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Offener Brief and die Regierungen und Staatsoberhäupter Südindiens

Atomkraft ist keine Antwort

People’s Movement Against Nuclear Energy (PMANE) Idinthakarai Tirunelveli District Tamil Nadu, India


The Heads of State/Government
c/o The Embassies (or) High Commissions
New Delhi
India

Eure Exzellenz!

Seien Sie gegrüßt! Wir, stellvertretend für mehrere Millionen von Menschen an der Südspitze Indiens, schreiben Ihnen, um um Ihre Unterstützung für den friedlichen und gewaltlosen Kampf zu ersuchen, den wir nun seit beinahe 25 Jahren gegen das AKW-Projekt Koodankulam (KKNPP) führen. Wir haben unseren Einsatz seit August 2011 verstärkt, mit Hungerstreiks, Fastenketten, Protestmassenmärschen, Camps usw.



Frauen protestieren in Koodankulam

Dieser Mega-AKW-Park wird mit russischen Krediten und mit russischer Technologie gegen den Willen und den Wunsch der lokalen Bevölkerung errichtet. Die Indischen Behörden haben kein öffentliches Hearing veranstaltet, um unsere Genehmigung oder unsere Zustimmung für dieses Projekt zu erhalten. Sie haben unseren Leuten den UVP-Bericht (EIA), den Standortevaluationsbericht und den Sicherheitsanalysenbericht nicht mitgeteilt. In Ländern wie den USA, Großbritannien und Kanada werden solche Berichte im Internet veröffentlicht. Nach mehr als 22 Jahren haben wir kürzlich nur eine Kopie des UVP-Berichtes erhalten, der veraltet und voll von Unstimmigkeiten und informationsmäßig nicht komplett ist.

Weil die indischen Behörden alle möglichen Scheußlichkeiten auf uns loslassen wie gefährliche Klagen (z.B. "Aufruhr" oder "Kriegsführung gegen den Staat"), Verhaftungen, Ausgangssperrren und verschiedene Verbotsbestimmungen, Einschüchterungskampagnen, Hausdurchsuchungen, physische Angriffe auf unsere Menschen und ihr Eigentum usw., zwingt uns diese Polizeiwillkür und vergleichbares Verhalten, Gerechtigkeit bei der internationalen Gemeinschaft zu suchen. Die Atomenergie ist schließlich ein globales Thema und ihre Auswirkungen können weder durch nationale noch durch internationale Grenzen eingedämmt werden.

Die Welt weiß sehr gut, dass die Atomkraft und die Atombombenprogramme zwei Seiten derselben Münze sind. Und das ist der Grund, warum sich die Internationale Gemeinschaft gegen die Entwicklung der Atomkraft in manchen Ländern stellt und generell eine Abschaffung von Atomwaffen fordert. Tatsächlich ist der "Nuklearismus" zu einer gefährlichen Ideology geworden, welche die Politik korrumpiert, die Demokratie bedroht, die Freiheit aufs Spiel setzt und die menschliche Existenz auf der Erde gefährdet. So ein umfassender menschlicher Globalblick auf die Weltökonomie, Politik und Sicherheit macht die Internationale Atom Energie Agentur (IAEO) überflüssig. Es ist höchste Zeit, die IAEO (IAEA) abzuschaffen, welche unter anderem den Auftrag hat, den "Transfer von solchen Technologien und know-how in einer nachhaltigen Weise an die sich entwickelnden Mitgliedsländer zu fördern".


Obwohl die globale Nuklearindustrie versucht, Atomkraft als Antwort auf die globale Erwärmung und die Klimaveränderung zu fördern, weiß die Internationale Gemeinschaft sehr gut, dass eine mit Atommüll vergiftete Erde nicht die Antwort auf verschmutzte Luft sein kann. Außerdem ist unser fragiler Planet immer häufiger und heftiger mit allen möglichen natürlichen Kalamitäten konfrontiert. Und es wäre tollkühn, wenn wir zu diesen unseren Schwierigkeiten noch weitere Bedrohungen und Gefahren durch die Atomkraft hinzufügten.

Wir haben keinerlei moralische Berechtigung, elektrischen Strom für unsere heutigen Bedürfnisse zu produzieren und dabei die Zukunft unserer Kinder und der ungeborenen Generationen mit dem gefährlichen Vermächtnis des Atommülls, radioaktiv kontaminierter Orte und tödlicher Strahlung zu gefährden. Es ist nicht nur unmoralisch, sondern auch auch ungesetzlich, den profitierenden Internationalen Großfirmen, korrupten Politikern, Bürokraten und Technokraten zu helfen, Geld auf Kosten der Erde, der zukünftigen EinwohnerInnen und der gemeinsamen Zukunft zu verdienen.

In einer Situation, wo der Terrorismus sich weltweit wie eine Epidemie ausbreitet und atomarer Terrorismus rasch schreckliche Realität zu werden droht, wird die Weiterverbreitung von Atomwaffen, die Unterstützung von Nukleartechnologien und die Entwicklung von nuklearem Material selbstmörderisch. Wissenschaft und Technologie sind wichtige Instrumente für unseren Fortschritt und den Wohlstand. Wenn aber diese Fragen die menschlichen Werte, moralische Prinzipien und politischer Ethos beiseite geschoben werden, dann beginnen wir, an einem Gotteskpomplex zu leider und schaufeln uns unsere eigenen Gräber.


Eine ganze Reihe von Ländern in der Welt haben beschlossen, kein spaltbares Material zu horten, keine Atomwaffen zu entwickeln oder zu testen oder Atomkraftwerke zu bauen. Tatsächlich haben viele Länder, welche bisher massiv von der Atomkraft abhängig waren, beschlossen, aus dieser Risikotechnologie auszusteigen. Lasst uns daher hier und jetzt einen feierlichen Beschluss fassen, an einer neuen Welt zu arbeiten, wo es keine Uranminen, keine Atomreaktoren, keine Atommülldeponien und keine Atomwaffen mehr gibt.

Wir freuen uns auf die Unterstützung Ihrer Regierung und Ihrer Öffentlichkeit und auf die Solidarität mit unserem Anti-Koodankulam Kampf und unserer Kampagne für eine atomkraftfreie Welt. Wir verbleiben abschließend mit den besten persönlichen Grüßen und friedlichen Wünschen.

Herzlichst,

S. P. Udayakumar
M. Pushparayan
M. P. Jesuraj
Fr. F. Jayakumar
R.S. Muhilan
Peter Milton


Übersetzung: Bernhard Riepl


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /