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“Bitte gebietet der ’Entwicklung’ des Berges Kailash zu Profitzwecken Einhalt“ von Woeser

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Pressemitteilung von: igfm muenchen

Strommasten auf dem Umrundungsweg um den Kailash, Bild von Woeser

Strommasten auf dem Umrundungsweg um den Kailash, Bild von Woeser

High Peaks Pure Earth, HighPeaksPureEarth.com, übersetzte einen Aufruf der tibetischen Schriftstellerin, Dichterin und Bloggerin Woeser, der am 10. Juli auf ihrem Blog erschien. Der dringende Appell bezieht sich auf die geplanten Entwicklungsvorhaben für die Förderung des Tourismus in der Region des Berges Kailash und des Sees Manasarovar in Westtibet.


Auch der amerikanische Tibetologe Elliot Sperling verfaßte kürzlich einen ähnlichen Appell (1). Hier folgt Woesers Essay:

„Vor neun Jahren unternahm ich eine Pilgerfahrt zum Berg Kailash, wo ich die 50 km lange Runde um den heiligen Berg machte, was fast 20 Stunden in Anspruch nahm. Als die wunderbare Form des Kailash in der Ferne vor mir auftauchte, war es, als ob ich auf das Symbol des Buddhismus blickte, es glich der Mandala-Blume, so strahlend, hell und rein war es. Für die Nicht-Gläubigen ist der Kailash ein ganz normaler Berg. Aber heutzutage ist er für die profitgierigen Geschäftsleute ein Objekt mit dem Reiz des Neuen geworden, eine Attraktion, um Touristen anzulocken und viel Geld zu verdienen.

Kürzlich schrieben Freunde, die gerade vom Mount Kailash zurückgekehrt waren, auf der Sina Weibo MicroBlogging Seite, daß sie Baustellen am Berg gesehen hatten, um die Wege zu verbreitern und eine neue Straße zu bauen. Viel zu bald schon werden allerlei Fahrzeuge von Darchen aus bis zum Kloster Drirapuk fahren können, und einige wollen sogar die Aufstellung von Seilbahn-Pfeilern an einem Berghang gesehen haben.

So viel ich weiß, ist die ‚Tibet-Tourismus-Gesellschaft’ eine Tochtergesellschaft der in Beijing ansässigen Guofeng Gruppe. Sie wurden ’unter Vertrag genommen’, um den heiligen Berg Kailash sowie den See Manasarovar in Tourismus-Areale zu verwandeln. Im Internet entdeckte ich, daß die ’Tibet-Tourismus-Gesellschaft’ 2010 an die Börse ging und den heiligen Berg und den heiligen See nun benutzt, um Anteile zu verkaufen. Die Unternehmung wurde bekannt unter dem Namen ’Tibetisches Kailash-Manasarovar Tourismus-Entwicklungsprojekt’, sie beinhaltet die ‚Entwicklung des landschaftlich attraktiven Gebiets, den Bau von Hotels und Restaurants, die Anschaffung von umweltfreundlichen Fahrzeugen, Sauerstoffabriken und andere Einrichtungen’. Für die Zukunft planen sie, ein großes Eingangstor zu bauen, Aussichtsplattformen, Sightseeing-Fahrzeuge, und Straßen usw. Abgesehen von der Kommerzialisierung der heiligen religiösen Stätte wird der Bau von Sauerstoffabriken und anderer Komfort-Einrichtungen die Schadstoffemission erhöhen und die Umwelt belasten.

Dieses Jahr findet vom 31. Juli bis 11. August ein nicht-öffentliches Cross-Country Wettrennen am Berg Kailash statt. Organisiert wird es von der ’Beijing Gesellschaft für Extremsport und Outdoor-Abenteuer’. Auf deren Website stehen die Preise für eine Teilnahme – Unternehmen: 68.000 Yuan pro Team, nicht-kommerzielle private Gruppen: 56.000 Yuan pro Team, Individuen: 15.000 Yuan pro Person. Obwohl diese Aktion angeblich zu Wohltätigkeitszwecken gereichen soll, ist sie ein Zeichen, daß der lange Arm des Kommerzes schon angefangen hat, den Berg Kailash für den Profit auszuschlachten. Das ist nicht nur Spekulation, denn es gibt viele andere heilige Berge und Seen, die alle dasselbe Schicksal erleiden und auf dem Hackbrett der Geschäftemacherei zerteilt werden könnten.

Heute fallen der Berg Kailash und der See Manasarovar unter die Verwaltungseinheit des Bezirks Purang in der Präfektur Ngari in Westtibet. Leute, die etwas von tibetischer und indischer Kultur verstehen, wissen, daß diese kein gewöhnlicher Berg und kein gewöhnlicher See sind. Alle vier Religionen – Buddhismus, Bön, Hinduismus und Jainismus – sind sich einig, daß sie von allen religiösen Stätten die wichtigsten ‚heiligen Orte’ sind (so soll es der Buddha gesagt haben). Traditionell galt nämlich die religiöse Anbetung am Berg Kailash und am Manasarovar-See als eine wesentliche Erfahrung im Leben. Wer den Berg und den See zu Fuß umrundet, setzt die Pilgertraditionen der Vergangenheit fort, denn nur durch den physischen Akt des Gehens und die ’Knochenarbeit’ kann man religiöse Läuterung erlangen.

Es ist völlig unnötig, dort Straßen zu bauen oder Touristenbusse herumfahren zu lassen. Diese ziehen nämlich nur eine gewisse Klasse von Leuten an. Um im Sinne der Kulturanthropologie zu argumentieren, handelt es sich hier um eine Art von ’Tourismus-Imperialismus’, der den heiligen Berg und den heiligen See entweihen und zerstören wird. Jemand kommentierte schon spöttisch: ’Eines Tages wird man die Leute singen hören: Wir sitzen in der Gondelbahn und umkreisen den heiligen Berg’.

Der Berg Kailash und der See Manasarovar bilden eine besonders ehrwürdige Gegend, und jeder Grashalm, jeder Baum, jeder Berg oder Wassertropfen werden von jenem buddhistischen Volk, das historisch gesehen schon immer die Natur und alle Lebewesen schützte, mit Ehrfurcht behandelt. Das wird reflektiert von dem Begriff einer ’kulturellen Umwelt’, in dem es einen Platz für die Überzeugungen und die Traditionen der Menschen gibt. Die Menschheit bekennt sich doch auch zu dem ’Naturerbe’ und dem ’Kulturerbe’, und diese Dinge sollten in Ehren gehalten und vor allem respektiert werden.

Wie wir alle wissen, wird das tibetische Hochland auch als der ’Dritte Pol der Erde’ bezeichnet, denn seine Berge und Flüsse sind von globaler ökologischer Bedeutung. Aber heutzutage ist Tibet ’offen für die Entwicklung’ geworden, es ist offen für alle Arten von Bergwerken, Staudämmen und Tourismusprojekten. Doch diese Entwicklungsvorhaben werden der tibetischen Nation, ihrer Kultur und Lebensweise, den heiligen Bergen und Seen irreparable Schäden zufügen, was wiederum Folgen für die Ökologie der ganzen Welt haben wird.

Dieses Jahr am 4. Januar, als Seine Heiligkeit der Dalai Lama über Video mit chinesischen Intellektuellen konferierte, stellte der Anwalt Jian Tianyong fest, daß ’das Abschmelzen der Gletscher, die Abholzung und der Bergbau die Wasserläufe ungeheuer verschmutzen. Diese Probleme können nicht länger warten, eher schon politische Fragen. Was diese angeht, kann das tibetische Volk noch fünf oder zehn Jahre warten’. Seine Heiligkeit antwortete, daß ’seine größte Sorge die Wiederherstellung der schwer geschädigten Umwelt ist. Dies ist ein Riesenproblem, besonders, was die Zerstörung des tibetischen Plateaus betrifft, denn die Quellgebiete aller großen Flüsse Asiens sind bedroht, und damit wird das Leben von Milliarden Menschen von gefährdet’.

Heutzutage wird Tibet geplündert und ausgebeutet, und das alles im Namen seiner ’Entwicklung’. Wie Wang Lixiong in dem Buch ’Himmelsbestattung: Das Schicksal Tibets’ sagt: ’Tibet gleicht einer Person, die ihre ganze Bewegungsfähigkeit eingebüßt hat und auf dem schneebedeckten Dach der Welt liegt. Aus allen Richtungen stoßen Geier und Adler auf sie herab, reißen ihren Leib in Stücke, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen -- sei es wegen der Souveränität, um die öffentliche Meinung für sich zu gewinnen, um eine bestimmte Ideologie zu demonstrieren oder um der internationalen Diplomatie willen. Da gibt es auch noch die gierigen und unersättlichen Geschäftsleute, die Wilderer und Jäger wilder Tiere, die ihr Vergnügen suchenden Touristen und die der modernen Zivilisation überdrüssigen Westler – all diese Leute strömen nach Tibet, um sich von ihm zu nehmen, was sie brauchen. Im Laufe seiner ganzen Geschichte wurde Tibet niemals so manipuliert, bis zu einem solchen Grade von externen Kräften ausgenutzt, wie es jetzt geschieht. Tibet war niemals so hilflos, so eingeschränkt und unfähig für sich selbst zu handeln’.

Seine Heiligkeit der Dalai Lama plant, bald Amerika zu besuchen (2) und dort mit Hunderten von chinesischen Gelehrten zusammenzutreffen, um über die Zukunft Chinas das Schicksal Tibets und andere Themen zu reden. Diese Diskussionen sind von hohem theoretischem Wert, aber im Augenblick dringlicher ist die Tatsache, daß Tibet derzeit verschlungen und um des Profits willen zerrissen wird. Wenn wir diese Ausbeutung nicht aufhalten können und warten wollen, bis eine chinesische Demokratie dieses Problem löst, wird Tibet schon tot und untergegangen sein. Wir sollten daher unsere Augen öffnen und den gierigen Handlungen der Geschäftsleute Einhalt gebieten, wir sollten die ganze Welt über die Zerstörung der Umwelt, der kulturellen Traditionen und der Lebensweise in Tibet informieren.

Aus diesem Grund plädiere ich für Demokratie und Gerechtigkeit. Ich appelliere an die Leute in Tibet alles zu tun, was in ihrer Kraft steht, um ihren heiligen Berg Kailash und ihren Manasarovar-See zu beschützen und die Thematik der tibetischen Kultur und Lebensweise ins allgemeine Bewußtsein zu rücken.“

Woeser, 3. Juli 2011, Beijing

(1) „Kailash, an Appeal“, 14. Juli 2011, http://www.rangzen.net/2011/07/14/kailash-an-appeal/

(2) Hier bezieht sich Woeser auf das Treffen des Dalai Lama mit chinesischen Gelehrten in den USA. Am 11. Juli sprach er in Washington im Rahmen der Kalachakra Belehrungen auf einer Konferenz über ein „Demokratisches China und die Zukunft Tibets“.

Quelle: HighPeaksPureEarth, www.HighPeaksPureEarth.com
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