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GLOBAL 2000: Plutonium-Fund ein Jahr vertuscht

National Institute of Radiological Science hält Daten zu hochradioaktivem Stoff zurück

Wien - Ein Jahr nach Beginn des Atomunfalls in Fukushima wird langsam klar, wie viele Informationen die japanischen Behörden bereits kurz nach den ersten Explosionen der Reaktoren hatten – und wie diese Informationen systematisch zurückgehalten wurden: Das Nationale Radiologische Institut (NIRS) fand bereits im Mai 2011 Plutonium bis zu 32 km entfernt von den zerstörten Reaktoren. Erst im Oktober 2011 bestätigte das zuständige Ministerium, dass Plutonium überhaupt gefunden wurde, ging dabei aber nicht auf die Messergebnisse vom Mai ein und veröffentlichte Werte, die viel niedriger lagen. Die hohen Werte vom Mai 2011 wurden erst jetzt, mit zehn Monaten Verspätung, in einem englischen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht.

‘Auch jetzt noch versuchen die Atomkraft-gläubigen Wissenschaftler und Behördenvertreter die Relevanz dieses Fundes herunterzuspielen: 34,8 Plutonium-Zerfälle pro Sekunde wurden in Namie im Nordwesten von Fukushima Dai-ichi gefunden. Die Tatsache, dass Plutonium ein ewig strahlendes Schwermetall ist, dass nur durch Kernspaltung entsteht und dass nur durch eine massive Explosion in diese Richtung geschleudert werden konnte, wird aber völlig vernachlässigt’, kommentiert Reinhard Uhrig, Atomexperte von GLOBAL 2000. ‘Die gesundheitsschädliche Wirkung von Plutonium ist verheerend: ein Mikrogramm reicht aus, um Lungenkrebs bei Tausenden Menschen zu verursachen – dieser Stoff wurde weiträumig im landwirtschaftlichen Gebiet von Namie und Iitate in der Erde gefunden.’ Plutonium ist ein Alphastrahler, der bei Einatmen oder Verschlucken bereits in geringsten Mengen Lungen-, Leber- oder Knochenmarkskrebs auslöst. Die Charta des Atomwaffensperrvertrags bezeichnet ihn als den gefährlichsten radioaktiven Stoff überhaupt.

Aus Protest gegen das menschenverachtende Vorgehen der japanischen Regierung veranstaltete GLOBAL 2000 am Sonntag, am Fukushima-Jahrestag eine Gedenkveranstaltung vor der japanischen Botschaft. ‘Wir gedenken zunächst den 19.000 Opfern der Naturkatastrophe. Dann protestieren wir mit unserer Aktion gegen die fortwährende Vertuschung der Nuklearkatastrophe durch das offizielle Japan, das mehr der Atomfirma TEPCO als der eigenen Bevölkerung dient’, so Uhrig. ‘Wir fordern die sofortige Verstaatlichung von TEPCO, um an alle Daten des Atomunfalls heranzukommen – und um die Bevölkerung endlich adäquat vor der Atomlobby schützen zu können.’


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /