© Michael Szeiler / Rosinak und Partner
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Jede vierte Gemeinde in Österreich hat keinen Nahversorger!

Seit 2000 hat sich Zahl der Gemeinden ohne Geschäft verdoppelt - VCÖ: Rad- und fußgängerfreundliche Verkehrsplanung fördert Nahversorgung

Wien, 16. September - Immer mehr Gemeinden in Österreich haben kein Lebensmittelgeschäft, so der VCÖ in einer Aussendung. Seit dem Jahr 1997 hat sich die Zahl der Gemeinden ohne Nahversorger von 320 auf 690 mehr als verdoppelt. Die VCÖ-Analyse zeigt, dass jede dritte dieser Gemeinden in der Steiermark liegt. Während in der Steiermark 40 Prozent der Gemeinden kein Lebensmittelgeschäft haben, sind es in Oberösterreich 28 Prozent und in Niederösterreich 25 Prozent.

"In den vergangen zwei bis drei Jahrzehnten wurde viele Supermärkte an den Ortsrand gebaut. Damit entstand nicht nur für die Nahversorgung im Ortszentrum eine tödliche Konkurrenz, sondern es nahm damit auch der Verkehr zu. Denn die Geschäfte am Ortsrand sind meist nur mit dem Auto gut erreichbar. Die Kosten der Einkaufsfahrten steigen damit", stellt VCÖ-Experte DI Martin Blum fest.

Wer vier Kilometer mit dem Auto zum nächsten Supermarkt fährt, verbraucht für die Hin- und Rückfahrt mit einem durchschnittlichen Auto rund einen Liter Sprit. Bei 100 Einkäufen pro Jahr betragen allein die Spritkosten für die Einkaufsfahrten rund 140 Euro, verdeutlicht der VCÖ. Gerade bei Kurzstrecken ist der Verbrauch sehr hoch, auf dem ersten Kilometer verbraucht ein Auto drei bis vier Mal so viel wie im Schnitt. Angesichts in Zukunft weiter steigender Erdölpreise fordert der VCÖ stärkere Initiativen, um Lebensmittelgeschäfte wieder in die Ortszentren zu bringen.

Eine aktuelle VCÖ-Studie zeigt, dass die Verkehrsplanung einen stärkeren Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit von Nahversorgern hat als bisher angenommen wurde. Eine fußgänger- und radfahrfreundliche Verkehrsplanung stärkt die Nahversorgung. "Fußgängerzonen, Shared Space oder so genannte Begegnungszonen laden zum Einkaufen per Fahrrad oder zu Fuß ein", empfiehlt VCÖ-Experte Blum bei der Förderung der Nahversorgung die Potenziale der Verkehrsplanung stärker zu nutzen.

Ein Beispiel dafür ist die Stadt Enns. Seit dem Jahr 2008 haben in Enns 42 neue Geschäfte geöffnet. Unterstützt wurde die Entwicklung durch das Konzept "Citta Slow", das Gehen und Radfahren fördert. "Wer zu Fuß oder mit dem Fahrrad einkauft, bleibt im Ort und stärkt damit die regionale Wirtschaftskraft", so VCÖ-Experte Blum.


VCÖ: In der Steiermark ist Zahl der Gemeinden ohne Nahversorger am höchsten
(Anzahl Gemeinden ohne Lebensmittelgeschäft)
Steiermark: 221
Niederösterreich: 146
Oberösterreich: 125
Tirol: 90
Burgenland: 59
Vorarlberg: 18
Salzburg: 18
Kärnten: 15
Quelle: Regiodata, VCÖ 2011

VCÖ: 40 Prozent der steirischen Gemeinden ohne Lebensmittelgeschäft
(Anteil der Gemeinden ohne Lebensmittelgeschäft an allen Gemeinden)
Steiermark: 40 Prozent
Burgenland: 34 Prozent
Tirol: 32 Prozent
Oberösterreich: 28 Prozent
Niederösterreich: 25 Prozent
Vorarlberg: 19 Prozent
Salzburg: 15 Prozent
Kärnten: 11 Prozent
Quelle: Regiodata, VCÖ 2011


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /