Schutz der Alpen vor Verkehrslärm und Luftverschmutzung

Europäisches Forschungsprojekt hilft, Lärm und Luftbelastung entlang alpiner Hauptverkehrswege

Unter dem Namen ALPNAP kommt ein europäisches Forschungsprojekt zum Abschluss, das hilft, Lärm und Luftbelastung entlang alpiner Hauptverkehrswege zu mindern. Geleitet wurde das Projekt vom Institut für Physik der Atmosphäre des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Ergebnisse werden diese Woche in Innsbruck auf einer Abschluss-Konferenz der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der wachsende Güterverkehr zählt zu den größten Herausforderungen der Alpenländer. Die rasant ansteigende Zahl der Lastwagen auf den Alpen-Transitachsen belastet die Umwelt und erhöht die Risiken für die Gesundheit der Anwohner. Um das Problem zu mildern, ist eine länderübergreifende Vorgehensweise notwendig, an der insbesondere die einzelnen Alpenregionen zu beteiligen sind.

ALPNAP unterstützt die zuständigen Behörden beim Planen und Durchführen von belastungsreduzierenden Maßnahmen, zum Beispiel dynamischen Tempolimits, wie sie kürzlich in Tirol eingeführt wurden. Im ALPNAP-Report, einem Handbuch für die zuständigen Planungsbehörden, werden erstmals die derzeit leistungsfähigsten wissenschaftlichen Methoden zur Erfassung und Prognose von Luftverschmutzung und Lärm einschließlich der negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität der Bevölkerung beschrieben. Dabei finden insbesondere die komplizierten Bedingungen für die Schadstoff- und Lärmausbreitung in den Alpentälern Berücksichtigung und es werden Handlungsempfehlungen formuliert.

Das Institut für Physik der Atmosphäre hat in dem Projekt, das zum DLR-Programm Verkehr gehört, verschiedene Verfahren zur Verkehrslärmprognose angewandt. Außerdem haben die Wissenschaftler kombinierte Analysen zur Wetterabhängigkeit des Lärms und der Luftschadstoffkonzentration im Unterinntal durchgeführt. So stellte sich heraus, dass Lärmschutzwände entlang von Autobahnen in Tälern die Hang-Anwohner nur bedingt schützen und ihre Einrichtung daher gründlich geprüft werden muss. Ebenso konnte gezeigt werden, dass bestimmte Wetterbedingungen in den Tälern die Lärm- und Schadstoffbelastung verstärken und so zu Grenzwertüberschreitungen führen. Auf Basis dieser Erkenntnisse können Verkehrsleitmaßnahmen nun entsprechend dem jeweiligen Wetter ergriffen und Belastungsspitzen verhindert werden.

ALPNAP ist ein mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung mitfinanziertes Projekt im INTERREG IIIB Alpenraum Programm. Es läuft seit Januar 2005 und vereint elf Partner aus vier Ländern. Experten aus Universitäten und Forschungszentren Deutschlands, Österreichs, Italiens und Frankreichs bilden ein alpenweites Netzwerk auf den Gebieten der Gebirgsmeteorologie, der Luftverschmutzung, des Lärms und der Gesundheitsauswirkungen. Dabei korrespondiert ALPNAP mit dem Projekt MONITRAF, welches die Auswirkungen des inneralpinen und alpenquerenden Straßenverkehrs längs der vier Transitkorridore Brenner, Fréjus, Gotthard und Montblanc erfasst und untersucht. Ziel ist die Entwicklung gemeinsamer Maßnahmen, um die negativen Auswirkungen des Straßenverkehrs zu vermindern und die Lebensqualität im Alpenraum zu verbessern. Dabei ist zu vermeiden, dass die Maßnahmen an einer Verkehrsachse zur Mehrbelastung einer anderen führen. Dafür steht mit den Projektergebnissen von ALPNAP, die auch in einer Broschüre zusammen gefasst sind, nun das notwendige Know-how zur Verfügung.

GastautorIn: Miriam Kamin /DLR für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /