© Michael Sigmund – Petrovic: "Ich fordere eine 365 Euro Jahreskarte für ganz Niederösterreich!"
© Michael Sigmund – Petrovic: "Ich fordere eine 365 Euro Jahreskarte für ganz Niederösterreich!"

Öffis in Niederösterreich: Grüne Klausur in Pressbaum

Gemeinsam mit Expertinnen und Experten von Medien und Verkehrsbetrieben tagten die Grünen Niederösterreich im Pressbaumer Hotel Wiental. – Bericht inklusive neuer Westbahn Exklusiv-Details.

© Michael Sigmund – Frey: "Wichtig wäre eine starke Vereinfachung, beispielsweise bei Zonengrenzen."
© Michael Sigmund – Frey: "Wichtig wäre eine starke Vereinfachung, beispielsweise bei Zonengrenzen."
© Michael Sigmund – Fröhlich: "Wichtig ist mir, eine positive Grundstimmung zu erzeugen. Der überwiegende Teil unserer Züge ist pünktlich!"
© Michael Sigmund – Fröhlich: "Wichtig ist mir, eine positive Grundstimmung zu erzeugen. Der überwiegende Teil unserer Züge ist pünktlich!"
© Michael Sigmund – Weiderbauer: "Wir wollen den öffentlichen Verkehr nicht schlecht machen, aber unserer Meinung nach gehört noch deutlich mehr investiert."
© Michael Sigmund – Weiderbauer: "Wir wollen den öffentlichen Verkehr nicht schlecht machen, aber unserer Meinung nach gehört noch deutlich mehr investiert."
© Michael Sigmund – Krismer: "Die heutigen Verkehrsprobleme durch neue Autobahnen zu lösen kann auf Dauer nicht gut gehen!"
© Michael Sigmund – Krismer: "Die heutigen Verkehrsprobleme durch neue Autobahnen zu lösen kann auf Dauer nicht gut gehen!"
© Michael Sigmund – Enzinger: "Ausweitung des TOP-Jugendtickets um € 60,- pro Jahr von derzeit nur Schüler/innen und Lehrlingen auf zukünftig auch Student/innen!"
© Michael Sigmund – Enzinger: "Ausweitung des TOP-Jugendtickets um € 60,- pro Jahr von derzeit nur Schüler/innen und Lehrlingen auf zukünftig auch Student/innen!"
© Michael Sigmund – Chodász: "Es gibt zu viele Demarkationslinien, beispielsweise in Siebenhirten zwischen NÖ und Wien, aber auch beim Semmering."
© Michael Sigmund – Chodász: "Es gibt zu viele Demarkationslinien, beispielsweise in Siebenhirten zwischen NÖ und Wien, aber auch beim Semmering."
© Michael Sigmund – Hicker: Es wird sehr viel in den neuen Zentralbahnhof investiert und in Tunnel, welche auf manchen Strecken die Fahrzeiten um etwa 20 Minuten verkürzen, aber sehr wenig in den Regional-Öffi-Verkehr in der Fläche."
© Michael Sigmund – Hicker: Es wird sehr viel in den neuen Zentralbahnhof investiert und in Tunnel, welche auf manchen Strecken die Fahrzeiten um etwa 20 Minuten verkürzen, aber sehr wenig in den Regional-Öffi-Verkehr in der Fläche."
© Michael Sigmund – Heigl: "Für mich wäre es ein großer Verlust, wenn der Fernverkehr in Wien ausschließlich nur noch den Hauptbahnhof anfährt."
© Michael Sigmund – Heigl: "Für mich wäre es ein großer Verlust, wenn der Fernverkehr in Wien ausschließlich nur noch den Hauptbahnhof anfährt."

Die Grünen ließen unter anderem mit der Forderung nach einem 365 Euro Öffi-Jahresticket für Niederösterreich aufhorchen. Die anderen Teilnehmer/innen der Klausur waren allerdings teilweise der Meinung, dass ein besonders niedriger Preis für den vermehrten Umstieg zu Öffis wenig ausschlaggebend sei und außerdem zu mehr Abhängigkeit der Verkehrsbetriebe von der Öffentlichen Hand führen könnte. Für die ebenfalls von den Grünen vorgeschlagenen Ausweitung des TOP-Jugendtickets um € 60,- pro Jahr von derzeit nur Schüler/innen und Lehrlingen auf zukünftig auch Student/innen, konnten sich hingegen viele Anwesende erwärmen.

Einigkeit gab es darin, dass ein dichter Taktverkehr an allen wichtigen Achsen und möglichst wenig Verspätungen wichtig seien, sowie saubere und bequeme Fahrzeuge.

Am Rande waren unter der Hand auch einige, öffentlich noch kaum bekannte Details bezüglich Zukunftsplanung zu erfahren, mehr dazu am Ende des Artikels.

MMag.a Dr.in Madeleine Petrovic / Grüne NÖ:

Im Gegensatz zu anderen Nachhaltigkeits-Themen habe ich beim Verkehr noch immer den Eindruck, dass hier nicht einmal mit Zeitverzögerung das Richtige getan wird, sondern motorisiert mit Vollgas in die Sackgasse gefahren wird. Ich fordere eine 365 Euro Jahreskarte für ganz Niederösterreich.
Außerdem sollten generell die Arbeits-Beginn-Zeiten mehr verteilt werden, damit nicht alle zwischen 7:00 und 8:30 in die Arbeit fahren müssen.

Dr. Harald Frey / Technische Universität Wien:

Der öffentliche Verkehr sollte weniger kritisiert, sondern im Gegenteil mehr beworben werden. Zeit im Auto ist verlorene Zeit, die Zeit im Zug kann sinnvoll genutzt werden, selbst bei Verspätungen.
Die Öffi-Tickets sind im internationalen Vergleich in Österreich eh schon relativ günstig. Da ist die Frage, ob eine weitere Verbilligung der Tickets – und damit mehr Abhängigkeit von Zuschüssen und von der Politik – wirklich sinnvoll ist. Wichtiger wäre eine starke Vereinfachung, beispielsweise bei Zonengrenzen.

DI Michael Fröhlich / ÖBB Personenverkehr AG:

Nach aktuellen Umfragen sind die Österreicher die Zufriedensten im Bahn-Verkehr. Es ist mir ein wesentliches Anliegen, dass die positiven Seiten des öffentlichen Verkehrs beworben werden.
Im Waldviertel zeigt sich eine Problematik der Regionalbahnen. In den letzen Jahrzehnten fand eine Zentrierung auf den Autoverkehr statt. In Zwettl wurde zB ein neues Fachmarkt-Zentrum nicht zur Bahn-Station gebaut, sondern auf die gegenüberliegende Seite eines Hügels. Kaum jemand wird auf die Idee kommen, vom Bahnhof so weit zu Fuß zu gehen.
Es sind aber noch nie so viele Menschen mit der Bahn gefahren, wie heuer.
Wichtig ist mir, eine positive Grundstimmung zu erzeugen. Der überwiegende Teil unserer Züge ist pünktlich!

Emmerich Weiderbauer / Grüne NÖ:

Oft gibt es viele kleine Probleme, wie zB nur EIN Ticket-Automat auf EINER Bahnsteig-Seite. Wer es eilig hat, läuft Gefahr, wahlweise den Zug zu versäumen, oder eben im Zug ohne vorher gekauftes Ticket saftige Strafen zahlen zu müssen.
Wir wollen den öffentlichen Verkehr nicht schlecht machen, aber unserer Meinung nach gehört noch deutlich mehr investiert.

Dr.in Helga Krismer / Grüne NÖ:

Meiner Meinung nach hat die niederösterreichische Politik durch die Auto-Zentrierung erst die heutigen Verkehrsprobleme geschaffen und versucht nun diese mit neuen Autobahnen zu lösen. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.

Amrita Enzinger, MSc / Grüne NÖ:

Wenn man weiß, dass Umfahrungsstraßen oft 70 Millionen Euro (Zwettl) bis 150 Million (Mistelbach) Euro kosten, dann frage ich mich schon, warum wesentlich weniger in den öffentlichen Verkehr in Niederösterreich investiert wird. Das ist äußerst ungerecht. Es braucht eine Arbeitsgruppe auf Landesebene, welche ein Gesamtverkehrskonzept für Niederösterreich entwickelt.

Ing. Ronald Chodász / Verband der Bahnindustrie:

Ich gebe meinen Vorrednern bezüglich Problematik der Raumordnung teilweise recht.
Außerdem gibt es zu viele Demarkationslinien, beispielsweise in Siebenhirten zwischen NÖ und Wien, aber auch beim Semmering. Diese müssen entschärft werden.

Oswald Hicker / Bezirksblätter Niederösterreich:

Ich merke, die Leute wollen nicht mehr Autofahren müssen. Sie wollen zwar die Freiheit haben es zu tun, aber nicht für das tägliche Pendeln darauf angewiesen sein.
Es gibt durchaus große Investitionen in den öffentlichen Verkehr. Aber ich frage mich, ob die Prioritäten richtig gesetzt sind. Der öffentliche Verkehr wird immer mehr als Konkurrenz zum Flugzeug propagiert. Hier wird sehr viel in den neuen Zentralbahnhof und in Tunnel, welche auf manchen Strecken die Fahrzeiten um etwa 20 Minuten verkürzen, investiert. Aber zu wenig in den Regional-Öffi-Verkehr in der Fläche.
Ein gutes Vorbild ist die Schweiz. In ganz Zürich gibt es hohe Parkgebühren. Weiters wird viel in den öffentlichen Verkehr investiert, das steht dort außer Frage. Die Bahn kommt somit auf eine gute Auslastung.

Mag.a Andrea Heigl / Der Standard:

Ich bin in Wien wegen der Nähe zum Westbahnhof extra in den 15. Bezirk gezogen. Für mich wäre es ein großer Verlust, wenn der Fernverkehr in Wien ausschließlich nur noch den Hauptbahnhof anfährt.
Wer am Land wohnt, hat meist günstigere Preise für das Wohnen je m2. Da muss man dann halt auch höhere Ausgaben für Verkehr mit einrechnen. Man sollte nicht auf's Land ziehen, um dann zu jammern.
Ich besitze eine Jahreskarte der Wiener Linien, eine Vorteilscard der ÖBB, benutze manchmal Car Sharing UND habe ein Auto. Mein Auto steht auf einem Park & Ride Parkplatz, ich teile es mit einer Freundin. Ich brauche das Auto zum Herumkommen in Niederösterreich.
Viele Menschen wollen öffentlich fahren, aber bei manchen gibt es noch immer einen starken Auto-Fetisch. Ich werde von Leuten oft gefragt, was wäre, wenn meine Freundin einen Kratzer im Lack unseres gemeinsam genutzten Autos verursachen würde. Wenn ich darauf lapidar antworte, dann wäre halt ein Kratzer im Lack, sind die meisten ganz baff darüber, dass mir so etwas nicht so wichtig ist.

Brandneue Exklusiv-Details bezüglich Westbahn

Folgende spannende Details konnte oekonews.at noch für Sie in Erfahrung bringen:

Grundsätzlich sollen alle ÖBB Fernverkehrszüge von und nach Wien zukünftig nur noch den neuen Hauptbahnhof und NICHT mehr den Westbahnhof anfahren. Somit werde dann beispielsweise auch der Flughafen Wien Schwechat direkt bedient. Bei Bedarf könnte es eventuell ganz wenige Ausnahmen pro Tag geben. Allerdings: Für alle Züge der WESTbahn Management GmbH sei weiterhin geplant, den Wiener Westbahnhof anzufahren!

Ebenfalls den Westbahnhof als Quell- und Zielbahnhof sollen die neuen REX 200 Züge der ÖBB haben, welche – wie der zukünftige Fernverkehr – über die neue Hochgeschwindigkeits-Strecke (mit etwa 200 km/h) durch's Tullnerfeld brausen werden. Zweck der REX 200 Züge sei es einerseits den neuen Regionalbahnhof Tullnerfeld, sowie andererseits kleinere Bahnstationen westlich von St. Pölten möglichst direkt und rasch an Wien anzubinden.

Schildbürgerstreich im Tullnerfeld?

Bereits bekannt ist die Tatsache, dass der Regionalbahnof Tullnerfeld außerdem in der einen Richtung von manchen ÖBB Fernverkehrszügen und in der anderen Richtung von der WESTbahn versorgt werden soll. Diese Aufteilung wurde von den Diskutant/innen aufgrund der entstehenden Zeitkarten-Inkonsistenz jedoch Großteils eher als "Schildbürgerstreich" gesehen.

Michael Sigmund für oekonews.at


Artikel Online geschaltet von: / sigmund /