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Salzburg: Anschlag auf den sozialen Wohnbau?

GDI fordert: Hohe Gebäudestandards gerade im sozialen Wohnbau

"Wir bauen billig, dafür wohnt ihr teuer", dürfte der neue - holprige - Slogan der Salzburger gemeinnützigen Wohnbauträger sein. Denn sie setzten alles daran, die rechtlichen Normen für Neubauten herabzusetzen. So soll der Standard bei der Gebäudedämmung empfindlich beschnitten werden - auf Kosten des Energieverbrauchs. "Wer das fordert, zeigt angesichts steigender Energiekosten, verfehlter Klimaziele und drohender Energiearmut eine geradezu unfassbare Kurzsichtigkeit", empört sich Franz Roland Jany, Geschäftsführer der Gemeinschaft Dämmstoff Industrie (GDI).

"Dass die gemeinnützigen Wohnbauträger zusätzlich zur Minderung der thermischen Qualität auch noch die Bestimmungen zum Schallschutz verwässern wollen, ist ein Anschlag auf die Gesundheit der Bewohner", schäumt Jany entsprechenden Meldungen in Salzburger Nachrichten und Wirtschaftsblatt am 10. Mai 2012. Denn wissenschaftliche Studien zeigen ganz klar auf, dass zu viel Lärm und damit einhergehende Schlafprobleme eine ernsthafte Gesundheitsbedrohung darstellen. Jeder Cent, den sich die Bauträger also heute bei der Errichtung mangelhafter Wohngebäude ersparen, wird mit hohen Zinsen von den BewohnerInnen zurückgezahlt werden müssen.

Sozialem Bauen muss soziales Wohnen folgen

Jany zeigt volles Verständnis, dass die gemeinnützigen Wohnbauträger im Rahmen der Möglichkeiten auf effizientes Bauen achten. Doch Einsparungen beim Errichten eines Bauwerkes dürfen nicht auf Kosten der Zielgruppe der sozialen Wohnbauträger gehen - sozial benachteiligte Personen. Energieeffizientes Bauen gehört heute bei modernen Architekten und Planern zum Um- und Auf. "Das ist eine Folge der nachhaltigen Denkweise, wo eben nicht nur das Heute zählt, sondern das langfristig Vernünftige", so Jany. Modern geplante und professionell umgesetzte Wohnbauten bieten den BewohnerInnen langfristig hohen Wohnkomfort und niedrige Energiekosten - "ich denke, das sollten wir auch den Menschen im sozialen Wohnbau gönnen", so Jany, der sich in dieser Sache auch Rückhalt von Seiten der Politik wünscht. "Denn es ist nur schwer vorstellbar, dass etwa die Stadt Wien es zulässt, dass beim vorbildhaften sozialen Wohnbau in der Bundeshauptstadt Abstriche auf Kosten der BewohnerInnen, der Energiesicherheit und des Klimas gemacht werden". Aber auch die politischen Verantwortungsträger in Salzburg und den anderen Bundesländern fordert Jany auf, das soziale Wohnen vor allem nachhaltig aktiv zu unterstützen.

Energiestandards anheben statt verwässern

Die Zeiten der billigen Energie sind vorbei, soziales Wohnen heißt in Zukunft mehr denn je, Wohnen in energetisch hochwertigen Gebäuden. Nur wenn jetzt in energiesparendes Wohnen und Bauen investiert wird, kann der heutige Wohnstandard in Zukunft leistbar bleiben. Daneben drohen dem Staat Österreich hohe Strafzahlungen aufgrund der verfehlten Kyoto-Verpflichtungen. Neben der thermischen Sanierung - in Österreich etwa durch den Sanierungsscheck gefördert - sollte daher auch bei Neubauten ein stärkerer Hebel angesetzt werden - etwa durch die konsequente Anhebung der im Baurecht verankerten Normen. 2020 dürfen laut EU nur mehr "nearly zero energy houses" errichtet werden. Um eine entsprechende Entwicklung ohne plötzlicher Einschnitte antreiben zu können, müssen die gesetzlichen Richtwerte Schritt für Schritt angehoben werden. "Die fossilen Energien werden in absehbarer Zeit viel zu wertvoll, um sie einfach zu verbrennen und die erneuerbaren Energien stellen keine Alternative zu besserer Qualität der Gebäudehülle dar. Daher ist heute kein Platz für Rückschritte in die Energiesteinzeit beim sozialen Wohnbau", so Jany abschließend.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /