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Ein Konzept fast ohne Visionen

Kürzlich wurde das neue Verkehrskonzept für das Südburgenland in Eisenstadt präsentiert.

Leider wurde die Studie noch nicht im vollen Umfang veröffentlicht. Aus den bisherigen Meldungen lässt sich aber ableiten, dass das Papier keine besonders positiven Überraschungen für den Süden des Burgenlandes bringen dürfte.

Am 7. Feber 2012 stellte Landeshauptmann Hans Niessl das Verkehrskonzept für das Südburgenland vor. Ein Ergebnis des von der Landesregierung in Auftrag gegebenen Papiers ist, dass die Region für weiteren Linienverkehr, insbesondere für Bahnlinien, zu dünn besiedelt sei.

Dabei wird Tschanigraben als Beispiel für das gesamte Südburgenland genannt und Anrufsammeltaxis und Gemeindebusse werden als ‘attraktive Lösung’ für den öffentlichen Verkehr im Südburgenland dargestellt. Natürlich ist es logisch und sinnvoll, in Zeiten knapper Budgets Systeme auf ihre Effizienz zu prüfen und zu optimieren. Im Falle Tschanigrabens mit ca. 70 Einwohnern ist ein Ruftaxi vielleicht auch wirklich die beste Möglichkeit, Mobilität für jedermann zu sichern.

Aber das Südburgenland ist insgesamt kein dünn besiedeltes Gebiet. Alle Bezirke des Südburgenlandes (OW: 73EW/km², GS: 55EW/km², JE: 69Ew/km²) sind zum Teil wesentlich dichter besiedelt als der Bezirk Neusiedl (53 EW/km²).

Und auch hier gibt es wichtige Siedlungsachsen, wie das Obere Pinkatal. Das erkennt man auch daran, wenn man die Bahnlinien hinsichtlich der Bevölkerungsdichte vergleicht. Rechnet man einfach die Fläche und Einwohnerzahl aller Gemeinden mit Haltestelle zusammen, so ergibt sich für die Neusiedler Seebahn eine Bevölkerungsdichte von 70,71 EW/km2 und für die Pannoniabahn, die durch Eisenstadt verläuft, eine Dichte von 108,34 EW/km2. Die Pinkatalbahn von Pinkafeld bis Rechnitz kommt auf eine Dichte von 101,54 EW/km2.

Außerdem ist zu sagen, dass diese Taxis nicht wie Linienbusse vom Land bestellt werden, sondern von den Gemeinden eingerichtet werden müssen. Dafür sollen zwar 200.000 € an Förderungen zur Verfügung gestellt werden. Diese decken jedoch nur einen geringen Teil der Kosten ab. Riskante Belastungen verbleiben bei den Gemeinden.

Wo hier der Pendler-, Schüler- und Tourismusverkehr berücksichtigt wurde, den man nach eigenen Angaben einbezogen hat, bleibt ebenfalls offen.

Anstatt sich mehr oder weniger auf Ruftaxis zu beschränken, sollte die Zukunftsvision folgende sein: Ein getakteter, leistungsfähiger Linienverkehr auf der Bahn mit Anbindung an die transeuropäische Trasse, die durch Steinamanger führt. Eine darauf abgestimmte Erschließung der Fläche durch Busse. Als Ergänzung dazu können Ruftaxis sinnvoll sein. Wir wünschen uns nur eines: Nordburgenländische Verhältnisse im Öffi-Bereich. Sonst wird das Südburgenland wirklich bald so dünn besiedelt sein, wie die Verantwortlichen in Eisenstadt das in ihren zweifelhaften Studien behaupten.

Immerhin gibt es auch positive Punkte im aktuellen Papier:

1. Das Land Burgenland will Eilzüge von Jennersdorf über Steinamanger nach Eisenstadt und Wien einrichten. Mit der Elektrifizierung des Teilstücks ab Jennersdorf, für die man EU-Gelder anzapfen will, soll eine Fahrzeit von 2,5 Stunden nach Wien erreicht werden.
Für einen Termin in der Landeshauptstadt muss ein Jennersdorfer heute praktisch einen ganzen Tag opfern. Eine schnelle Öffi-Verbindung auf dieser Route nach Eisenstadt wäre demzufolge tatsächlich wertvoll. Diese Maßnahme würde die Erreichbarkeit des südlichsten Bezirkes verbessern.

Die Verfügbarkeit der schnellen Süd-Nord-Route unterstreicht aber umso mehr die Forderung von ‘Südburgenland Pro Bahn’, auch für den Oberwarter Bezirk den Anschluss nach Steinamanger zu gewährleisten. Mit der Herstellung des günstigen Lückenschlusses Friedberg-Pinkafeld-Oberwart-Großpetersdorf-Rechnitz-Szombathely sollte deshalb sofort begonnen werden.


2. Zwischen Oberwart und Friedberg Bahnhof sollen Shuttlebusse verkehren. Diese Maßnahme ist zwar kein Ersatz für die Züge, wäre aber zumindest ein erster positiver Schritt. Wenn der Shuttlebus jedoch nur zwischen Schäffernsteg und Bahnhof Friedberg verkehren sollte, wie in der ‘Kleinen Zeitung’ angekündigt, ist das eine reine Alibi-Aktion:

Das würde bedeuten, dass die Fahrgäste in Oberwart in die Linie G1 einsteigen, in Schäffernsteg in den Shuttlebus umsteigen, am Bahnhof in Friedberg wiederum in den Zug wechseln und, wenn man Pech hat, auch in Wiener Neustadt wieder umsteigen müssten.
Wenn es so gedacht sein sollte, kann sich das Land diesen Versuch sparen, kein Pendler wird sich das antun. Das wäre keine Lösung und keine Alternative zum überteuerten Bus!!!


Anschauliche Darstellung der Pendlerzielbezirke: www.statistik.at/web_de/downloads/webkarto/pendlermatrix_bez
(Auswahl von ‘Auspendler’ im Drop-Down-Menü links oben)

GastautorIn: D. Wertz für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /