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Über 500 Pendelstrecken mit Bahn deutlich günstiger als mit Auto

VCÖ: Massiver Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes notwendig

Wien - Pendlerinnen und Pendler ersparen sich durch den Umstieg auf die Bahn viel Geld. Der VCÖ hat 509 Pendelstrecken untersucht und einen Kostenvergleich zwischen öffentlichen Verkehrsmitteln und Privat-Pkw angestellt. Bis zu mehreren tausend Euro sparen sich jene, die mit dem Öffentlichen Verkehr statt mit dem Auto in die Arbeit fahren. Kritisiert wird, dass das öffentliche Verkehrsnetz in Österreich große Lücken aufweist. Es braucht mehr Bahn- und Busverbindungen sowie steuerfreie Öffi-Jobtickets für Pendlerinnen und Pendler, so der VCÖ.

In Österreich arbeiten rund zwei Millionen Personen an einem anderen Ort, als sie wohnen. Derzeit fahren rund 70 Prozent der Pendlerinnen und Pendler mit dem Auto in die Arbeit. Rund ein Viertel fährt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Tendenz steigend. Zu Recht, wie die aktuelle VCÖ-Untersuchung zeigt: Das Pendeln mit Bahn und Bus ist nämlich um ein Vielfaches günstiger als mit dem Auto.

Der VCÖ hat 509 häufig genutzte Pendelstrecken in Österreich analysiert und die Kosten zwischen Pkw und öffentlichen Verkehrsmitteln verglichen. Auf allen untersuchten Strecken ist das Pendeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln um mehrere Hundert bis mehrere Tausend Euro pro Jahr günstiger als mit dem Pkw. "Pendlerinnen und Pendler ersparen sich mit dem Umstieg vom Auto auf die Bahn bis zu 6.000 Euro jährlich. Gerade in Zeiten steigender Spritpreise ist das eine wesentliche Entlastung für die Haushalte. Auf ein Monat umgerechnet, entspricht das etwa einer Gehaltserhöhung von 800 Euro brutto", verdeutlicht VCÖ-Experte Markus Gansterer die Ergebnisse.

Wer zum Beispiel von Wiener Neustadt nach Wien mit der Bahn pendelt, spart zwischen 2.550 und 5.180 Euro im Jahr. Die Kosten für den Öffentlichen Verkehr beinhalten auch die Netzkarte für den Wiener Stadtverkehr. Auf der Strecke von Wels nach Linz in Oberösterreich lassen sich zwischen 2.640 und 4.770 Euro im Jahr einsparen. Auf der Strecke Feldkirch-Dornbirn in Vorarlberg liegt die Ersparnis bei 2.480 bis 4.230 Euro. Bei den Pkw-Kosten wurden in der VCÖ-Untersuchung neben den Ausgaben für Treibstoff auch die anteiligen Kosten für Reparaturen und Abnützung einkalkuliert.

Neben den hohen Treibstoffpreisen erhöht auch der niedrige Besetzungsgrad der Autos die Pendelkosten pro Person. In 14 von 15 Autos sitzt nur eine Person. "Fahrgemeinschaften bilden spart nicht nur Spritkosten sondern führt auch zu einem geringeren Verkehrsaufkommen in den Stadteinfahrten der wichtigsten Pendeldestinationen. Die größte Einsparung bringt aber der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel", hebt Gansterer die Vorteile des Öffentlichen Verkehrs hervor. Auf der Strecke Villach - Klagenfurt in Kärnten bringt der Umstieg auf die Bahn eine Ersparnis von rund 1.350 Liter Sprit jährlich. Auf der Strecke Bruck a. d. Mur - Graz in der Steiermark können rund 1.760 Liter Sprit gespart werden, auf der Strecke Telfs - Innsbruck in Tirol rund 1.080 Liter Sprit.

Doch derzeit ist nicht allen Pendlerinnen und Pendlern der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel möglich. Der VCÖ kritisiert, dass das öffentliche Verkehrsnetz zu große Lücken aufweist. "Ziel sollte sein, dass alle Pendelnden zumindest den Hauptteil des Arbeitsweges ohne Auto zurücklegen können. Neben dem massiven Ausbau des Öffentlichen Verkehrs, braucht es dazu bei Bahnhöfen mehr Stellplätze für Auto und Fahrrad sowie Sammelparkplätze für Fahrgemeinschaften", rät VCÖ-Experte Gansterer.

Ein echter finanzieller Anreiz zum Pendeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist ein steuerfreies Jobticket, eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers für die Beschäftigten. "Von Öffi-Jobtickets profitieren nicht nur Arbeitnehmer sondern auch die öffentlichen Haushalte. Pendelnde können damit unterstützt werden, ohne dass Mehrkosten für das Bundesbudget entstehen. Außerdem übernehmen attraktive Unternehmen damit auch einen Teil der Verantwortung für die Arbeitswege ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", betont Gansterer den mehrfachen Nutzen.

VCÖ: Bahn und Bus bringen Pendlerinnen und Pendlern finanzielle Entlastung:

Jährliche Kostenersparnis bei Nutzung des Öffentlichen Verkehrs im Vergleich zu Kleinwagen bzw. Mittelklasse-Kombi und ersparte Spritmenge pro Jahr
* inklusive Jahreskarte für den Stadtverkehr in dieser Stadt

Burgenland
Strecke Eisenstadt - Wien*: Ersparnis von 3.200,- bis 6.160,- Euro, 2.030 Liter Sprit
Strecke Neusiedl - Eisenstadt: Ersparnis von 2.970,- bis 4.980,- Euro, 1.150 Liter Sprit
Strecke Neudörfl - Mattersburg: Ersparnis von 670,- bis 1.490,- Euro, 470 Liter Sprit
Strecke Purbach / Neusiedlersee - Neusiedl am See: Ersparnis von 1.180,- bis 2.060,- Euro, 500 Liter Sprit

Kärnten
Strecke Villach - Klagenfurt*: Ersparnis von 2.395,- bis 4.730,- Euro, 1.350 Liter Sprit
Strecke St.Veit a.d. Glan - Klagenfurt*: Ersparnis von 1.210,- bis 2.450,- Euro, 710 Liter Sprit
Strecke Spittal a. d. Drau - Villach*: Ersparnis von 2.450,- bis 4.330,- Euro, 1.550 Liter Sprit
Strecke Krumpendorf- Klagenfurt*: Ersparnis von 275,- bis 800,- Euro, 300 Liter Sprit

Niederösterreich
Strecke Wr. Neustadt - Wien*: 2.550,- bis 5180,- Euro, 1790 Liter Sprit
Strecke St. Pölten* - Wien*: Ersparnis von 2.940,- bis 6.060,- Euro, 2.130 Liter Sprit
Strecke St.Pölten* - Krems*: Ersparnis von 2.170,- bis 4.170,- Euro, 1.250 Liter Sprit
Strecke Wolkersdorf - Mistelbach: Ersparnis von 1.800,- bis 3.260,- Euro, 840 Liter Sprit
Strecke Korneuburg - Hollabrunn: Ersparnis von 2. 730,- bis 4.840,- Euro, 1.320 Liter Sprit

Oberösterreich
Strecke Wels - Linz*: Ersparnis von 2640,- bis 4.770,- Euro, 1.220 Liter Sprit
Strecke Steyr - Linz*: Ersparnis von 2.850,- bis 5.640,- Euro, 1.620 Liter Sprit
Strecke Attnang-Puchheim - Vöcklabruck: Ersparnis von 340,- bis 690,- Euro, 200 Liter Sprit
Strecke Schwertberg - Perg: Ersparnis von 340,- bis 690,- Euro, 200 Liter Sprit

Salzburg
Strecke Seekirchen/Wallersee - Salzburg*: Ersparnis von 790,- bis 1.670,- Euro, 510 Liter Sprit
Strecke Bischofshofen - St. Johann im Pongau: Ersparnis von 540,- bis 1.070,- Euro, 300 Liter Sprit
Strecke Kuchl - Hallein: Ersparnis von 440,- bis 910,- Euro, 270 Liter Sprit
Strecke Anif-Salzburg*: Ersparnis von 390,- bis 920,- Euro, 300 Liter Sprit

Steiermark
Strecke Bruck an der Mur - Graz*: Ersparnis von 3.404,- bis 6.454,- Euro, 1.760 Liter Sprit
Strecke Lieboch - Graz*: Ersparnis von 1.302,- bis 2.282,- Euro, 570 Liter Sprit
Strecke Judenburg - Zeltweg: Ersparnis von 788,- bis 1.438,- Euro, 370 Liter Sprit
Strecke Mürzzuschlag - Kapfenberg: Ersparnis von 2.856,- bis 5.026,- Euro, 1.250 Liter Sprit

Tirol
Strecke Telfs - Innsbruck*: Ersparnis von 2.100,- bis 4.120,- Euro, 1.080 Liter Sprit
Strecke Wattens - Innsbruck*: Ersparnis von 920,- bis 2.060,- Euro, 610 Liter Sprit
Strecke Wattens- Schwaz: Ersparnis von 615,- bis 1.300,- Euro, 370 Liter Sprit
Strecke Kirchbichl - Kufstein: Ersparnis von 610,- bis 1.300,- Euro, 370 Liter Sprit

Vorarlberg
Strecke Feldkirch - Dornbirn: Ersparnis von 2.480,- bis 4.230,- Euro, 1.010 Liter Sprit
Strecke Bludenz - Feldkirch: Ersparnis von 1.810,- bis 3.160,- Euro, 780 Liter Sprit
Strecke Lauterach - Dornbirn: Ersparnis von 490,- bis 920,- Euro, 240 Liter Sprit

Quelle: VCÖ 2012


VCÖ: Zahl der Pendlerinnen und Pendler in Österreich
(Personen, die außerhalb ihres Wohnortes arbeiten)
Jahr 2011*: 2.050.000
Jahr 2005: 1.890.000
Jahr 2001: 1.767.000
Jahr 1991: 1.466.000
Jahr 1981: 1.174.000
Jahr 1971: 803.000
Quelle: Statistik Austria , VCÖ 2012
* Berechnung VCÖ auf Basis von Daten der Statistik Austria


VCÖ: Wie die Pendlerinnen und Pendler zur Arbeit kommen
(Personen, die außerhalb ihres Wohnortes arbeiten - Jahr 2011)
Pkw: 1.470.000
Öffentlicher Verkehr 500.000
Fahrrad: 50.000
Moped, Motorrad: 25.000
Zu Fuß: 2.000
Quelle: VCÖ 2012


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /