Schiefergas: Bohrungen im Weinviertel?

Förderung von Schiefergas ist hochgefährlich und klimaschädlich, sind sich Greenpeace und Global 2000 einig

Wie der "Kurier" gestern berichtete, ist die OMV im nördlichen Niederösterreich auf riesige Schiefergasvorkommen gestoßen. Es soll schrittweise zu einem Abbau kommen, die OMV versichert jedoch, nach technischen Möglichkeiten zu suchen, das Gas umweltfreundlich fördern zu können und will in Kürze mit Probebohrungen beginnen. Johannes Wahlmüller, Energieexperte von GLOBAL 2000, äußert Bedenken: "Das sogenannte Fracking - die Förderung von Schiefergas - ist aus Umweltsicht hochgefährlich. Die derzeit eingesetzte Technologie führt in jedem Fall zu Umwelt- und
Gesundheitsschädigungen. Das zeigen auch internationale Beispiele. In Frankreich und der Schweiz wurden auf Grund zahlreicher Bedenken alle Schiefergas-Projekte auf Eis gelegt - und die OMV will nun erst recht damit beginnen?"

Es gibt derzeit noch keine umweltfreundliche Alternative zur gängigen Förderungsweise von Schiefergas. Unmengen von Wasser, mit bis zu 600 verschiedenen Chemikalien versetzt, werden in den Boden gepumpt, um Gesteinsschichten aufzubrechen und so das Gas freizusetzen. Dadurch besteht hohe Gefahr für das Grundwasser. Auch die Entsorgung des mit Chemikalien versetzten Wassers gestaltet sich schwierig - die Flüssigkeit wird zusätzlich durch giftige Stoffe, die sich aus dem Untergrund lösen können, versetzt. Beim Rückfluss der giftigen Masse droht weiters eine Verseuchung von Oberflächengewässern.

Auch Greenpeace übt scharfe Kritik an der OMV. "Wir rufen die Bundesregierung dazu auf, dringend zu handeln und Schiefergasbohrungen in Österreich zu verbieten. Es ist nicht akzeptabel, dass die Weinviertler mit ihrer Gesundheit für die Risikofreudigkeit der OMV haften", fordert Greenpeace-Energiesprecher Jurrien Westerhof. Greenpeace geht davon aus, dass die OMV mit den Plänen zur Schiefergasförderung viel weiter vorangeschritten ist, als sie öffentlich zugibt und bereits 2012 mit den Bohrungen starten könnte. "Österreich hat zu Recht die unterirdische Lagerung von CO2 verboten. Die Bundesregierung muss jetzt auch bei der Schiefergasförderung die Notbremse ziehen und wie Frankreich die Förderung verbieten", so Westerhof.

Das Gas muss mit sehr hohem Druck und dem Einsatz von aggressiven Chemikalien aus dem unterirdischen Gestein gelöst werden. Sowohl Bohrungen als auch Exploration sind mit einem hohen Risiko für die Umwelt verbunden.
Dieses reicht von Verschmutzung des Grundwassers bis hin zur Freisetzung von radioaktiven Elementen. Hinzu kommt der enorme Wasserverbrauch: Mehrere Millionen Liter Wasser sind für jede einzelne Bohrung nötig - pro Quadratkilometer braucht es mehrere Bohrungen. Durch die Bohrungen können außerdem leichte Erdbeben
ausgelöst werden.

Greenpeace vermutet hinter den heimischen Förderungsplänen das mögliche Scheitern des Prestige-Projekts der OMV: "Das drohende Nabucco-Debakel führt offensichtlich dazu, dass sich die OMV das Gas jetzt anderswo sichern will", so Westerhof. Die Nabucco-Pipeline hätte jährlich etwa 30 Millionen Kubikmeter Erdgas aus Zentralasien
zur OMV-Verteilerstation ins österreichische Baumgarten bringen sollen. "Nabucco" stand jedoch von Anfang an unter keinem guten Stern und die Errichtung wird zunehmend fraglicher. "Statt weiter in noch risikoreichere Fördermethoden zu investieren, soll die OMV endlich Pläne vorlegen, wie sie sich den Ausstieg aus fossilen Energieträgern vorstellen."

Klimaschädigend und bodenverseuchend

Da bei den Bohrungen auch Lecks entstehen können, durch die Methan entweicht,
weisen Untersuchungen darauf hin, dass Schiefergas mindestens so klimaschädlich wie Erdöl, eventuell sogar mit Steinkohle vergleichbar ist. "Es handelt sich bei Schiefergas damit auch um eine dreckige, fossile Energieressource", erklärt Johannes Wahlmüller.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /