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Ältere Menschen gehen mehr als die Hälfte ihrer Alltagswege zu Fuß

Bis zum Jahr 2020 steigt Zahl der über 75-Jährigen um 25 Prozent - VCÖ fordert seniorengerechtes Verkehrssystem und gute Nahversorgung

Wien - Die eigenen Beine sind das wichtigste Verkehrsmittel für alte Menschen, wie eine aktuelle VCÖ-Studie zeigt. Über 75-Jährige legen mehr als die Hälfte ihrer Alltagswege zu Fuß zurück, über alle Altersgruppen werden nur 18 Prozent der Alltagswege gegangen. Der VCÖ kritisiert, dass die speziellen Anforderungen älterer Fußgängerinnen und Fußgänger von der Verkehrsplanung zu wenig berücksichtigt werden. Dabei wird die Zahl der Über 75-Jährigen bis zum Jahr 2020 um rund ein Viertel zunehmen.

Über 75-Jährige legen im Schnitt 10 Alltagswege pro Woche (von Montag bis Freitag) zurück, der Schnitt über alle Altersgruppen beträgt 17 Alltagswege. Der VCÖ weist darauf hin, dass die tägliche Wegstrecke von durchschnittlich rund 40 Kilometer pro Tag bei den über 75-Jährigen auf 16 Kilometer pro Tag sinkt. In allen Altersgruppen wurde das Mobilitätsverhalten der "mobilen" Menschen, also nicht bettlägerigen Personen, untersucht. "Bei keiner Altersgruppe ist der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Alltagswege so hoch wie bei den über 75-Jährigen", fasst VCÖ-Expertin DI Bettina Urbanek ein Ergebnis einer aktuellen VCÖ-Studie zusammen. Die Gruppe der 75 bis 79-Jährigen legt 55 Prozent ihrer Alltagswege zu Fuß zurück, die 80 bis 84-Jährigen sogar 63 Prozent und die über 85 Jährigen sogar 74 Prozent. Über alle Altergruppen werden in Österreich 18 Prozent der Alltagswege zu Fuß gegangen.

Die Zahl der über 75-Jährigen wird laut Bevölkerungsprognose der Statistik Austria bis zum Jahr 2020 um rund ein Viertel auf 855.000 steigen, bis zum Jahr 2040 wird sich die Zahl der Über 75-Jährigen auf 1,36 Millionen fast verdoppeln. Der VCÖ weist darauf hin, dass das Verkehrssystem auf den demografischen Wandel schlecht vorbereitet ist. "Wie mobil ältere Menschen sein können, hängt auch wesentlich von der Verkehrsplanung ab. Ältere Fußgängerinnen und Fußgänger brauchen unter anderem breite Gehsteige, abgeflachte Gehsteigkanten, lange Grünphasen bei Fußgängerampeln und übersichtliche Straßenübergänge. Das Tempo des Straßenverkehrs sollte niedrig sein. Die Realität ist vielerorts in Österreich genau das Gegenteil", fordert VCÖ-Expertin DI Bettina Urbanek ein seniorengerechtes Verkehrssystem.

Der wichtigste Wegzweck für über 75-Jährige sind Einkäufe. Der VCÖ betont, dass für ältere Menschen eine gute Nahversorgung unverzichtbar ist. "Einkaufszentren und Supermärkte am Stadtrand, die nur mit dem Auto gut erreichbar sind, führen dazu, dass ältere Menschen nicht mehr selbstständig einkaufen gehen können", so VCÖ-Expertin Urbanek.

Eine Verkehrsplanung, die gute Bedingungen zum Gehen im Alltag schafft, bringt auch einen großen sozialen und gesundheitlichen Nutzen für ältere Menschen, betont der VCÖ. Wenn es für ältere Menschen leicht, sicher und bequem ist, zu Fuß zu gehen, haben sie mehr soziale Kontakte, können am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, Vereinsamung tritt dann selten auf. Zudem belegen medizinische Studien, dass regelmäßiges Gehen im Alltag gesund ist, den Körper fit hält und zahlreichen Krankheiten, von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zu Osteoporose und Diabetes, vorbeugt. Der VCÖ fordert einen Masterplan für ein seniorengerechtes Verkehrssystem. In Ortsgebieten soll es mehr Tempo 30 und verkehrsberuhigte Zonen sowie barrierefreie, breite Gehwege und Gehsteige geben.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /