Ineffiziente Klimageräte in der EU: Heiß, heißer – weg vom Markt?

- Jahrelang wurden sie als die optimale Lösung für die Hundstage präsentiert – Klimageräte, die ineffizient arbeiten und damit Umwelt und Haushaltsbudget belasten.

Wien Damit ist jetzt Schluss, sagt die EU. Viel besser funktioniert passive Kühlung mittels dynamischen Sonnenschutzsystemen, sagen die Experten.


Ab 2013 soll der Stromverbrauch von Klimageräten in der EU deutlich gesenkt werden. Für ineffiziente Geräte wird dann am Markt kein Platz mehr sein. Um den Endverbraucher besser über den Stromverbrauch der Klimageräte zu informieren, führt die EU gleichzeitig eine bessere Kennzeichnung ein. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt umso wichtiger, als Klimageräte immer beliebter werden und sich deren Stromverbrauch ohne diese Neuregelung bis 2020 insgesamt mehr als verdoppeln könnte. Die von der TU-Wien (EEG 2007) berechneten Werte für Österreich prognostizieren eine enorme Entwicklung für den Stromverbrauch für Gebäudekühlung mit herkömmlicher Kühltechnologie bis 2030: Während 2005 noch 365 Gigawattstunden für diese Art der Kühlung verwendet wurden, werden es 2020 bereits 970 GWh sein und 2030 über 1.800 GWh. Ohne Gegenmaßnahmen droht sich der Wohnbereich besonders energiehungrig zu entwickeln, lag sein Anteil am Kühlstromverbrauch im Jahr 2005 bei ‘lediglich’ 25 %, liegt die Prognose für 2030 bei 60 % bzw. 1.100 GWh, das entspricht dem 10-fachen Stromverbrauch gegenüber 2005!
Ing. Johann Gerstmann, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik begrüßt daher die neue Regelung: ‘Während viele Energieeffizienz-maßnahmen bereits greifen, steigt leider der Strombedarf beispielsweise im Wohnbereich für Unterhaltungselektronik, Standbybetrieb und Gebäudekühlung an. In Gebäuden, besonders in Wohngebäuden, die fit für die Zukunft sind, haben steigende Energiekosten infolge überhöhter Sonneneinstrahlung einfach keinen Platz. In der heißen Jahreszeit können teure und umweltbelastende Klimageräte durch effiziente passive Kühlmöglichkeiten wie Markisen, Rollläden oder Jalousien ganz einfach ersetzt werden!’


Künstliche Kühlung muss nicht sein

Das wird umso wichtiger, da vor allem viele Klimageräte ineffizient arbeiten und somit einen hohen Stromverbrauch haben. Außerdem können auch klimaschädliche Kältemittel freigesetzt werden, welche die Umwelt mit Treibhausgasen belasten.

Die EU-Richtlinie aus dem Jahr 2010, die ab 2013 in den Mitgliedsstaaten umgesetzt werden muss, betreffen Klimageräte bis zu einer Kühl- oder Heizleistung von 12 Kilowatt. Ab 1. Jänner 2013 brauchen diese Geräte eine neue Kennzeichnung. So sollten veraltete Technologien vom Markt gedrängt werden und das Bewusstsein hinsichtlich Energiesparen beim Kühlen (analog zum Energiesparen beim Heizen und Beleuchten) geschärft werden.

Aber auch effizientere oder umweltschonendere Klimageräte sind in den meisten Fällen entbehrlich. Gerstmann: ‘Das Prinzip ist ganz einfach und übrigens auch so in den einschlägigen Normen für sommertaugliches Bauen festgeschrieben: Besonnte Glasflächen abschatten und Fenster wenn möglich geschlossen halten – das bedeutet eine um bis zu 10 °C geringere Raumtemperatur gegenüber der Außentemperatur! So wird sommerliche Überwärmung effizient vermieden. Wer rechtzeitig richtig plant, kann mit außenliegendem Sonnenschutz regelrecht sparen!’


Passiv ist gesünder

Bei etwa 20 °C ist der Mensch zu 100 % leistungsfähig, bei 28 °C sinkt die Leistungsfähigkeit auf 70 % und bei 33 °C auf 50 %. An Arbeitsplätzen sollte daher die Temperatur 26 °C nicht übersteigen. Denn zu hohe Raumtemperaturen führen zu Unbehagen, Leistungsverlust und Stress. Untersuchungen des Dänen Bjarne W. Olesen zeigen: Wenn mehr als zehn Prozent der Arbeitszeit in Räumen jenseits der 27 °C Marke gearbeitet wird, so entstehen erhebliche Mehrkosten durch Produktivitätsverlust. Die zusätzlichen Personalkosten werden mit 1.300 Euro je Mitarbeiter und Jahr beziffert.

Der Kampf gegen die Sommerhitze wird vor allem in Büros oft mit zentral gesteuerten Klimaanlagen geführt. Das ist nicht nur teuer, sondern für die Arbeitnehmer auch ungesund. Denn die Schleimhäute können durch die kalte Zugluft austrocknen, wodurch sich Erkältungsviren leichter ausbreiten. Darüber hinaus können durch schlecht gewartete Klimaanlagen Schadstoffe, Keime und Sporen in die Raumluft gelangen.

Fazit: In gut geplanten Wohngebäuden sollte und dürfte es laut ÖNORM B8110-3 keinen Bedarf an mechanischer Kühlung geben. Sommerkomfort lässt sich für diesen Gebäudetyp durch Sonnenschutz wie beispielsweise Markisen, Raffstore und Rollläden, sowie Speichermasse und Nachtlüftung sicherstellen. Im Nichtwohnbereich sollte gemäß OIB-Richtlinie 6 die Überwärmung durch temporäre Sonnenschutzmaßnahmen auf ein Minimum reduziert werden, damit Klimaanlagen nur die durch Personen, Geräte und Licht erzeugte Raumwärme abführen müssen. Dadurch ließe sich der Trend bei der Gebäudekühlung nachhaltig (analog zum Heizwärmebedarf) umkehren! Gerstmann: ‘Es braucht nicht immer neue Technologien um die Energieeffizienz von Gebäuden zu steigern, manchmal genügen auch gut bewährte Methoden und ein wenig Hausverstand.’


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /