© http://www.bmu.de/de/txt/presse/bildarchiv/alle_bilder/
© http://www.bmu.de/de/txt/presse/bildarchiv/alle_bilder/

Schweiz: Billiger Atomstrom auf Kosten der Kinder?

Geld reicht nur für 50 Jahre

Zürich- Gestern wurden die neuen Kostenschätzungen für die Stilllegung von AKW und die Entsorgung von Atommüll publiziert. Es bestätigt sich, was schon immer klar war: Es kommt viel teurer als bisher angenommen. Aber auch die heute publizierten Zahlen werden für die Lagerung von Atommüll für 1'000'000 Jahre nicht reichen. Die SES fordert eine unabhängige Kostenschätzung.
Die neuen Kostenschätzungen weisen 10% höhere Kosten aus als noch vor fünf Jahren.




Es wird noch viel teurer

Diese sprunghafte Kostenerhöhung von 10% für Stilllegung und Entsorgung bestätigt, dass die Kosten für Stilllegung und Entsorgung bisher mutwillig unterschätzt wurden – und es immer noch werden:




Stilllegungskosten:

Erste Erfahrungen aus Deutschland zeigen, dass die Stilllegung eines Atomkraftwerks, unabhängig von seiner Grösse, mindestens CHF 1 Mrd. kostet. Mit 5 AKW müsste die Schweiz CHF 5 Mrd. rückstellen. Nach aktuellem Bericht werden es nicht einmal CHF 3 Mrd. sein.

Entsorgungskosten:

> Es wird mit einer Beobachtungsphase von nur 50 Jahren gerechnet, obwohl das Entsorgungskonzept die Länge der Beobachtungsphase explizit offen lässt und diese mehrere hundert Jahre dauern könnte.
> Die Kosten für eine oberirdische Überwachung nach Verschluss sind nicht inbegriffen.
> Kosten für unerwünschte Überraschungen, zum Beispiel in der Geologie, sowie eventuelle Lagerkorrekturen oder Rückholungen fehlen.



Da es weltweit noch keine Lager für hochaktive Abfälle gibt, wird das Schweizer Atommülllager so oder so eine Reise ins Unbekannte sein. Viele kostenrelevante Aspekte sind heute ungeklärt: zum Beispiel das Lagerdesign, die Entwicklungskosten für die notwendige Umpackungs- und Einlagerungsrobotik, die Markierungskosten. Die Erfahrung lehrt, dass sich solche Kosten eher verdoppeln als halbieren werden.


Swissnuclear rechnet im eigenen Interesse

Die nun publizierte Kostenschätzung ist keine vernünftige Quelle: Swissnuclear ist die Lobbyorganisation der AKW-Betreiber und ist somit daran interessiert die Kosten möglichst tief zu halten. Mitgearbeitet hat auch die Nagra, die ebenfalls am Tropf der AKW-Betreiber hängt. Es erstaunt deshalb nicht, dass die Kosten seit Jahren chronisch unterschätzt werden.

Die SES fordert, dass endlich eine neue Kostenschätzung in Auftrag gegeben wird, welche von den AKW-Betreibern unabhängig ist. Die Politik muss nach dem beschlossenen Atomausstieg ein Interesse haben, die ‘zweite Atomstromrechnung’ nun einzutreiben. Sonst geht der vermeintlich ‘billige’ Atomstrom auf die Kosten unserer Kinder und Kindeskinder.

GastautorIn: SES für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /