© Biomasseverband- Pressegespräch in Klagenfurt
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Biomasse: Landwirtschaft und Gemeinden als Selbstversorger

17. Österreichischer Biomassetag in Klagenfurt -Nahwärmeanlagen-Betreiber organisieren sich bundesweit

Die Geschichte der Nahwärmeanlagen in Österreich ist eine erfolgsgekrönte: In wenigen Jahren wurden in Österreich mehr als 2.000 dieser Nahwärmenanlagen errichtet. "Mit der ARGE-Biomasse-Nahwärme (ABiNa), in der über die Landesheizwerksverbände 450 Nahwärmeanlagen organisiert sind, etablieren wir ein breit getragenes Sprachrohr für leitungsgebundene Bioenergie-Versorger auf Bundesebene", erklärt Ludwig Schurm, Sprecher der neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft, die sich anlässlich des 17. Österreichischen Biomassetages in Klagenfurt der Öffentlichkeit präsentierte. "Unsere Anlagen stehen wirtschaftlich auf soliden Füßen. Die Abnahme von jährlich 2,3 Millionen Schüttraummeter Hackgut und der Betrieb der Werke sichern mehr als 1.100 Arbeitsplätze sowie nachhaltige und vor allem leistbare Wärme für etwa 65.000 Haushalte."


Gegen die von der fossilen Konkurrenz vorgebrachten Vorwürfe der Unwirtschaftlichkeit von Nahwärmeprojekten kontert er: "Die Nahwärmebranche für bankrott zu erklären, weil einige große Anlagen Probleme hatten, ist absurd. Es sieht ja auch niemand die Automobilbranche untergehen, wenn ein großer Autohändler zusperrt." Die Kesselleistung der Mehrzahl der Mitglieder liegt unter einem Megawatt. Anlagen dieser Größenordnung lassen sich einfach und sicher aus der Region mit Biomasse versorgen, schaffen Arbeitsplätze in der Land- und Forstwirtschaft und genießen hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Erklärtes Ziel der unter dem Dach des Österreichischen Biomasse-Verbandes organisierten ABiNa ist es, den Ausbau der dezentralen Energieversorgung weiter zu forcieren sowie bestehende und zukünftige Betreiber und ihre Kunden bestmöglich zu unterstützen.

Eine Vorbildrolle für Klagenfurt wäre möglich

"Der umweltpolitische und volkswirtschaftliche Unsinn 'Gasdampfkraftwerk Klagenfurt' konnte abgewehrt werden", schildert Ing. Johann Mößler, Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten. Mittlerweile ist der Großteil der nötigen Wärmeversorgung für Klagenfurt mit einer Grundlast von 15 Megawatt und einer Mittellast von 70 Megawatt international ausgeschrieben. Bis Ende 2012 sollen die entsprechenden Entscheidungen gefällt werden. Für Mößler sind damit wichtige Weichen zu mehr Biomasseeinsatz in Kärnten gestellt: "Der für diese Größenordnung erforderliche Biomassebedarf von rund 150.000 Festmetern Energieholz pro Jahr kann durch die Kärntner Forst- und Holzwirtschaft zur Verfügung gestellt werden."

Bereits derzeit werden für die Wärmeversorgung von Klagenfurt etwa 100.000 Festmeter verwendet. Das bestehende Biomasseheizwerk liefert 120 Millionen Kilowattstunden Wärme in das Fernwärmenetz der Stadt Klagenfurt. Unter Einrechnung von Effizienzmaßnahmen könnten künftig rund 80 Prozent des benötigten Klagenfurter Wärmebedarfs mit Biomasse abgedeckt werden. "Für eine Stadt dieser Größenordnung wäre das einmalig in Österreich", zeigt sich Mößler über die künftige Vorbildrolle Klagenfurts begeistert.

Keine neuen Nachhaltigkeitskriterien nötig.

In der EU-Kommission laufen seit einiger Zeit Arbeiten zum Thema Nachhaltigkeitskriterien für feste Biomasse und Biogas zur Erzeugung von Wärme, Kälte und Strom. Da die Nachhaltigkeit der Biomasseproduktion in der EU für die Forstwirtschaft über die nationalen Forstgesetze sowie über das PEFC-Zertifizierungssystem und für die Landwirtschaft über die strengen EU-Fördervorgaben (Cross Compliance) ausreichend sichergestellt ist, lehnt der Österreichische Biomasse-Verband eine EU-weite verpflichtende Einführung neuer Kriterien dezidiert ab. "Neue Nachhaltigkeitssysteme und Zertifikate würden nur zusätzlichen Bürokratie- und Kostenaufwand bedeuten", erklärt Horst Jauschnegg, Vorsitzender des Österreichischen Biomasse-Verbandes. Das Hauptaugenmerk müsse vielmehr darauf gerichtet werden, den Import von nicht nachhaltig produzierter Biomasse aus Drittstaaten zu unterbinden oder diese nicht für die EU-Zielanrechnung bei erneuerbaren Energien zu berücksichtigen. Der Biomasseeinsatz hat sich in Österreich in den vergangenen beiden Jahrzehnten mehr als verdoppelt. Bis 2020 könnte dieser nochmals um ein Drittel gesteigert werden. Dazu muss aber der Schwerpunkt auf die Mobilisierung der forstlichen Biomassepotenziale aus dem bäuerlichen Kleinwald sowie auf die Erschließung neuer Rohstoffquellen aus der Landwirtschaft und dem Abfallsektor gelegt werden.

Hintergrundinformation

Der 17. Österreichische Biomassetag findet zwischen 22. und 24. Oktober im Klagenfurter Bildungshaus Schloss Krastowitz statt. Rund 400 Teilnehmer informieren sich über die künftigen Herausforderungen der Biomasse-Branche und es wird über Lösungsvorschläge diskutiert. Vor allem konkrete Umsetzungsbeispiele und wirtschaftliche Betrachtungen stehen im Mittelpunkt.

Einige Konferenzthemen im Überblick:

• Bioenergie im Spannungsfeld – Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit
• Wärme, Strom und Treibstoffe – Leistungen aus Land- und Forstwirtschaft
• Meine Gemeinde als Kraftwerk – Erfolgsfaktoren in der Energiewende
• Öl raus, Biomasse rein – wirtschaftliche Betrachtung
• Fachexkursionen zu herausragenden Bioenergie-Projekten in Kärnten

Alle Vorträge der Veranstaltung können im Tagungsband nachgelesen werden. Dieser steht kostenlos zum Download bereit: www.biomasseverband.at/servicedownload/publikationen


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /