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Schluss mit Schlägerungen in den Nationalparks!

Schlägerungsstopp in Nationalparks fordern BirdLife, WWF und Umweltdachverband

Wien - Unter dem Deckmantel der Borkenkäferbekämpfung werden in den Nationalparks Gesäuse und Kalkalpen nicht nur rigorose Schlägerungen durchgeführt. Ganz nebenbei lassen sich im Nationalpark Gesäuse so auch Forststraßen sanieren und neu errichten. Der Grund:
Umliegende Wirtschaftsbetriebe vornehmlich der Steirischen Landesforste, das Forstgesetz und Behörden zwingen die Nationalpark-Direktoren, harte Eingriffe auch in den Natur- und
Kernzonen der Nationalparks vorzunehmen.

Dabei sind sich die Ökologen einig: In Wirklichkeit hilft der Borkenkäfer beim Umbau von Monokulturen hin zu naturnahen Wäldern. Die Fichten verschwinden dort, wo sie nicht hingehören und junge, standortgerechte Laubbäume wie Buchen oder Bergahorn können
nachwachsen. In natürlichen subalpinen Fichtenwäldern trägt der Borkenkäfer nach den Sturmereignissen wie Emma und Kyrill zur flächigen Verjüngung bei. Dies ist ein ganz natürlicher Prozess. Anders als Laubwälder verjüngen sich Fichtenwälder großflächig und in
der Regel nach Katastrophen wie Windwürfen oder Schneebrüchen.

Daher fordern BirdLife, WWF und Umweltdachverband: Alle Waldflächen in Nationalparks sind gesetzlich Wälder mit besonderem Lebensraum, somit Biotopschutzwälder. Mittels eines eigenen Verfahrens gemäß § 32 a Abs 2 des geltenden Forstgesetzes müssen dann
Ausnahmen von zwingenden Bestimmungen des Forstgesetzes - wie Maßnahmen zur Borkenkäferbekämpfung - per Bescheid erteilt werden.
Das muss nun aktiv angegangen werden, fordern die Umweltschutzorganisationen BirdLife, WWF und Umweltdachverband.

Einzelne "Hardcore-Forstexperten" bremsen nach wie vor diesen naturnahen Weg. Erst der bewusste Verzicht auf wirtschaftliche Nutzung der Natur und die Förderung natürlicher Ökosysteme machen einen richtigen Nationalpark aus.

Niederösterreich zeigt mit dem Wildnisgebiet Dürrenstein wie es geht. Dort wird der Borkenkäfer außerhalb des Schutzgebiets nur in Abstimmung mit den umliegenden Wirtschaftsbetrieben reguliert", sagt Dr. Gerhard Heilingbrunner, Präsident des Umweltdachverbandes.
Der Zusammenbruch ganzer Fichtenkulturen kommt für BirdLife-Geschäftsführer Pfiffinger nicht von ungefähr: "Fichtenmonokulturen in zu warmen und niederen Lagen sind die
reinsten Schädlingsbiotope, die sich die Forstwirtschaft oft selbst geschaffen hat. Nicht genug, dass Naturwälder wirtschaftlichen Monokulturen weichen mussten. "Nun müssen auch noch Nationalparks für diese fragliche Praxis die Zeche zahlen", so Pfiffinger.

Auch der WWF mahnt zu größter Zurückhaltung beim Borkenkäfer-Management in Schutzgebieten. "Die Schaffung von großflächigen Nicht-Eingriffszonen ist eine wichtige Strategie beim Schutz der Artenvielfalt in den heimischen Wäldern" sagt Bernhard
Kohler, Leiter des Österreich Programms im WWF. "Wir dürfen diese vom Menschen unbeeinflussten Nationalpark-Kernzonen nicht nach den herkömmlichen forstwirtschaftlichen Rezepten behandeln, sondern müssen die Chancen nutzen, die sich hier ergeben. Nur anhand der Wildnis können wir verstehen, wie die Natur eigentlich funktioniert".
Der WWF ist überzeugt, dass von einem konsequenten Wildnisschutz letztlich auch die Forstwirtschaft profitieren wird.

Diese Position der NGOs entspricht klar dem internationalen Übereinkommen der Biologischen Vielfalt das auch Österreich 1995 unterzeichnet hat (BG Bl. 213/95)


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /