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Weg vom Wachstum - Wege zur 2000-Watt-Gesellschaft!

Neue Ansätze für den Klimaschutz

"Effektiver Klimaschutz kann nur gelingen, wenn auch die Übernutzung der Ressourcen thematisiert wird", so eröffnete Joachim Lorenz, Vorstandsvorsitzender des Klima-Bündnis, die Internationale Jahreskonferenz, die vom 23. bis 26. Mai 2012 in St.Gallen stattfand. Unter dem Motto "Weg vom Wachstum - Wege zur 2000-Watt-Gesellschaft" bildete sie den Auftakt für einen Prozess im Klima-Bündnis, der die Modelle unseres Wirtschaftens ins Zentrum neuer Ansätze für den Klimaschutz stellt.

Die ersten Leitplanken auf diesem Weg wurden gleich gesetzt: Die Klima-Bündnis-Kommunen verabschiedeten die Resolution "Die Millenniumskonsumziele als
wichtiger Beitrag zu den Millenniumsentwicklungszielen", mit der sie ihren Einsatz für Ressourcenschutz und Armutsbekämpfung bekräftigen. Die Millenniumskonsumziele (MCGs) ergänzen die Millenniumsentwicklungsziele zu denen sich schon viele Kommunen in Europa verpflichtet haben (http://www.cities-for-mdgs.eu). Die MCGs werden auch auf der Rio+20 Konferenz auf der Tagesordnung stehen. Daher ruft das Klima-Bündnis die europäischen Regierungen auf die MCG-Ziele in die nationalen Strategien für das Abschlussdokument von Rio+20 aufzunehmen und sich verbindlich zur Reduktion des Ressourcenkonsums zu verpflichten.

Gleich zu Beginn der Konferenz schlachtete Dr. Irmi Seidl von der Eidgenössische
Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft die heilige Kuh `Wachstum´: "Reines ökonomisches Wachstum als Steigerung des BIP trägt erwiesenermaßen nicht mehr zur Lösung der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Arbeitslosigkeit, Verteilungsgerechtigkeit oder Umweltproblemen bei. Wir befinden uns bereits in der Postwachstumsgesellschaft." Ein konkreter Ansatz zur Umsetzung ist das in der Schweiz propagierte Konzept der 2000-Watt-Gesellschaft, das bereits von vielen Städten umgesetzt wird. "Die Nachfrage nach dem Konzept der 2000-Watt-Gesellschaft wächst. Überzeugend ist, dass wir mit konkreten Beispielen, z.B. im Baubereich, aufzeigen, was machbar ist.", so
Roland Stulz von der Fachstelle 2000-Watt-Gesellschaft. Auch er nimmt einen
Bewusstseinswandel wahr: "Vor drei Jahren durfte man das Wort `Suffizienz` noch nicht in dem Mund nehmen".

Alberto Acosta, Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Minister für Energie und Bergbau in Ecuador, betonte seine grundsätzliche Kritik an dem Konzept der Entwicklung: "Das aktuelle Entwicklungsmodell, das sich an westlichen Lebensstilen orientiert, ist nicht auf globaler Ebene wiederholbar. Es bringt das ökologische Gleichgewicht in Gefahr und marginalisiert die Mehrheit der Menschheit." Einen eigenen Weg stellt das von Indigenen weltweit entwickelte Konzept des `Buen Vivir` dar. Das `Gute Leben` beschreibt eine andere
Gesellschaft, deren Grundlage von einem nachhaltigen und respektvollen Miteinander sowie der Einheit in der Vielfalt gebildet wird.

Die 200 Konferenzteilnehmer und -teilnehmerinnen verabschiedeten außerdem eine von der indigenen Partnerorganisation COICA eingebrachte Resolution für ein "Indigenes REDD+-Konzept". Damit wird einem marktbasierten Instrument zum Waldschutz eine klare Absage erteilt. Diego Escobar, Koordinator der COICA für Territorien und natürliche Ressourcen, appellierte auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren: "Wir müssen beim Wald- und Klimaschutz unseren Blick wieder vom Himmel auf die Erde richten, denn hier befinden sich unsere Wälder und Territorien, die als Lebensgrundlage und CO2-Speicher erhalten werden müssen."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /