© oekonews- Rudi Hämmerle
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Analyse zeigt: Allianzen für Erfolg der Elektromobilität notwendig

KPMG: Geschäftsmodelle für Infrastruktur und strategische Allianzen Erfolgsfaktoren für Elektromobilität

Berlin - Ein Mobilitätswandel hat großen Einfluss auf wesentliche Bereiche der deutschen Wirtschaft: Energie, Automobilindustrie, Telekommunikation und IT. Profitable Geschäftsmodelle im Bereich der Elektromobilität müssen gemeinsam erstellt werden. Unternehmen, die jetzt über strategische Allianzen und Kooperationen die Weichen für Elektromobilität richtig stellen, werden davon am stärksten profitieren. Diese Tendenz bestätigt eine KPMG-Analyse zur Entwicklung der Wertschöpfungsketten der deutschen Energie- und Automobilwirtschaft. Die Auswertung basiert auf qualitativen Interviews mit Experten aus über 20 Unternehmen relevanter Industrien. Sie liefert ein aktuelles Bild, wie die Akteure selbst die Entwicklung des Elektromobilitätsmarktes einschätzen.

Hoher Investitionsbedarf in Infrastruktur - Retailgeschäft im Blickpunkt

Eine der zentralen Voraussetzungen für den Durchbruch der Elektromobilität ist die Verfügbarkeit einer flächendeckenden smarten Infrastruktur, deren Aufbau jedoch hohe Investitionen erfordert. Die Interviews zeigen, dass insbesondere hinsichtlich der Finanzierung und des erforderlichen Umfangs der Infrastruktur noch vieles ungeklärt ist.

Die großen Energieversorger streben aufgrund der sie umgebenden Anforderungen des Kapitalmarktes die Konzentration auf nicht kapitalintensive Themen wie Netzbetrieb, Engineering und Abrechnungssysteme an. Auch Kommunen kämen als Investoren in Frage, stehen jedoch vor der Herausforderung, Wege der Finanzierung zu finden.

Ein viel diskutiertes Geschäftsmodell auf dem Weg zu einer bedarfsgerechten Verteilung der Kosten für den Aufbau der Ladeinfrastruktur ist die Errichtung der Ladestationen mit privatwirtschaftlichen Partnern, beispielsweise bei Einzelhändlern. Für Einzelhändler stellt die Bereitstellung von Ladeinfrastruktur potenziell ein Kundengewinnungs- bzw. -bindungsinstrument dar. Die Kosten dafür ließen sich über höhere Preise im Retailgeschäft kompensieren. Doch auch das bleibt Zukunftsmusik, solange die Marktabdeckung mit Elektroautos noch zu gering ist. Die Experten gehen davon aus, dass finanzielle Anreize in der Marktvorbereitungsphase bis 2014 die Investitionsbereitschaft entscheidend beeinflussen könnten.

Neue Mobilitätskonzepte aus einer Hand

Mobilität ist das Produkt der Zukunft. Dieser Trend zeichnet sich bereits deutlich ab. Der Kunde erwartet Mobilitätsangebote, die intelligent kombinierbar und einfach abrufbar sind. Mobilitätsdienstleister, die in der Lage sind, Produkte und Dienstleistungen rund um Mobilität, Stromversorgung und Vernetzung intelligent zu bündeln und entsprechende modulare Mobilitätspakete zu schnüren, werden die Schnittstelle zum Kunden beherrschen. Möglich wird das, wenn Allianzen zwischen Fahrzeugherstellern, Energieversorgern und IT-Unternehmen entstehen, um attraktive Lösungen für die Mobilität der Zukunft zu entwickeln.

‘Etablierte Unternehmen aus der Energie- und Automobilwirtschaft können ebenso zu bedeutenden Marktakteuren in der Elektromobilität werden wie Unternehmen aus anderen Wirtschaftszweigen. Sogar für komplett neu entstehende Unternehmen bestehen interessante Chancen. Starkes Markenmanagement sollte dazu genutzt werden, um den Kontakt zum Kunden weiter auszubauen", erklärt Dieter Becker, Global Head of Automotive bei KPMG.

Internationale Standards für die Elektromobilität notwendig

Einigkeit besteht darüber, dass der Erfolg der Elektromobilität auch davon abhängt, ob die Industrie in der Lage ist, internationale Standards und ein flächendeckendes Infrastrukturangebot mit Versorgungs- und Abrechnungssystemen aufzustellen. Das Management dieser Netzwerke - bestehend aus Erzeugung und Verbrauch von Elektrizität, Infrastruktur und Mobilitätsangebot - wird zu einer der größten Herausforderungen in diesem Markt. ‘Bei aller Euphorie zum Thema Elektromobilität darf nicht vergessen werden, dass wir über einen langfristigen Veränderungsprozess sprechen. Nicht nur die Technologie braucht noch Zeit zur Weiterentwicklung, auch die Kunden brauchen noch Zeit, sich auf den Mobilitätswandel einzustellen", meint Olaf Köppe, Partner Energy & Natural Resources bei KPMG.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /