregt..- Eine oekonews-Ansichtssache von Roland Dimai

Das traurige Japan Desaster und die noch traurigere Halsstarrigkeit mancher deutscher Versorger, sich explizit als ewig Gestrige zu outen (Wie soll die breite Öffentlichkeit sonst eine, wenn auch im Kern vielleicht berechtigte, Klage gegen das Atom-Moratorium werten?), hatten den Effekt, dass nun viele brave Bürger ihr sauer Erspartes vielleicht doch lieber auf´s Dach, als auf die hohe Kante legen.

Österreichs Photovoltaik2011 Initiative und die Vorarlberger Zusatzförderung von € 500/kWp bis maximal 5kWp und maximal 50% des Investitionsbetrages, sowie die lobenswerte VKW Ökostrom Einspeisevergütung von € 0,15/kWh für 5 Jahre lösten einen Boom aus.

An den Stammtischen war während der letzten 3 Wochen oft und intensiv zu dem Thema diskutiert worden. Die Wichtigkeit einer nachhaltigen Energieerzeugung und auch die Möglichkeit derselben auf dem eigenen Dachel rückte in erreichbare Nähe.

Mit viel Emotion und Enthusiasmus wurden Dachflächen vermessen, Ausrichtung und Neigung besprochen und es wurden Angebote eingeholt, um ja am 4.4.2011 ab 18:00 Uhr an den Waffen, sprich am Computer zu sein.

Manch einer unterbrach seinen Dienst, so wie der Bruder des Autors.

Da der Klimafonds und die Kommunalkredit bei der Abwicklung ja Profis sind, so dachte man, wird es diesmal keine technischen Pannen geben. Auch gerade deshalb, weil man die Förderung nur und ausschließlich online beantragen kann.
Aber das war weit gefehlt!

Lagebericht:
Ab ca. 17:55 Uhr beginnt die Seite www.photovoltaik2011.at überlastet zu sein, und verweist den geneigten Nutzer auf ein sinngemäß ‘versuchen sie es später wegen Wartungsarbeiten’!
Ganz toll, schweißnasse Hände, Herzklopfen wie bei einer grimmigen Prüfung! Neuer Versuch-was heißt neuer Versuch? Viele neue Versuche, endlich um 18:03 öffnet sich das Eingabefeld. Nun fix rein mit den wenigen Daten und abschicken und dann ist´s geschafft….
OK, beim Klicken auf ‘abschicken’ gibt´s was? Eh klar, kennen wir schon: ‘Versuchen sie es später wegen Wartungsarbeiten’. Verzweiflung macht sich breit, immerhin geht´s hier exakt um die € 9750.-- Förderung, die die € 25.500 Investition zur eigenen PV-Anlage erst möglich machen.
Ein neuer Versuch und endlich, um 18:04 Uhr gibt’s ein Bestätigungsfenster! Geschafft!!!

Was passierte beim Bruder: Daten 3x eingegeben, schließlich wurde die Meldung gezeigt ‘Daten gesendet’. Dieser geht beruhigt zur Arbeit zurück. Ich frage ihn per Telefon um 18:17 Uhr, ob er die Bestätigung gesehen hätte. Natürlich nicht!
Daher gab ich nun die Daten meines Bruders ein und bekam die Bestätigung nun sofort. Es war jetzt 18:20 Uhr.

Problem:
Durch die Verzögerung wegen der unangepassten IT von Seiten des Fördergebers verlor mein Bruder 350 Plätze und ist nun schwer am Zittern, oder er die Förderung erhält oder nicht.

Ein Rundruf bei den Kollegen ergab ein ähnliches Bild: Unverständnis, Ärger, Frust,..
Für Vorarlberg sind nur rund € 1,5 Mio. im Topf, diese sind schnell erschöpft.
Bei aktuell (6.6.2011) fast 900 Anträgen allein in Vorarlberg, schafft diese absolut begrüßenswerte Initiative dennoch mehr Verlierer als Gewinner.




Quintessenz:
Ohne einigermaßen gute Computerkenntnisse besteht Gefahr, dass genau diejenigen, die die nachhaltige Energieerzeugung im Herzen tragen, wegen IT Problemen stark frustriert sind und sich ausgebootet fühlen.

Es ist unfassbar, dass der Fördergeber es noch immer nicht geschafft haz, trotz der bekannten Probleme in den Vorjahren, seine Datenverarbeitungshausaufgaben zu machen und für Frust und Enttäuschung in der Erneuerbaren- Energie- Gemeinde sorgt.

Das System soll faire Chancen für alle schaffen, daher kann es auch nicht sein, dass, laut einer Quelle, die ungenannt bleiben will, von Energieversorgern Leute eingesetzt wurden, um für Ihre Kunden massenhaft Anträge einzureichen.

Es ist eine Förderung für Privatleute! Dann verlosen wir die Förderung einfach beim nächsten Mal! Oder die Regierung stockt diese auf ein vernünftiges Maß auf. Vielleicht sogar ohne Deckel. Viel Risiko ist das nicht, jedenfalls weniger und kalkulierbarer, als bei so manchem Bankeninvestment, das in der Vergangenheit gemacht wurde.

‘Füan Hoar Schpoita’:

Es ist für die Regierung beinahe kostenneutral, da in der Förderung von € 9.750 (Indachanlage) € 1.625 Mehrwertsteuer enthalten sind .
Zusätzlich generiert Österreich weitere € 2 650 an MwSt., die durch die Investition ausgelöst werden. Bei der geschätzten Summe von € 5 000 für Arbeitsleistung darf man durchaus von mindestens 50% als Steueraufkommen durch Lohnabgaben des installierenden Unternehmens ausgehen und für die Marge, die der Lieferant bei den Modulen hat, kommen sicher auch nochmal 10% an Steuern für die Republik Österreich zustande. So, jetzt halten wir bei vielleicht € 1000, die die Förderung wirklich kostet und haben sämtliche Umweltschutzaspekte, Gesundheits- und Lebensqualitätssteigerungen noch gar nicht monetär bewertet, obwohl wir wissen, dass die ja eigentlich schon was wert sind. Lebenslang keine Abgase emittieren und keinen (in)direkten Atomstrom importieren, das kann schon was.

Dafür sinkt der CO2 Ausstoß in Österreich und der Zubaubedarf an (fossilen) Kraftwerken wird geringer. Ebenso wird die Autarkie stärker und die Gasimportabhängigkeit geringer.
So können um € 35 Mio. 30 MW an Leistung installiert werden. Dies ist um ca. 30% billiger als Wasserkraft bzw. um 50% billiger als ein Kohlekraftwerk. Logisch, da ja der Privatmann den Löwenanteil der Investition trägt.

Euer Hoar Schpoita



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GastautorIn: Roland Dimai, MBA-M.E.S. für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /