© pixelio.de
© pixelio.de

Österreichs Neuwagenflotte ist schwerer als EU-Durchschnitt

VCÖ: Neuwagen wiegt im Schnitt 1442 Kilo, Gewichtszunahme um 33 Kilo gegenüber 2010 - Schlankere Pkw-Flotte verringert Spritverbrauch und CO2-Emissionen

Wien - Österreichs Neuwagenflotte hat Übergewicht. Eine aktuelle VCÖ-Untersuchung zeigt, dass das Gewicht von Österreichs neuzugelassenen Pkw im Schnitt um 47 Kilogramm über dem EU-Schnitt liegt. Verantwortlich für das hohe Gewicht sind unter anderem die zahlreichen SUV. Der VCÖ weist darauf hin, dass mit einer schlankeren Autoflotte der Spritverbrauch und die CO2-Emissionen deutlich verringert werden können.

356.145 Pkw wurden im Vorjahr in Österreich neu zugelassen. Im Schnitt brachten die Pkw 1.442 Kilogramm auf die Waage. Österreichs Neuwagen sind schwerer als der EU-Durchschnitt, wie eine aktuelle VCÖ-Untersuchung auf Basis von Daten der Europäischen Umweltagentur zeigt. Im Vergleich zu den leichtesten Neuwagen, jenen von Malta, sind Österreichs Neuwagen um 208 Kilogramm schwerer. Insgesamt hat Österreich in der EU die neuntschwerste Neuwagenflotte und liegt 47 kg über dem EU-Schnitt. Die "dicksten" Autos werden in Lettland (1.543 kg), Luxemburg (1.520 kg) und in Schweden (1.510 kg) gekauft. In Lettland wurden aber im Vorjahr nur rund 10.000 Pkw neu zugelassen.

Der hohe Anteil von SUV und Geländewagen treibt das Gewicht der Neuwagenflotte in die Höhe. "Österreichs Neuwagen brauchen dringend eine Diät. Mit geringerem Gewicht verringert sich der Spritverbrauch. Damit sinken nicht nur die Kosten für die Autofahrer, sondern auch die klimaschädlichen Treibhausgase der Fahrzeuge", betont VCÖ-Expertin Rasmussen. 100 Kilogramm weniger Gewicht bedeuten pro 100 Kilometer rund 0,4 Liter weniger Verbrauch.

Maltas Neuwagen verursachen pro Kilometer im Schnitt um 16 Gramm weniger CO2 als die heimischen Neuwagen. Bei 15.000 Kilometer pro Jahr verursacht ein österreichischer Neuwagen damit zusätzlich 240 Kilogramm mehr klimaschädliches CO2, macht der VCÖ aufmerksam. Das entspricht etwa einem zusätzlichen Verbrauch von rund 90 bis 100 Liter Sprit. Große Autos haben nicht nur im Betrieb eine schlechtere Klimabilanz sondern auch in der Produktion. Ein großer Benzin-Pkw verursacht in der Herstellung rund 30 Prozent mehr Treibhausgase als ein kleiner Benzin-Pkw.

Die von EU-Kommission festgelegten CO2-Grenzwerte für Neuwagen sind ein erster Schritt, Autos in Europa spritsparender und damit klimaschonender zu machen. Die EU-Auflagen für Autohersteller gehen jedoch nicht weit genug, kritisiert der VCÖ. "Die Berechnung der EU-Grenzwerte für neue Fahrzeuge beruht auf dem durchschnittlichen Gewicht aller verkauften Fahrzeuge eines Herstellers. Die aktuelle Regelung führt dazu, dass Hersteller von schweren Autos weniger Gramm CO2 reduzieren müssen, als Hersteller von leichteren Fahrzeugen. Die Verbrauchsgrenzwerte schaffen also wenig Anreize, das Gewicht der Neuwagen zu reduzieren. Sinnvoller wäre eine komplette Reform der Berechnung. Anstatt des Gewichts eines Neuwagens, sollte die verstellte Fläche als Basis herangezogen werden", so VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen. In Österreich tritt der VCÖ für eine weitere Verbesserung des Bonus-Malus-Systems bei der NoVA ein. Die Malus-Grenze soll von derzeit 160 auf 140 Gramm gesenkt werden.

Dass kleinere Autos meist ausreichen zeigt der Besetzungsgrad in Österreich. Im Schnitt sitzen in Österreich 1,17 Personen in einem Auto. "Das heißt in sechs von sieben Autos fährt nur eine Person. Oder anders gesagt. Die meisten Autofahrten in Österreich erfolgen alleine", macht VCÖ-Expertin Rasmussen aufmerksam. Eine Lösung für das Gewichtsproblem sieht der VCÖ auch im Carsharing. "Anstatt ein großes Auto für wenige Anlässe im Jahr zu kaufen, kann beim Carsharing je nach Zweck der Fahrt ein kleines oder großes Auto ausgeliehen werden. Einmal reicht ein Smart, ein anderes Mal braucht es einen Kombi", plädiert Rasmussen für die Ausweitung des Carsharing-Angebots in Österreich.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /