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GLOBAL 2000: Europäischer Rat muss auf AKW-Stresstests reagieren

AKW-Stresstests trotz schauerlicher Ergebnisse nicht als Diskussionspunkt vorgesehen

Beim Europäischen Rat in Brüssel wird der Bericht über die europaweiten "AKW-Stresstests" nur als Berichtspunkt angeführt und ist nicht auf der Agenda als Diskussionspunkt vorgesehen. "Wir fordern als Mitglied des österreichischen Netzwerks Atomkraftfrei Bundeskanzler Faymann auf, diesen Bericht zu thematisieren und zu diskutieren - es kann nicht sein, dass die erwiesenen Mängel der europäischen Atom-Anlagen nur in den Berichten zu finden sind und einfach zur Tagesordnung übergegangen wird", warnt Dr. Reinhard Uhrig, Atom-Experte von GLOBAL 2000.

Das Ziel der Stresstests war ohnehin keine Bestandsaufnahme des tatsächlichen Zustands der europäischen Reaktoren, wie der - überprüfte und für tauglich befundene - belgische Reaktor Doel 3 zeigt: Dieser wurde aufgrund von tausenden Rissen im Reaktordruckbehälter mittlerweile aus dem Verkehr gezogen. "Dennoch fanden die Stresstests bei den Sicherheitsauslegungen für schwere Störfälle katastrophale Zustände in den Nuklearanlagen", analysiert Uhrig den Stresstest-Endbericht. Laut diesem sind von den 145 untersuchten laufenden und abgeschalteten Reaktoren bei 54 (37 Prozent) die modernen Erdbeben-Berechnungs-Standards nicht berücksichtigt, bei 62 Reaktoren (43 Prozent) der moderne Standard für Überflutungs-Risikoberechnungen nicht berücksichtigt, die Ausrüstung zur Bekämpfung schwerer Unfälle ist in 81 Reaktoren (56 Prozent) nicht genügend gegen Erdbeben und Überflutungen gesichert, ein gefiltertes Druckentlastungssystem gibt es in 32 Reaktoren (22 Prozent) nicht und eine Notfall-Leitwarte zur Kontrolle der Reaktoren ist in 24 Reaktoren (17 Prozent) nicht verfügbar.

"Diese Ergebnisse lassen uns schaudern. Der verantwortungsvolle Umgang mit dem Stresstest-Bericht wäre, jetzt alle Reaktoren aus dem Verkehr zu ziehen, bei denen Defizite gefunden wurden, und überhaupt erst über einen Weiterbetrieb nachzudenken, wenn die identifizierten Probleme behoben wurden", fordert Uhrig. "Bundeskanzler Faymann muss beim Europäischen Rat diese katastrophalen Ergebnisse thematisieren und ein Vorgehen fordern, dass von den Sicherheitsüberprüfungen von Automobilen bekannt ist: Wenn die Bremsen kaputt sind, müssen sie erst repariert werden, bevor das Fahrzeug auf die Straße darf. Genau so soll es auch bei den AKWs passieren", erklärt er abschließend.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /