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Verkehrshimbeere 2011 an die NÖ Landesregierung

Die Plattform für nachhaltige Mobilität - PlattMobil vergibt jährlich die Verkehrshimbeere für Projekte die zukunftsfähigen Entwicklungen im Verkehrssystem im Wege stehen

Die Verkehrshimbeere ist der Preis, der jene Umsetzungen, Konzepte und
Regelungen im Verkehrswesen prämiert, die einer Entwicklung zu einem zukunftsfähigen und sowohl ökologisch als auch sozial verträglichen Verkehrssystem im Wege stehen. Dabei werden Kriterien wie schlechtes Vorbild, Langfristigkeit der Maßnahme, schlechte Wirtschaflichkeit, Förderung
eines hohen Ressourcenverbrauches und die Verringerung von Chancengleichheit berücksichtigt.

Verkehrshimbeere an die NÖ Landesregierung: Das Holz fährt doch nicht Rad!

Die Prämierung erfolgt für die Übernahme der Regionalbahnen in NÖ von den ÖBB und das großflächige Einstellen des Betriebes auf diesen (darunter die Thayatalbahn) im Widerspruch zu anderslautenden, großspurigen Behauptungen von Serviceverbesserungen im Vorfeld, für die Nichteinhaltung von internationalen Vereinbarungen mit Tschechien, das Ausspielen der beiden ökologischen Verkehrsmittel Radverkehr und Bahn, sowie das Forcieren von parallelen, millionenschweren Straßenaus- und Neubauten.
Mit der Umstellung auf Busverkehre statt eines modernen Bahnbetriebes, wie man ihn in Deutschland und der Schweiz genießen kann, wurde ein weiterer, schwergewichtiger Schritt in der Abwärtsspirale zur Ausdünnung des regionalen öffentlichen Verkehrs gesetzt. Zusätzlich werden durch das geplante Abtragen von Gleisen langfristig wirkende Fakten geschaffen, die angesichts der zukünftigen Energiesituation (zB. Erdölverknappung durch Peak Oil) grob fahrlässig erscheinen.

Sonderpreis für die 23. StVO-Novelle

In der Kategorie "Regelungen, Gesetze und Förderungen" vergibt die Jury einen Sonderpreis an das BMVIT (Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie) für die Vorlage des Begutachtungsentwurfes zur 23. StVO-Novelle. In einer vorbereitenden Arbeitsgruppe wurde von Vertretern zivilgesellschaftlicher und sozialpartnerschaftlicher Organisationen im breiten Konsens ein Spektrum an Radverkehrsfördermaßnahmen für die Straßenverkehrsordnung und die Fahrradverordnung ausgearbeitet, wie z.B. die Aufhebung der Radwegebenützungspflicht.

Das Ministerium ließ all dies unberücksichtigt, übrig blieb lediglich die populistische Radhelmpflicht für Kinder bis 14 Jahren - die nach wie vor von nahezu allen Verkehrsexperten in Österreich abgelehnt wird.

Aus allen Einreichungen wurden in einer ersten Runde sieben Finalisten ermittelt, aus denen - nach intensiver Diskussion - die international besetzte, 9-köpfige Jury die beiden Preisträger bestimmte.

Lobenswerte Erwähnungen

Die weiteren Finalisten, die sich eine "lobenswerte Erwähnung" verdient haben, sind:

- Der neue Radweg in der Donaustraße in Klosterneuburg. Eine verpasste
Chance für zeitgemäße Verkehrsplanung im Rahmen des sehr stark befahrenen Donauradweges.

- Die mangelnde Berücksichtigung von Radinfrastruktur auf den neu gebauten Straßenbrücken im Rahmen der Güterzugsumfahrung St. Pölten.

- Die "Aktion Scharf" gegen Radfahrer sowie das kurzfristige, temporäre Untersagen von "Rasen am Ring" durch die Wiener Polizei im Sommer 2011.

- Die Radfahrstreifen und Radwege von kurzer Länge in ganz Österreich, die Radfahrern eine Wartepflicht gegenüber abbiegenden Autos verpassen.
Beispielhaft in Wien: Die Margaretenstraße auf Höhe Ziegelofengasse und die Brückengasse von der Linken Wienzeile bis zur Mollardgasse.

- Der Kreuzungsbereich Castellezgasse - Obere Augartenstraße - Kleine Pfarrgasse - Taborstraße in Wien. Statt Verkehrsteilnehmer vereinigende Planung gibt es eine trennende Reglementierungs- und Verkehrszeichenorgie.


Artikel Online geschaltet von: / stevanov /