© Hans-Josef Fell
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Britische Regierung führt Großbritannien in die Energiekrise

Eine Ansichtssache zu Berichterstattung über eine angebliche Renaissance der Atomenergie von Hans-Josef Fell, Sprecher für Energie- und Technologiepolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen

Die britische Regierung führt Großbritannien direkt in die Urankrise. Ab 2020 sollen neue Atomreaktoren in Großbritannien in Betrieb genommen werden.

Dabei droht Uran bereits im nächsten Jahrzehnt zu verknappen. Daher sind die Uranpreise in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Wer neue Atomreaktoren plant, macht seine Rechnung womöglich ohne Uranerz.

Nachdem die britische Regierung in den letzten Jahren das Land schon in eine Erdgas- und Erdölkrise geführt hat, steuert sie jetzt auf eine Atomkrise zu. Auch die Erdgas- und Erdölverknappung wurden von der britischen Regierung lange geleugnet. Es wurden sogar noch Gaskraftwerke geplant, als längst Wissenschaftler vor einem Rückgang der britischen Erdgasförderung gewarnt hatten.
Der britische Regierung steuert damit eine umfassende Energiekrise an. Die britische Energiepolitik sollte daher abschrecken.

Großbritannien hätte es ganz einfach, Strom in großem Umfang CO2-neutral zu erzeugen. Die Briten müssten lediglich ein Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) analog zum deutschen EEG einführen. Dann könnten erneuerbare Energien viel stärker und zu deutlich geringeren Kosten genutzt werden. Sowohl bei der Windenergie als auch bei der Meeresenergie ist Großbritannien bislang weit hinter seinen Möglichkeiten zurück geblieben.

Wer hinter die Propaganda der Atomwirtschaft schaut, erkennt: Die Atomenergie stagniert weltweit. Daran ändert auch die Pro-Atomenergiepolitik der britischen Regierung nichts. Seit Jahren gehen weltweit gerade noch so viele neue Atomkraftwerke ans Netz wie alte abgeschaltet werden.

In der Berichterstattung wird immer wieder von großen Ausbauplänen gesprochen. Gebaut werden Atomkraftwerke hingegen selten. Der einzige Neubau der letzten Jahre, der ERP-Reaktor in Finnland, trägt eher zur Abschreckung als zur Nachahmung bei. Die Kosten explodieren und die Bauzeit verlängert sich von Jahr zu Jahr. Kein Wunder, dass auch das in Litauen geplante Atomkraftwerk keine Investoren findet. Und ob in Großbritannien überhaupt ein neues Atomkraftwerk gebaut werden wird, ist angesichts der hohen Kosten sehr fraglich.

Sicher ist keines der wenigen Atomkraftwerke, die tatsächlich gebaut werden. Auch der ERP-Reaktor, der immer wieder genannt wird, würde einen Absturz eines großen Flugzeuges wahrscheinlich nicht überstehen. Außerdem gibt es kein Endlager für Atommüll – auch nicht in Großbritannien.

GastautorIn: Hans Josef Fell für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /