© Gerd Altmann / pixelio.de
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Japan: Welche Energie für heute und morgen?

Zukunft der Atomenergie ist ein zentrales Thema geworden- es wird immer mehr dagegen demonstriert.

Ende April 2012 wurden die letzten beiden noch in Betrieb befindlichen japanischen Reaktoren abgestellt. Das Land war also de facto für eine Weile ganz aus der Atomenergiegewinnung ausgesteigen, die davor rund 28 % der Stromversorgung des Landes sichergestellt hatte. Mittlerweile ist ein erster Reaktor wieder am Netz.

Wie das funktioniert, ohne Atomkraft? "Strom zu sparen ist weniger anspruchsvoll, als ich ursprünglich erwartet hatte. Das macht mir bewusst, wie viel ich vorher verschwendet habe." (Yumiko Masuda, Tokio, zitiert von der Zeitung Yomiuri am 13.9.2011)

Die Zukunft der Atomenergie ist ein zentrales Thema für die japanische Gesellschaft geworden. Am 19. September 2011 sah Tokio eine der größten Demonstrationen seit Jahrzehnten – mit von den meisten Japanern noch nie gesehenen 60 000 TeilnehmerInnen, laut Angaben der Organisatoren. Und der Widerstand wächst weiter, wie die Demo am letzten Wochenende in Tokio zeigte, mit rund 170.000 Menschen.

Das Thema ist auch wahlbestimmend geworden, wie zum Beispiel in Kioto. Der neue Bürgermeister von Osaka, Toru Hashimoto und seine Partei machten die Senkung des Atomstromanteils zu einem Thema ihrer Argumentation im Wahlkampf. Da die Stadt mit ihrem 8,9% Anteil ein führender Aktionär von KEPCO ist, hat sie auch die Mittel, Dinge anders laufen zu lassen. Und sie hat dabei die Unterstützung der Provinz Shiga mit dem See Biwa, den größten Japans, der Kioto mit Trinkwasser versorgt. Das Gebiet liegt auch direkt im Einflussbereich der dominierenden Winde, die die Meeresküste entlang aus der Richtung der 14 Reaktoren der Provinz Fukui wehen.

Auch ist der Gouverneur der Provinz Niigata gegen ein wieder Hochfahren des größten AKWs der Welt, des aus 7 Reaktoren bestehenden Kraftwerkskomplexes bei Kashiwazaki-Kariwa, wenn auch noch nicht alle Lektionen gelernt wurden, die sich aus dem, was in Fukushima passiert ist, anbieten.

Die BürgerInnen von Osaka und Tokio haben ausreichend Unterschriften gesammelt, um ein Referendum über eine Volksinitiative bezüglich der Zukunft der Atomkraft verlangen zu können. Die Stadt Tokio ist ebenfalls ein wichtiger Aktionär von TEPCO. Diese Initiativen erhielten die Unterstützung der Tageszeitung Asahi. Daher wurde es geschafft, die nötige Grenze 50% plus eine Stimme der Stimmberechtigten zu erreichen. Es wird das erste Mal sein, dass in Japan ein Referendum zum Thema Atomkraft außerhalb einer Gemeinde stattfindet, die selber ein AKW beherbergt.


Grund genug, um langsam umzudenken, Stromsparinitiativen zu gründen, eine wohl derzeit weltweit einmalige Solarinitiative zu starten- und für ein Volk, um zum Energiethema aufzuwachen und um "Sturm gegen Atomkraft" zu laufen, wie es die Wirtschaft.ch betitelt. Immer mehr Teilnehmer kommen zu den Demonstrationen, die es in diesem Ausmaß in Japan davor noch nie gegeben hat, mit vielen Prominenten, mit Literaturnobelpreisträger Kenzaburo Oe und Popstar Ryuichi Sakamoto zum Beispiel, mit 160.000 bis 170,000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen am Montag. Denn: "Nach Fukushima zu schweigen, wäre wirklich ein Verbrechen." wie eine Teilnehmerin vor Ort zu unserer (freiwilligen) Korrespondentin sagte. Weitere Aussagen: "Es geht auch anders. Wir werden es der Welt zeigen." "Es ist Zeit, Verantwortung zu übernehmen." Die wirklich sehr ruhigen Japaner gegen wieder auf die Straße, weil das einer der Wege ist, um ihre Meinung kund zu tun.

Quellen:

Bericht der Gruppe ACRO (Association de Controle de la Radioactive© dans la´Ouest) ‘BürgerInneninitiativen in Japan im Anschluss an die Katastrophe von Fukushima" www.acro.eu.org (hier in vollem Umfang, ca. 30 Seiten)

Nuclear monitor

Teilnehmer vor Ort


Übersetzung Bernhard Riepl,


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /