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iPhone5 und das Apple-Phänomen

Das iPhone 5 schlägt in seinem Absatz erneut alle Erwartungen. Apple baut seine Rolle als wertvoellstes Unternehmen der Welt aus.

Das Ableben der Stilikone Steve Jobs und seinen Visionen scheinen dem Konzern und seinem Erfolg keinen Abbruch getan zu haben. Die Fortsetzung einer beispiellosen Erfolgsgeschichte.

Nach wie vor macht Apple 60% seines Umsatzes mit dem kleinen fast Alleskönner iPhone, der nicht nur für viel Mehrwert im Alltag sorgt, sondern auch ein essenzieller Baustein einer integrierten Nutzungskette ist, die durch iTunes, iPad und Mac-Book abgerundet wird. Diese funktionale Integration sorgt laut einem von der Frankfurter Rundschau zitierten Berater für ‘prohibitive Wechselkosten’ bei den Apple Nutzern.

Viele verehren Steve Jobs noch immer für die iPhone-Innovation als eine Art Messias des Elektronikzeitalters. Die neuen Gerätegenerationen machen inzwischen aus der Ursprungsidee eines Mobiltelefons mit ein paar schicken Features ein völlig neues Nutzungskonzept. Smartphones sind inzwischen technisch und von ihrem Funktionsumfang her fast auf dem Niveau kleiner Notebooks. Sie sind längst zu universalen Lebenshilfen mutiert - für viele inzwischen unverzichtbar.

Das Konzept macht sich bezahlt. Allein 35 Millionen iPhones hat Apple im ersten Quartal 2012 absetzen können. Zahlen zum iPhone 5 liegen noch nicht vor. Damit übertrifft das Unternehmen ein weiteres mal selbst optimistische Erwartungen, die von 32 Millionen ausgingen. Damit hat es der Designkonzern geschafft, in Reihe 16 von 17 Quartalen die Erwartungen der Branchenexperten an der New Yorker Börse zu übertreffen. Der zunächst angeschlagene Aktienkurs, der den Konzern 60 Milliarden Dollar Buchwert kostete, zog entsprechend am Mittwoch, den 26. April 2012, wieder um mehr als 10% an. Apple wurde damit zum Zugpferd der Börsenindizes NASDAQ und Dow Jones, die mit 68,03 und 89,16 Punkten zulegten. Das Unternehmen steigerte seinen Umsatz im ersten Quartal im Vergleich zum ersten Quartal des vorherigen Jahren um 60% auf 39,2 Milliarden Dollar, mit einem Gewinn von 11,6 Milliarden Dollar.

Fortsetzung einer einzigartigen Erfolggeschichte

Wer heute mit offenen Augen durch unsere Welt läuft, kommt nicht umhin die steigende Zahl der Smartphone-Jünger zu bemerken, die hypnotisiert und dauerbeschäftigt auf ihren Touchscreens herum tippen, wischen, ziehen und sich quasi rund um die Uhr mit ihrem Lebensbegleiter befassen. Ob in der Bahn, im Zug, an öffentlichen Plätzen oder im Freundeskreise. Sogar Skypen beim Autofahren ist mittlerweile möglich. Zu jeder Zeit mit der Welt in Verbindung stehen. Wenn das nicht das Technik-Paradies ist? Junge Erwachsene, die abends scheinbar zusammen ausgehen, sitzen physikalisch an Tischen, beschäftigen sich aber vor allem mit ihrem kleinen Freund. Sie verlagern ihr Erleben zum größten Teil auf Online-Plattformen und Chatforen. Jede Situation, wie wichtig oder unwichtig auch immer, wird sofort in Echtzeit bei Facebook oder Twitter gepostet, während die anderen Teilnehmer am selben Tisch dort online bestätigen, dass ihnen das gefällt.

Das ununterbrochene erreichbar Sein in Anwendungen, wie beispielsweise "Whatsapp", wird für einige fast zu Überlebensfrage.

Dass nicht nur das Leben durch Smartphones erleichtert, sondern ein kultureller und kommunikativer Wandel durch sie initiiert wurde und wird, ist inzwischen evident. Aber Licht wird immer von Schatten begleitet. Dieser Wandel muss in vielerlei Hinsicht als heikel, in mancherlei Hinsicht sogar als sehr gefährlich betrachtet werden.

Kritisches Suchtpotenzial

Verschiedene Studien stützen inzwischen, dass Smart- und iPhones süchtig machen. Selbstverständlich tauchen Studien dieser Art nicht in den Mainstream Medien auf, da die Mobilfunk-Lobby und mächtige Konzerne wie Appel mit allen Mitteln deren breitflächige Verbreitung verhindern. Aber auch der Nutzer ist nicht unbedingt darauf versessen, sich im Spiegel solcher Forschungen wiederfinden zu müssen. Dabei sind die Urheber dieser Studien ausgesprochen renommiert. So zum Beispiel eine Studie im Rahmen der ‘Intel Science Talent Search 2011’, die feststellte, dass viele Schüler tatsächlich zwanghaft SMS tippen bzw. in sozialen Netzen nach Neuigkeiten suchen. Nimmt man ihnen das Mobiltelefon ab, verfallen sie in Antriebslosigkeit und Apathie.

Auf einem 341 Seiten starken Bericht beschreibt die britische Regierungsbehörde Ofcom, dass 51% der britischen Erwachsenen und 65% der Jugendlichen ihr Smartphone selbst dann benutzen, wenn sie mit anderen zusammen sind. 22% benutzen ihr Gerät sogar auf der Toilette und im Bad. Die renommierte Standford University befragte zu ihren iPhone-Verhalten 200 Studenten. 32% der Befragten gaben an, sie seien suchtgefährdet, 15% meinten, sie seien durch ihr iPhone mediensüchtig geworden und 25% gaben an, ihr Gerät sei eine Erweiterung ihres Gehirns bzw. Körpers. 3% hatten ihre iPhone sogar mit einem Namen bedacht und 7% gaben zu, dass ihr Beziehungspartner sich wegen der iPhone-Nutzung vernachlässigt fühle. 8% gaben an, ihr iPod wäre eifersüchtig auf ihr iPhone.

Gesundheitsgarant Grenzwert

Mehr als fünf Milliarden Mobiltelefone gab es allein Ende 2010 weltweit. Nimmt man die steigenden Absatzzahlen zusammen, dürften es inzwischen problemlos mehr als sechs Milliarden sein. Eine nicht weniger hohe Zahl an iPads, Netbooks, Notebooks und anderer drahtlos kommunizierender Geräte kommt hinzu. Bereits in vielen Teilen der Welt sind die Funknetze flächendeckend ausgebaut. Aber ist nicht alles in Ordnung, solange sich die Funkwellen unterhalb der Grenzwerte bewegen?

Inzwischen gibt es mehrere Studien darüber, dass elektromagnetische Wellen gesundheitsschädlich sind – besonders in der immer stärker zunehmenden Konzentration. Nicht nur die persönliche Nutzung des Mobilfunkgerätes (hierzu zählt auch WLAN und Bluetooth) birgt durch Dauerbestrahlung ein erhöhtes Krebsrisiko. Auch der Zusammenhang zwischen dem plötzliche Bienensterben und dem exponentiellen Ausbau der Mobilfunknetze sowie dessen vermehrter Nutzung durch eine steigende Zahl von Anwendern wird inzwischen immer mehr zur Gewissheit.

Der gesundheitliche Schaden hochfrequenter Strahlung wurde bereits 1932 bekannt. Da aber deren militärischer Nutzung besonders im Zweiten Weltkrieg, wie auch während aller folgenden Kriege Priorität hatte, wurde diese Gefahr nicht thematisiert. Die biologische Wirkung elektromagnetischer Strahlung wurde bereits in der nach dem Dritten Reich entstandenen UDSSR erfolgreich bewiesen. Aus diesem Grund wurde damals der zulässige Grenzwert für diese Strahlung von den Zuständigen in den 1970er Jahren auf das 1000fache unter den noch heute noch in Deutschland geltenden Wert festgesetzt.

Studien über die Gesundheitsgefährdung der Mobilfunkgeräte wurden in Deutschland schnell durch entwarnende Gegenstudien entkräftet, wenn sich ihre Veröffentlichung nicht verhindern ließ. Da das Problem schleichend ist, lässt es sich hierdurch gut verschleiern. Wäre jedes Telefonat von Kopfschmerzen begleitet, wäre die Gefährdung offensichtlicher. Entsprechende Debatten laufen aber immer wieder nur ins Leere, da es sich um einen Langzeiteffekt der Dauernutzung handelt. In Expertenkreisen herrscht inzwischen Konsens darüber, dass Sendeanlagen, Mobiltelefone und DECT-Geräte elektromagnetische Strahlung erzeugen, die das Körpergewebe erwärmt. Selbst ein offizieller Bericht der WHO bekräftigt dies.

Auch hier braucht es offensichtlich Studien, die Geschick und Gesundheit bestimmen. Die Befragung des eigenen Gefühls brächte bereits jeden Beweis, der nötig ist. Die Wärme am und hinter dem Ohr, wenn das schnurlose Gerät nach einem Gespräch abgelegt wird, spricht für sich.

Kommunikationsarmut

Was aber macht die kleinen fast Alleskönner wirklich so attraktiv?
Zunächst vermitteln sie das Gefühl, man könne unaufhörlich etwas erleben und sich ständig am Puls der Zeit bewegen. Online sein, Nachrichten lesen, abrufen, ob der Zug, den man zu nehmen beabsichtigt, auch pünktlich ist. Vor allem aber die sozialen Netze. Jede noch so unwichtige Kleinigkeit mit den vielen ‘Freunden’ teilen, immer in der Hoffnung viel Zustimmung in Form von ‘gefällt mir’ zu bekommen. Ist das nicht ein Zeichen, dass die Menschen einander näher kommen? Wie erklärt es sich dann aber, dass die bilaterale Kommunikation immer substanzloser und oberflächlicher wird? Gibt es da einen Zusammenhang?

Die Kommunikation in sozialen Netzen zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie sich steuern – also kontrollieren – lässt. Jeder kann dem anderen nur das präsentieren, was er oder sie präsentieren will. Zum Teil stark nachbearbeitete Fotos, spektakuläre Erlebnisse, die im wirklichen Erleben eher uninteressant bis langweilig sind oder Partyfotos, die immer ‘gut drauf’ inszeniert sind, selbst wenn die Party selbst jede Aufregung vermissen ließ. Eine Flucht in eine fiktive Welt, Ausdruck einer panischen Erlebnisverzweiflung. Eine Welt, die so sein soll, wie sie es in Wirklichkeit nicht einmal annähernd ist, genährt durch die Bilder aus Promi-Magazinen und Casting-Shows.

Die direkte Kommunikation lässt das nicht zu. Da lauert im Zweifel Rückmeldungen. Vielleicht sogar unangenehme Rückmeldungen, oder einfach nur das öde Gefühl der Gewöhn- und Entbehrlichkeit. Die kleinen, hochleistungsfähigen Tamagotchis sollen eigentlich die Isolation überwinden, schaffen sie hierdurch aber zum großen Teil erst. Selbst wenn Menschen gemeinsam etwas unternehmen, sind sie nicht selten isoliert. In sich isoliert.

Näheprobleme und Beziehungsunfähigkeit waren noch nie so verbreitet wie in diesen Tagen. Die allgemeinen Single-Statistiken sprechen für sich. Da bieten sich die kleinen Helfer hervorragend an, um diese Isolation nicht fühlen zu müssen. Sie helfen zu überdecken und nicht spüren zu müssen, was dennoch eigentlich vielen klar ist. Werden die Besitzer und Benutzer der Smartphones oder iGadgets danach befragt, berichten sie oft freimütig, wie sehr sie von ihrem Spielzeug abhängig sind und wie dünn ihre wirklichen zwischenmenschlichen Kontakte sind.

Aber vielleicht lernen die kleinen Geräte in künftigen Generationen auch sprechen, fühlen und lieben. Die perfekte und kontrollierbare Lösung all unserer Probleme.

Die Schattenseite

Der Streik bei dem weltweit größten Hersteller der elektronischen Mentalfesseln Foxconn hat nach dem Markteintritt des iPhone 5 erneut für Wirbel gesorgt. Einige tausend Mitarbeiter seien im Werk Zhengzhou laut Spiegel Online in den Streik getreten, nachdem es zu Schlägereien gekommen sei.

Foxconn hat erneut abgewiegelt, ist aber bereits mehrmals öffentlich in die Kritik geraten, nachdem sich Mitarbeiter in den selbst Tod gestürzt hatten.

Interessanter Weise reagieren die Konsumenten in gewohnter Weise: gar nicht.

Sie können es nicht erwarten, ihr neues Gerät in Händen zu halten, posten tageweise, wie wichtig das Thema ist. Mit entsprechenden Reaktionen, die diese Wichtigkeit mit jedem Wort bestätigen wollen. Der von seinem Wohlstandsalltag gestresste Konsument hat einfach keine Zeit, keine Kapazität mehr für einen Gedanken an die Herstellungsbedingungen seiner Konsumgüter. Solange das mediale Rauschen für genug Ablenkung sorgt und die kleinen Gadgets ihre Besitzer mental sowie emotional völlig auslasten, muss sich die Industrie - allen voran Apple - keine Sorgen über ihren Absatz machen. Der Konsument macht brav das, was von ihm erwartet wird - kaufen.

GastautorIn: Oliver Rückemann für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /