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Experten fordern mehr Anstrengungen für die Energiewende

Baden-württembergische Kommunen bei Windkraftausbau am Zug / Landesregierung bei Gebäudesanierung stärker gefordert

Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) sowie die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg ziehen beim Parlamentarischen Abend am 22. Mai in Stuttgart eine vorläufige Bilanz der grün-roten Energiepolitik.

Im Vorfeld ihres gemeinsam veranstalteten Parlamentarischen Abends sehen die Geschäftsführer von ZSW und KEA die Energiewende im Land insgesamt auf einem guten Weg. Allerdings mahnen beide Energieexperten weiteres Engagement an: Während der geschäftsführende Vorstand des ZSW, Prof. Frithjof Staiß, die Kommunen stärker in die Pflicht nehmen will, erwartet KEA-Geschäftsführer Dr. Volker Kienzlen von der Landesregierung noch mehr Engagement bei der Gebäudesanierung.

Insgesamt sei die energiepolitische Bilanz seit dem Regierungswechsel im Südwesten positiv, erklärt ZSW-Vorstand Staiß. ‘Der Zubau bei der Photovoltaik liegt im Soll. Das Ziel, die Solarstromproduktion von derzeit etwa 3 auf 7,6 Terawattstunden bis 2020 zu steigern, ist machbar, setzt aber weiterhin ausreichende Anreize im EEG voraus.’ Beim Ausbau der Windenergie seien neue Impulse durch das jüngst verabschiedete Landesplanungsgesetz zu erwarten. ‘Bislang ließ der Zubau von Windkraftanlagen sehr zu wünschen übrig. Daher ist es sinnvoll, den Kommunen und Bürgern nun mehr Mitspracherecht bei den künftigen Standorten zu geben. Mehr Bürgernähe bedeutet schließlich auch eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende’, erläutert Staiß. Unabdingbar sei allerdings, dass die Kommunen nun entschlossen handeln und die Windkraft als Chance begreifen, betont der Wissenschaftler. ‘Die Städte und Gemeinden müssen jetzt die Energiewende engagiert mitgestalten. Dann können sie zugleich von zunehmender regionaler Wertschöpfung und den positiven Effekten auf dem Arbeitsmarkt profitieren.’

Deutlichen Handlungsbedarf sieht KEA-Geschäftsführer Kienzlen beim Thema Gebäudesanierung. Zwar seien Fortschritte erzielt worden, doch seien diese insgesamt noch zu gering. ‘Einerseits müssen künftig doppelt so viele Gebäude in Baden-Württemberg energetisch saniert werden, als dies momentan geschieht, andererseits muss aber auch die Qualität der Sanierungen weiter verbessert werden’, erklärt Kienzlen. ‘Von der Landesregierung wünschen wir uns noch mehr Engagement in diesem Bereich – das heißt, neben den Förderangeboten der L-Bank eine Stärkung von Zukunft Altbau, der Informations- und Marketingkampagne des Landes’, sagt Kienzlen weiter. Zudem solle die grün-rote Regierung weiter für eine stabile Förderung eintreten. Die von der Landesregierung unterstützte steuerliche Absetzbarkeit von Gebäudesanierungen solle schnell auf den Weg gebracht werden, fordert der KEA-Chef.

Doch auch die weiteren Akteure rund um die Gebäudesanierung seien stärker als bisher gefordert. ‘Die Bewerbung der Altbaumodernisierung sollte von der gesamten Branche mitfinanziert werden, die von der Gebäudesanierung profitiert. Zur Qualitätssicherung könnten künftig Zukunft Altbau-Partnernetzwerke beitragen, die von den regionalen Energieagenturen betreut werden’, so der Energieexperte abschließend.

KEA und ZSW richten zum nunmehr zweiten Mal gemeinsam einen Parlamentarischen Abend aus. Unter dem Titel ‘Energiewende in Baden-Württemberg – wo stehen wir?’ findet die Veranstaltung am 22. Mai 2012 im Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart, Otto-Borst-Saal, statt. Nach einem Grußwort von Landesumweltminister Franz Untersteller (Grüne) folgen die Impulsvorträge von Prof. Frithjof Staiß zum Thema ‘Sonne und Wind’ sowie von Dr. Volker Kienzlen zur Gebäudesanierung. Der Pforzheimer Bürgermeister Alexander Uhlig spricht über Kraft-Wärme-Kopplung in der Kommune. An der anschließenden Podiumsdiskussion nehmen zudem die energiepolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen teil.

Der Parlamentarische Abend beginnt um 19 Uhr; Einlass ist ab 18:30 Uhr.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /