© Knoflacher
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Die neue Lust am Gehen: Kann München Schritt halten?

Das Zufußgehen belebt den öffentlichen Raum und ist auf kurzen Strecken geeignet, überfüllte öffentliche Verkehrsmittel zu entlasten

Die Verbesserung der Mobilität zu Fuß ist ein Weg zur kinderfreundlichen Stadt und wird gleichzeitig dem demographischen Wandel mit der Zunahme von Seniorinnen und Senioren gerecht. Dennoch werden in der Sendlinger Straße, die teilweise zur Fußgängerzone wird, relevante Aspekte für den Fußverkehr und die Aufenthaltsqualität öffentlicher Plätze nicht beachtet.

Das Zufußgehen ist mit einem stabilen Anteil von 28 % an allen Wegen die am häufigsten ausgeübte Form der Mobilität, welche die wenigsten Menschen aufgrund von sozialen, finanziellen oder körperlichen Einschränkungen ausschließt. Eine halbe Stunde zügiges Gehen am Tag hält – wie das Radfahren – auch weniger Sportliche fit, unterstützt das Wohlbefinden und verlängert das Leben im Mittel um fünf Jahre. Höchste Zeit also für einen Perspektivenwechsel zu Fußgänger-gerechten Städten.

Wie dringend es ist, über eine Münchner Fußverkehrsstrategie nachzudenken, zeigt die geplante Erweiterung der Fußgängerzone: Die Sendlinger Straße wird zwischen Färbergraben und Hackenstraße autofrei. Leider ist weder an Bäume und Grün, noch an Sitzgelegenheiten und ein Fußgängerleitsystem gedacht worden. Andreas Schuster von Green City: "Ich begrüße es sehr, dass
die Sendlinger Straße partiell die bestehende Fußgängerzone erweitert. Jedoch sind die Anforderungen an den öffentlichen Raum in den letzten Jahren gewachsen". Laut Schuster würden die Menschen heute mehr erwarten, als eine graue Straßenwüste. "Schattige Sitzgelegenheiten unter Bäumen, die zum Verweilen laden; Grün, das den eilenden Gang des Einkäufers verlangsamt und somit auch den Blick für die Schaufenster schärft und vor allem eine Beschilderung, welche die Sehenswürdigkeiten unserer schönen Stadt hervorhebt, aber auch aufzeigt, wie gut man in München Distanzen zu Fuß zurücklegen kann: Das sind keine Luxusforderungen, sondern sollten in einer
modernen, menschengerechten Stadt selbstverständlich sein".

Kommunale Fußverkehrsstrategien besprechen Experten am 24. November um 18:30 Uhr im Rahmen der ‘Münchner Mobilitätskultur’ im Verkehrszentrum des Deutschen Museums, Theresienhöhe 14a. Die Podiumsteilnehmer sind Paul Bickelbacher (FUSS e.V., München), Daniel Sauter (Urban Mobility Research, Board Member Walk21, Zürich), Horst Wohlfarth von Alm (Senats-verwaltung für Stadtentwicklung, Grundsatzfragen der Straßenplanung, Berlin) und Horst Mentz (Landeshauptstadt München, Referat für Stadtplanung und Bauordnung, Abteilungsleiter Stadt- und Verkehrsplanung, München). Moderator ist Marco Eisenack. Der Eintritt beträgt 3 € bzw. ist frei für Green City-Mitglieder.

Über die Münchner Mobilitätskultur
Im Rahmen von u-turn veranstaltet Green City eine regelmäßige Diskussionsreihe zu nachhaltiger Mobilität. Seit 2004 werden Podiumsdiskussionen zu aktuellen Verkehrsthemen mit wechselnden Experten durchgeführt. Die Veranstaltungen richten sich sowohl an Fachpublikum, als auch an die interessierte Öffentlichkeit. Jedes Jahr steht dabei unter einem bestimmten Schwerpunkt. Im Zyklus
2011/2012 geht es um "Antriebe der Zukunft - Was bewegt uns morgen?" In der ersten Veranstaltung wird der elementarste Antrieb, das zu Fuß gehen, thematisiert.

Über Green City e.V.
Green City ist seit 1990 als Umweltorganisation in München aktiv. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen im Bereich Mobilität, Klimaschutz und Stadtgestaltung. Durch vielseitige Methoden, wie Aktionstage, Events oder Umweltbildungsprojekte setzt Green City seine Inhalte auf lokaler Ebene um. Dabei fördert der Verein bürgerschaftliches Engagement, Bewusstseinsbildung sowie Diskurs. Green City e.V. ist Träger der Dachmarke Umweltbildung.Bayern und führt zwei anerkannte Projekte der UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" durch.

Mehr Informationen auf www.greencity.de.

GastautorIn: Svenja von Gierke für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /