Tiroler Tageszeitung: "Kaunertal-Ausbau wird Härteprobe."

Leitartikel von ALOIS VAHRNER.Mit der Einreichung des Kaunertal-Milliardenprojekts hat das entscheidende Match begonnen

Können Land und Tiwag den seit Jahren propagierten Wasserkraft-Ausbau umsetzen oder scheitern sie an Widerständen?

Vor mittlerweile acht Jahren hatte der damals neue Tiwag-Chef Bruno Wallnöfer angekündigt, den entschlafenen Großkraftwerks-Bau wieder neu starten zu wollen - und hat damit heftige Kontroversen entfacht. Seither ist viel Wasser die Tiroler Flüsse und Bäche hinuntergeflossen. Es gab auch jede Menge Sonntagsreden, aber auch Beschlüsse von Landesregierung und Landtag für den Ausbau der Wasserkraft. Dazu einen sehr ambitionierten (und von den Grünen mitgetragenen) Kriterienkatalog, der viel zusätzliche Wasserkraft zulassen will. Allerdings: Der nunmehr eingereichte milliardenschwere Ausbau des Kaunertal-Kraftwerks ist das Herzstück der Tiwag-Ausbaupläne, bei dem der Ötztaler Wasserschatz genutzt werden soll. Hier entscheidet sich, ob Tiwag und Land ihr Ziel umsetzen können oder scheitern. Acht Jahre hat es gedauert, bis jetzt das Großprojekt eingereicht werden konnte. Das laut Experten lukrativste Projekt im Sulztal erlitt rasch Kurzschluss. Dann folgten die Speicherprojekte Rofenache im Ötztal, Rifflsee im Pitztal, Taschachtal und Fernergrieß im Kaunertal, die allesamt wegen Protesten, Kosten- oder Umweltschutzgründen (etwa in Natura-2000-Gebieten) gestoppt werden mussten. Bei der vor zwei Jahren dann doch noch gefundenen Variante mit dem Speicher im Platzertal im Gemeindegebiet von Pfunds war klar: Das ist die letzte Chance, um das Projekt zu retten. Ob das Milliardenprojekt kommt, hängt von mehreren Faktoren ab. Die ihr vor Jahren noch zuweilen angekreidete Drüberfahrer-Mentalität hat der Landes-Energieversorger abgelegt, wie auch die betroffenen Kraftwerksgemeinden bestätigen (die gleichzeitig die Vorgangsweise von Verbund und Tiwag beim GKI kritisieren). Entscheiden wird sich der Kaunertal-Ausbau im kommenden UVP-Verfahren, in dem es wohl eine regelrechte Schlacht von Gutachtern und Gegengutachtern geben wird. Bis zu einer endgültigen Entscheidung kann es laut Tiwag fünf Jahre dauern. Verfahren sind die eine Sache, der angekündigte organisierte Protest der Umweltgruppierungen wie WWF, Global 2000, Greenpeace und Ökobüro die andere. Diese sehen ein "alpines Monsterprojekt", ein "Hainburg des 21. Jahrhunderts". Ob Randale und massiver Polizeieinsatz wie einst bei der Besetzung der Hainburger Au oder zuletzt bei Stuttgart 21 realistisch sind, bleibe vorerst dahingestellt. Eine zusätzliche Hürde fürs Projekt kann dies aber allemal werden.

Rückfragehinweis: Tiroler Tageszeitung


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OTS0249 2012-07-04/21:00


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /