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Energieeffizienz-Richtlinie: Handlungsbedarf auf vielen Ebenen

Umweltdachverband-Jahrestagung: Energieeffizienz-Richtlinie stellt Energiewirtschaft vor große Herausforderungen- Energiedienstleister sind gefragt

Wien- Der Umweltdachverband stellte gestern die Anfang September vom EU-Parlament verabschiedete Energieeffizienz-Richtlinie im Rahmen seiner Jahrestagung "Neustart Energiewende: Energieeffizienz als Chance für Umwelt und Wirtschaft" im Haus der Europäischen Union in Wien in den Mittelpunkt. Ziel der Richtlinie bis 2020: minus 20 Prozent Energieverbrauch europaweit! Nicht nur die Sanierung von öffentlicher Gebäuden und 1,5 Prozent Einsparungen pro Jahr sind Notwendigkeiten für die Umsetzung, die Rahmenbedingungen müssen auch in Österreich entsprechend geschaffen werden.

Experten aus Politik, Energiewirtschaft und Naturschutz diskutieren gemeinsam die Fragen: Was ändert sich? Wie wirkt die EU-Richtlinie mit der Umsetzung in nationales Recht zusammen?

"Energieeffizienz ist eine Chance für Umwelt und Wirtschaft. Der Knackpunkt dabei heißt jedenfalls Energiesparen. Nur mit wirksamen Energieeinsparungen und einem grundsätzlichen Wandel der Energieunternehmen in Richtung Energiedienstleistung wird die Weichenstellung für eine erfolgreiche Energiewende gelingen", sagt dazu Gerhard Heilingbrunner, Präsident des Umweltdachverbandes.

Die Richtlinie schafft Rahmenbedingungen für eine EU-weite Reduktion des Energieverbrauchs um 20 % bis 2020. Das soll durch gemeinsame Anstrengungen der öffentlichen Hand ebenso wie der energieverbrauchenden Unternehmen und der Energieversorger erreicht werden.

Der Bund muss selbst als Vorbild dienen: Zentrale Punkte sind dabei die Sanierung von 3 % aller im Eigentum der Bundesregierung stehenden Gebäude. Jährliche Effizienzmaßnahmen im Umfang von 1,5 % des Vorjahresverbrauchs, sollen bei EndverbraucherInnen wirksam werden. Durch ein verpflichtendes Energiemanagement sowie Energiebeauftragte und Energieaudits für größere Unternehmen werden bis dato schlummernde Energiefresser aufgedeckt.

Die E-Wirtschaft steht vor enormem Paradigmenwechsel

Mit den neuen EU-Energieeffizienz-Vorgaben wird nun auch die E-Wirtschaft gezwungen, endlich die Energieeinsparungsmaßnahmen im eigenen Haus zu setzen. Die E-Wirtschaft steht damit vor einem enormen Paradigmenwechsel. "Es reicht in Zukunft nicht mehr, nur möglichst viel Energie zu produzieren und zu verkaufen, sondern Effizienzmaßnahmen zu setzen, die den KundInnen, Haushalten, Betrieben und der Industrie sparen helfen. Die Zeit der Alibiaktionen und erfolgloser Energiesparappelle seitens der Energiewirtschaft sind jetzt vorbei! Werden die konkreten Vorgaben, nämlich die Einsparziele von 1,5 % pro Jahr nicht erreicht, so wird es teuer für die Energiewirtschaft. Sie muss dann nämlich in einen gemeinsamen Energieeffizienzfördertopf einzahlen. Nicht die Haushalte und KonsumentInnen müssen zahlen, sondern die nicht belehrbaren Energiewirtschaftsbosse vom Verbund bis zur OMV", so Heilingbrunner. Entschieden spricht sich der UWD gegen freiwillige Vereinbarungen aus, die die Problematik nur verzögern, aber nicht lösen. "Ohne gesetzliche Vorgaben und Strafen bei Untätigkeit wird es einfach nicht gehen. Österreich hat 2010 den höchsten Energieverbrauch seiner Geschichte gehabt, nun muss gegen diesen katastrophalen Trend gesteuert werden", sagt Heilingbrunner.

Energiewirtschaft braucht einen klaren Gesetzesauftrag

Es braucht einen Paradigmenwechsel hin zu einem neuen gesetzlichen Auftrag: Es gilt mit einem Minimum an Energie ein Maximum an Lebensqualität sicher zu stellen. Das Motto lautet: Weniger ist mehr. Energiedienstleistung statt Absatzrekorde. "Wenn die Energiewirtschaft und auch die E-Wirtschaft nun nicht bereit sind, in ihren Unternehmungen die neuen Effizienzwege zu gehen, muss ein klarer gesetzlicher Auftrag im neuen österreichischen Energieeffizienzgesetz geschaffen werden. Dieser neue Gesetzesauftrag muss auch für das Verkehrsministerium gelten, das die Explosion des Verkehrs endlich einbremsen muss und hat bis zum Finanzministerium zu reichen, das umweltschädliche, energiefressende Subventionen konsequent streichen und die Grundlagen für eine umfassende Ökologisierung des Steuersystems in die Wege leiten muss", so Heilingbrunner.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /