LEIPZIG. (Ceto) Was seit 2010 in Baden-Württemberg gilt, wollen auch andere Bundesländer nachmachen: 20 Prozent erneuerbare Energien bei Neubauten, 10 Prozent bei Sanierungsfällen wie einem Heizungstausch. Doch was bringt der Zwang zur Modernisierung? Zwar wurden im Ländle durch die Sanierungsmaßnahmen schätzungsweise 35 Prozent CO2-Emissionen bei Neubauten eingespart. Doch die Modernisierungsquote liegt nur im absoluten Bundesdurchschnitt.
Erwachsene wollen vor allem eines nicht: bevormundet werden. Wörter wie „müssen“ oder „sollen“ gelten als Reizwörter, die uns aus der Kindheit in unangenehmer Erinnerung sind und auf die wir nur zu gern im täglichen Miteinander verzichten. Was für den Normal-Bürger selbstverständlich ist, ist es für Politiker noch lange nicht. Gerade im Bereich der Energiegesetzgebung wimmelt es nämlich von „müssen“ und „sollen“. Das wenig überraschende Ergebnis: Wie Kinder, die sich bockig stellen, wollen Erwachsene auch hierbei nicht „müssen“ oder „sollen“.
Ein Beispiel dafür ist das landeseigene Erneuerbare Wärme-Gesetz (EWärmeG) in Baden-Württemberg. Seit 1. Januar 2010 fordert dies, dass nach Modernisierung durch Austausch der zentralen Heizungsanlage bei bestehenden Gebäuden der jährliche Wärmebedarf zu 10 Prozent aus Erneuerbaren Energien gedeckt werden muss.
Weil es die dortigen Landespolitiker so wollen, könnte diese Regelung demnächst Nachahmer im Saarland und in Nordrhein- Westfalen finden. Grund genug also, mal nachzuhaken, was das EWärmeG auf Landesebene tatsächlich gebracht hat.
BRENNSTOFFSPIEGEL und mineralölrundschau kannte bisher nur die Meinung der Brennstoffhändler im Ländle. Diese wussten in zahlreichen Telefonaten mit der Redaktion zu berichten, dass selbst Modernisierungswillige einen Kesseltausch immer weiter hinausschöben. Sie störe gerade der Zwang zur zehnprozentigen Nutzung von Erneuerbaren, der in der Regel durch eine Solarthermieanlage oder durch das im Südwesten flächendeckend verfügbare Bio- Heizöl B10 zu bewältigen wäre. Die Umsetzung dieser Vorgabe sei zu teuer und schränke den Hauseigentümer in seiner Entscheidung bei der Wahl des Brennstoffes ein.
Check mittels Fakten
Diese nur geäußerte Meinung sollte anhand der Fakten überprüft werden. Dabei setzte die Redaktion die Anzahl der Einwohner jedes Bundeslandes ins Verhältnis zur Anzahl der bewilligten KfW-Zuschüsse für energieeffiziente Sanierung, teilte dies, um eine handhabbare Größe zu bekommen, durch 1.000. Das ganze wurde für den Zeitraum vom 1. Januar 2010 bis 1. März 2011 verglichen – soweit aktuelle Daten verfügbar waren.
Ergebnis lässt aufhorchen
Erstaunlich:
• Trotz des in Baden- Württemberg seit dem Erfassungszeitraum für die Altbauten geltenden Erneuerbare Wärme- Gesetzes mit 10 Prozent EEG-Anteil bei der Energieversorgung im Modernisierungsfall liegt das Bundesland absolut im Bundesdurchschnitt, auch wenn dies nicht das erste Ziel des EWärmeG ist. Das Gesetz hat keinerlei signifikante Steigerung bei energie- und CO2-sparenden Modernisierungen gebracht.
• Vergleicht man Baden-Württemberg mit anderen Flächenländern, wie Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland teils, liegen diese bei der Beantragung von KfW-Zuschüssen deutlich darüber – und das ohne ein eigenes Landesgesetz.
• Selbst die neuen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen schneiden im Schnitt besser ab, obwohl der Modernisierungsbedarf hier aufgrund der Nachwende-Investitionen noch nicht so groß ist.
• Lediglich die Flächenländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein liegen unter dem Niveau von Baden-Württemberg. Die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg sind schlecht vergleichbar, da hier ein anderer Energiemix (größerer Anteil Fernwärme) und Eigentümerstruktur (größerer Anteil an Mietwohnungen) existiert.
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