© Münzer Bioindustrie GmbH
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Mehrfachnutzung von Rohstoffen verbessert natürliche Kreisläufe

Abhängigkeit von teuren Erdöl-Importen wird reduziert

Die Energieversorgung ist ein Thema, das Verbrauchern, Autofahrern und der Wirtschaft aufgrund der stetig steigenden Energiepreise schon heute unter den Nägeln brennt, aber auch in Zukunft nichts von seiner Dringlichkeit verlieren wird. Vor allem, wenn es um fossile Energie geht, wovon Österreich jährlich im Wert von EUR 11,5 Mrd. importiert. Das bedeutet nicht nur einen enormen Kaufkraftabfluss für unser Land, sondern auch vermehrt klimaschädliche Abgase durch lange Transportwege. Daher sei es ein Gebot der Stunde hier gegenzusteuern, mahnt der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Gerhard Wlodkowski. Er verweist dabei auf die bislang unterbewertete Ressource Reststoffe, die bei einer Wiederverwertung bis zu 14% des importierten Erdöls ersetzen könnte.

Aktuell werden 46% aller Reststoffe zur Erzeugung von erneuerbarer Energie in Form von Biotreibstoffen, Biogas, Ökowärme oder -strom genutzt. Technisch und unter den passenden Rahmenbedingungen wäre es möglich, diesen Wert auf 54% zu steigern. So könnten 7,4% unseres Endenergiebedarfs daraus erzeugt, Ölimporte im Ausmaß von 291.000 t ersetzt und EUR 185,3 Mio. im Inland investiert werden. "Jeder Prozentpunkt nicht importierter Energie, die durch in Österreich erzeugte erneuerbare Energie ersetzt wird, spart Österreich einen Betrag von rund EUR 200 Mio.", drängt Wlodkowski darauf, offensiv alle Chancen zu nutzen.

Rohstoffe mehrfach nutzen bedeutet Ressourceneffizienz und Klimaschutz

Die moderne Nutzung pflanzlicher Rohstoffe verbessert die natürlichen Kreisläufe. So werden beispielsweise aus Pflanzen nicht nur Lebens- und Futtermittel sowie die Ausgangsstoffe für industrielle Prozesse und Biotreibstoffe gewonnen, es entstehen zusätzlich wertvolle Produkte, wie gentechnikfreies Eiweißfuttermittel und Dünger. Auch Energieagentur-Chef Peter Traupmann sieht in der sinnvollen Erweiterung des Lebenszyklus von biogenen Rohstoffen noch viel Potenzial. Die Gewinnung von Biodiesel aus Altspeiseöl, wie bei der Münzer Bioindustrie GmbH in der Lobau, sei dabei ein wertvolles Beispiel. Hier wird in der Gastronomie und Hotellerie gesammeltes Altspeiseöl zu Biodiesel verestert und direkt in die Raffinerie der Treibstoffproduktion in Schwechat weitergeleitet. Dieser alternative Treibstoff wird entsprechend den EU-Zielen dem herkömmlichen Biodiesel beigemischt und senkt dadurch den CO2-Ausstoß im Verkehrsbereich.

"Das erspart den Aufwand, einen Rohstoff für die Energieerzeugung extra zu gewinnen und gleichzeitig weite Transportwege. Es können sicher nicht große Anteile des Energieverbrauches durch die Verwertung von Abfall- und Reststoffen gedeckt werden, aber in Verbindung mit gesteigerter Energieeffizienz erreichen die erzielbaren Mengen an Biogas und Biotreibstoffen einen immer höheren Anteil", ist Traupmann überzeugt. Ein Paradebeispiel für den klima- und kostenschonenden Einsatz im kommunalen Sektor ist Graz, wo der städtische Nahverkehr bereits mit Diesel aus Altspeiseölen betrieben wird. Außerdem sei Biodiesel aus Altöl "eine wertvolle Ergänzung" bis die Biotreibstoffe der nächsten Generation - BtL, Biomass to Liquid für Rohstoffe aus Zellulose - ihre Marktreife erreicht hätten.

"Wenn wir Abfälle jetzt noch nicht vermeiden können, dann ist es auch eine Frage der Bewusstseinsbildung, jeden Weg zu suchen, diese Reste zu Rohstoffen zu machen", sieht Traupmann die Notwendigkeit in der Treibstofffrage anstelle der "Tank statt Teller"-Diskussion auf "Tank nach Teller"-Lösungen zu setzen.


Biodiesel aus Altspeisefett zur Beimischung an der Tankstelle

Die Münzer Bioindustrie GmbH betreibt die größte Biodiesel-Produktionsanlage Zentraleuropas im Ölhafen Lobau. Pro Jahr werden hier 140.000 t dieses hochqualitativen Alternativtreibstoffes erzeugt, der vorrangig in der Mineralölindustrie Abnehmer findet. Grundprodukt dafür sind unter anderem Altspeisefette und -öle aus Gastronomie und Hotellerie (25%), die zur Einsparung von 12.000 t CO2-Äquivalent beitragen. Im Biodiesel-Herstellungsprozess erfolgt laut Joanneum Research eine mehr als 50%ige Treibhausgaseinsparung, womit man, laut Unternehmenssprecher Ewald-Marco Münzer, bereits heute "mittelfristige Ziele der EU erfüllt".

Quelle: LK


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /