© BMU Bernd Müller
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Biogas in Zentraleuropa – ein Energieträger mit Zukunft

Auf der eintägigen 4Biomass-Konferenz “Biogas – Targets, Potential & Promotion within Central Europe“ in Warschau Anfang April ging es um Ziele, Potentiale und internationale Strategien für eine nachhaltige Produktion und Nutzung von Biogas in Europa.

"Gnoj je zlato in zlato je gnoj."
(’Mist ist Gold, und Gold ist Mist”)
Srečko Kosovel, slowenischer Lyriker


Etwa 100 EnergieexpertInnen aus Zentral- und Osteuropa waren der Einladung der Veranstalter – Institut für Energietechnik (Polen), deutsche Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe und Deutsches Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – zur 4Biomass-Konferenz ’Biogas – Targets, Potential & Promotion within Central Europe’ am 7. April 2011 nach Warschau gefolgt. Österreich ist in dem EFRD-geförderten Central Europe Projekt ‘4Biomass’ durch die Österreichische Energieagentur vertreten; die österreichische Kofinanzierung erfolgt durch das BMLFUW.

In Österreich selbst stagniert die energetische Biogasnutzung. 2010 hatten insgesamt 289 Biogasanlagen mit einer Gesamtleistung von 79,1 MWel einen aktiven Abnahmevertrag mit der OeMAG, der bundesweiten Ökostromabwicklungsstelle. Diese Anlagen speisten 539,5 GWh an elektrischer Energie in das österreichische Netz ein, was 0,92 % des elektrischen Bruttoinlandsverbrauches entspricht. Seit 2008 wurden jedoch praktisch keine weiteren Biogasanlagen in Betrieb genommen. Hauptgründe dafür sind die volatilen Rohstoffpreise und die Reduktion der Tariferlöse durch Änderungen in der Einspeisevergütung.

Der Konferenzvormittag – die Tagung fand im polnischen Wirtschaftsministerium statt – war den Biogasstrategien verschiedener europäischer Staaten gewidmet. Polen und Ungarn waren auf ministerieller Ebene vertreten, Slowenien, Deutschland, Italien und Österreich durch ihre Energieagenturen; der Vertreter der European Biogas Association, Brüssel, gab einen Gesamtüberblick über Biogas Strategien, wie sie in den verschiedenen Nationalen Aktionsplänen für erneuerbare Energie formuliert sind, und zeigte beispielhaft den starken Einfluss politischer Rahmenbedingungen auf technologische Entwicklungen wie auch auf die Märkte auf.

Am Nachmittag folgten nationale Erfahrungsberichte mit Schwerpunkt auf derzeit stark diskutierten Themen wie Flächenkonkurrenz, Einspeisung von Biogas in das Erdgasnetz und Produktion von Biogas aus Abfällen. So spielt etwa in Polen Biogas aus organischen Siedlungsabfällen eine wesentliche Rolle, um die im NAP für erneuerbare Energien formulierten Ziele zu erreichen. Deutschland hat sich per Gesetz für 2020 verordnet, 6 Milliarden m3 an gereinigtem Biogas in die bestehenden Erdgasnetze einzuspeisen – das entspricht einem Energieinhalt von ca. 60 TWh und somit in etwa dem gesamten österreichischen Verbrauch an elektrischer Energie. Ungarn präsentierte ein Pilzzucht-Unternehmen, wo ein Biosubstrat – Stroh – in kaskadischer Nutzung zuerst für das Pilzwachstum, danach zur Biogasproduktion und zuletzt als Düngemittel verwendet wird. Die Biogasanlage löst damit sowohl das Abfall- als auch das Energieproblem des Betriebes. Italien schließlich zeigte auf, was im Verkehrsbereich möglich ist: Da in Italien bereits heute ca. 730.000 Autos mit Erdgas betrieben werden und diese nicht von emissionsbedingten Fahrverboten in Städten betroffen sind, soll ein guter Teil der italienischen Fahrzeugflotte auf den Betrieb mit (auf erdgasqualität aufgereinigtem) Biogas umgestellt werden.

Alle Präsentationen der Konferenz sowie weitere Informationen zum Projekt sind auf der Projektwebsite www.4biomass.eu zu finden.

Das Projekt 4Biomass

Bis 2020 sollen in der EU 20 % der Endenergie aus erneuerbaren Ressourcen stammen. Biomasse wird als Energieträger immer wichtiger, wachsender Biomassehandel und transport erfordern adäquate, nachhaltige Lösungen. Im Rahmen des Central-Europe-Projekts 4BIOMASS brachte die Österreichische Energieagentur dazu bereits im Oktober 2010 eine internationale Expertenrunde nach Wien, die Konferenz zum Thema Biogas war das bereits dritte Transnationale Forum im Rahmen des Projektes 4Biomass.
In Europa soll Biomasse einen wesentlichen Beitrag zum 20%-Anteil der Erneuerbaren Energien am Energieverbrauch bis 2020 leisten und die Nachfrage nach Biomasse wird daher steigen. Unter dem Titel ’4BIOMASS – Fostering the sustainable usage of renewable energy sources in Central Europe – putting biomass into action!” startete im Februar 2009 ein dreijähriges EU-Projekt, das die nachhaltige Bioenergienutzung in Mitteleuropa vorantreiben soll. Die Finanzierung erfolgt im Rahmen des Programms ‘Central Europe’ durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRD), die Kofinanzierung in Österreich durch das Lebensministerium. Insgesamt 16 Projektpartner aus den ‘Central Europe’-Ländern Deutschland, Italien, Österreich, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und dazu noch der Ukraine sind an diesem Projekt beteiligt.
Weiterführende Informationen über das Projekt 4BIOMASS wie auch zum Workshop ‘Trade of Biomass in Central Europe’ sind auf der Projekt-Website www.4biomass.eu zu finden.

www.4biomass.eu

GastautorIn: Dipl.-Ing. Johannes Schmidl für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /