© Katharina Rossboth - Interessante Diskussion in Wien
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E-Mobilität - für ein zukunftsfähiges Verkehrssystem

Sicher, sauber, leistbar muss die Mobilität in Zukunft sein - Ein Systemwandel im Verkehr ist eine Notwendigkeit

Der britische Stern-Report hat vor fünf Jahren aufgerüttelt: "Wenn wir nicht Maßnahmen gegen die Klimawandel ergreifen, fahren wir ökologisch gegen die Wand. Und da geht es nicht um einzelne Technologien, es geht um einen Wechsel im System." Ingolf Schädler, Bereichsleiter Innovation im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, zur Eröffnung des "forum bmvit - Zukunft heißt Innovation" am Mittwoch im Museumsquartier in Wien. "Wir unterstützen die E-Mobilität, weil wir an die Notwendigkeit eines Systemwandels im Verkehr glauben", meinte er.


Das war auch der Ausgangspunkt für das im Frühjahr präsentierte Weißbuch Verkehr der Europäischen Kommission, dessen Philosophie Paul Verhoef, Leiter der Abteilung Forschung und Innovative Verkehrssysteme, in seiner Keynote illustrierte. 60 Prozent weniger CO2 bis 2050 ist das große Ziel. Bis dahin alle noch mit fossilen Treibstoffen betriebenen Fahrzeuge aus unseren Städten hinaus zu kriegen, sei eine der dafür nötigen Umsetzungsmaßnahmen. Das, so Verhoef, habe natürlich viele Diskussionen ausgelöst, aber das sei auch gut so. Bei den Pkw sei dazu schon viel in Entwicklung, die nächsten beiden Jahre würden entscheidend sein in der Umsetzung von e-mobility oder der Implementierung von Brennstoffzellen. Schwieriger sei die Umsetzung des im Weißbuch ebenfalls deklarierten Ziels, 50 Prozent des Verkehrs auf der Mitteldistanz von der Straße auf die Schiene oder die Wasserwege zu bringen.

Als "sehr sportlich" bezeichnete denn auch Irene Feige, Leiterin des Instituts für Mobilitätsforschung in München, die Ziele des Weißbuchs. In ihren Szenarios für Mobilitätsmuster in Deutschland bis 2030 würden fossil betriebene Fahrzeuge immer noch den größten Teil des Verkehrs abdecken. Es zeige sich aber, dass Verhaltensweisen aufbrechen. Die Autobesitzer seien in zunehmenden Maß auch bereit, andere Verkehrsangebote in Anspruch zu nehmen. Einen Verzicht auf mehr Mobilität könne sie sich aber nicht vorstellen. Er sei aber auch nicht notwendig: Es gebe genug Energiequellen abseits vom Öl, wir müssten sie nur nutzen.

"Wien wird in den nächsten 20 Jahren auf mehr als zwei Millionen Einwohner wachsen. Da muss sich das Verkehrsverhalten einfach ändern", sagte dazu Gabriele Payr, die Generaldirektorin der Wiener Stadtwerke. Die Umstellung auf Elektro-Autos allein könne da die Lösung nicht bringen: "Es geht auch um das Platzproblem. Wohin mit noch mehr Autos in der Stadt?" Wichtiger sei da der Ausbau des Öffentlichen Verkehrs. 36 Prozent der Verkehrsteilnehmer legen heute in Wien ihre Wege mit Öffis zurück. Das soll bis 2020 auf 40 Prozent gesteigert werden. Dazu bedürfe es aber auch der effizienten Ausgestaltung intermodaler Verkehrswegeketten.

Clemens Först, Leiter Strategie in den ÖBB, verwies auf den Startnachteil, den die Schiene gegenüber der Straße in der Infrastrukturausstattung habe. Der Großteil des Schienennetzes stamme noch aus Zeiten der Monarchie. In die Straße wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert viermal mehr investiert als in die Schieneninfrastruktur. Auf der Schiene gelte es da die nötigen "Hausaufgaben" zu machen: mit einer kundengerechten Ausrichtung des Angebots, mit dem Ausbau der Infrastruktur und mit verbesserten regulatorischen Rahmenbedingungen.

"Wir glauben immer noch an den Pkw als Eigentum", erklärte Alexander Struckl, Geschäftsführer von General Motors Austria. Die aktuellen Verkaufszahlen widersprächen den Studien, die von einem Wechsel vom Besitzen zum Nutzen sprächen. Bei General Motors sehe man auch immer noch viel Potenzial für fossil betriebene Fahrzeuge, steigt aber auch bei E-Mobilität ein, "denn das wird kommen". Mit dem Opel Ampera, der Anfang nächsten Jahres herauskommt, biete GM, so Struckl, gleich zwei Autos in einem an: Bis 60 Kilometer funktioniert der Elektrobetrieb dieses Hybridmodells. Wer länger fährt, kann auf Benzin umschalten und mit dem Range Extender bis zu 500 Kilometer weit fahren.

Für einen Umstieg, um den Konsumenten die Angst vor der Reichweite von E-Autos zu nehmen, sicher eine gangbare Lösung, wie ein Teilnehmer meinte.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /