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Korneuburger Grundwasserskandal lässt viele Fragen ungeklärt

Rasche und sinnvolle Sanierungsmaßnahmen hätten ökologischen Schaden in Korneuburg eingrenzen können

Wien - Nachdem durch das Eingeständnis der Firma Kwizda der Verursacher der Grundwasserkontamination nun feststeht, fordert GLOBAL 2000 auch eine lückenlose Aufklärung der Mitverantwortung der zuständigen Behörden am Ausmaß des entstanden Umweltschadens. Denn weit bemerkenswerter als das Schuldeingeständnis der Firma Kwizda ist nach Auffassung von GLOBAL 2000 die Tatsache, dass sowohl die Bezirkshauptmannschaft als auch die zuständige Staatsanwaltschaft während der vergangenen zwei Jahre scheinbar keinerlei Anlass fanden, Kwizda als Verursacher der Grundwasserkontamination zu sehen. "Dabei waren die Hinweise zahlreich und eindeutig", erklärt Helmut Burtscher, Umweltchemiker von GLOBAL 2000: "Erstens betraf die im Frühjahr 2011 festgestellte Grundwasserbelastung das von Kwizda hergestellte Pestizid Thiamethoxam. Zweitens hatte es bereits am 13. August 2010 bei der Kwizda einen amtlich dokumentierten Betriebsunfall gegeben, bei dem bekanntermaßen Thiamethoxam ausgetreten war. Drittens liegt die Ausbreitung der Grundwasserkontamination stromabwärts im Grundwasserstrom der Firma
Kwizda." Dennoch hatte die Staatsanwaltschaft Korneuburg noch im Juni 2012 eine Anzeige der Korneuburger Umweltstadträtin Elisabeth Kerschbaum zurückgelegt, und dies damit begründet, dass aufgrund eines hydrologischen Gutachtens kein Zusammenhang mit dem bekannten Störfall und kein Anfangsverdacht eines früheren Störfalls bestehe.

"Es scheint als hätten die verantwortlichen Behörden nicht nur eine Mauer des Schweigens errichtet - wie zahlreiche besorgte und engagierte KorneuburgerInnen selbst erfahren mussten -, sie scheuten offenbar auch davor zurück, die dringend notwendigen Schritte zur Aufklärung des gesamten Schadensumfangs zu setzen", vermutet Burtscher. "Erst die mediale Aufmerksamkeit, ausgelöst durch Recherchen der ORF-Sendereihe "Am Schauplatz" und GLOBAL 2000 führte offenbar zu einem Umdenken bei den Verantwortlichen. Durch dieses Versagen gingen der Region wichtige Monate und Jahre für die Ergreifung und Umsetzung wirkungsvoller Sanierungsmaßnahmen verloren."


So hatte es die Behörde seit Bekanntwerden des Unfalls im Jahr 2010 offenbar verabsäumt, das Grundwasser auf andere Kwizda-Pestizidwirkstoffe als das ohnehin schon bekannte Thiamethoxam untersuchen zu lassen. Auch die mehr als eineinhalb Jahre andauernde Einleitung von pestizidkontaminiertem Grundwasser in den Tresdorfer Graben dürfte die ökologiosche Situation weiters verschlechtert haben, zumal dadurch neben den bekannten Mengen des für
Wasserorganismen sehr gefährlichen Insektizids Thiamethoxam noch weit größere Mengen des Herbizids Clopyralid in den Donauzubringer gelangten. Mehr als eine Million Kubikmeter kontaminiertes Wasser gelangten nach Schätzungen von GLOBAL 2000 auf diese Art und Weise in den vergangenen eineinhalb Jahren in den Tresdorfer Graben, scheinbar ohne das Wissen der Behörde um die tatsächliche Pestizidbelastung.

Die kürzlich von GLOBAL 2000 festgestellte Thiamethoxam- und Clopyralidbelastung des Tresdorfer Grabens ist das traurige Ergebnis. Mit dem Ziel, mehr Licht in die Hintergründe dieses umfassenden Umweltskandals zu bringen, hat GLOBAL 2000 entsprechende Anfragen an die betreffenden Stellen bei Bezirk, Land und Bund gestellt beziehungsweise wird diese noch stellen: "Denn wir haben Zweifel, dass mit der Identifizierung von Kwizda als Verursacher der Grundwasserkontamination auch die Frage der Verantwortung für das aufgetretene Schadensausmaß tatsächlich geklärt ist", sagt Burtscher
abschließend.



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Weitere Infos: Global2000

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /