© Michael Sigmund – Die neue Fußgänger/innen-Beauftragte der Stadt Wien: DIin Petra Jens
© Michael Sigmund – Die neue Fußgänger/innen-Beauftragte der Stadt Wien: DIin Petra Jens

Neu ab 7. Jänner 2013: Fußgänger/innen-Beauftragte für Wien

Im Rahmen der 6. österreichischen Fachkonferenz für FußgängerInnen bekam oekonews.at die Gelegenheit zu einem Interview mit DIin Petra Jens

Die zukünftige Fußgänger/innen-Beauftragte ist Mutter von drei Kindern, 36 Jahre alt, studiert politische Bildung in Krems und lebt in Wien. Ihr Engagement begann sie unter anderem als Aktivistin für die Umwelt-Organisationen Virus und Global 2000.

oekonews.at: Warum braucht die Stadt Wien eine Fußgänger/innen-Beauftragte?

Jens: Stellen wir uns einmal Wien vor – mit all seinen tollen Gebäuden, Plätzen und Straßen. Und stellen wir uns weiter vor, es wären keine Menschen zu sehen.
Erst Menschen im öffentlichen Raum geben der Stadt ein Gesicht.
Zu-Fuß-Gehen ist ein Bisschen wie atmen. Wir machen es zwar sehr oft, denken aber kaum bewusst daran. Dabei ist für eine lebenswerte Stadt gerade auch ein bewusstes Nachdenken über das Zu-Fuß-Gehen sehr wichtig.

oekonews.at: Was ist Ihr Ziel?

Jens: Fußgänger/innen sind einerseits so wichtig und andererseits so verletzlich.
Ich möchte einen Beitrag dazu leisten, dass diese Stadt wieder einen menschengerechten Maßstab für Fußgänger/innen bekommt. Stadtverwaltung und Stadtplanung sollen den Zu-Fuß-Gehenden einen roten Teppich ausrollen.

oekonews.at: Welche Zielgruppe wollen Sie ansprechen?

Jens: Sehen sie mich als Angebot an alle Menschen, die zu Fuß unterwegs sind – aber auch an Bezirksvertretungen und Magistrate.
Der öffentliche Raum ist sehr wertvoll und steht allen zu. Ich möchte dazu einladen, ihn quasi als erweitertes Wohnzimmer zu betrachten.

oekonews.at: Gibt es schon konkrete Ideen für erste Maßnahmen?

Jens: Ganz wichtig ist zu allererst die Darstellung des vorhandenen Wiener Fußwege-Netzes. Mit all den Abkürzungen, Schleichwegen und Passagen. Aber auch das Aufzeigen der Lücken im System.

oekonews.at: Was haben Sie noch vor?

Jens: Wir brauchen ein fußläufiges Hauptrouten-Netz in Wien, also Hauptadern für den Fußverkehr. Diese müssen besonders attraktiv und sicher sein, aber auch ausreichende Rastmöglichkeiten bieten. Auf ihnen soll man sowohl größere Distanzen zurücklegen, als auch einfach nur bequem spazieren gehen können. Fortkommen, Erholung und Kommunikation gilt es zu vereinen.
Eine weitere Maßnahme wird ein Fußgänger/innen Leitsystem sein – wie kommt man wo zu Fuß am besten hin.

oekonews.at: Was halten Sie von Fahrradfahrer/innen in Fußgänger/innen-Zonen?

Jens: Das ist eine Frage der Geschwindigkeit und des gegenseitigen Respekts.
Es ist nicht immer und überall möglich und sinnvoll, jeder Mobilitätsart eine eigene abgesteckte Fläche zuzuweisen. Das Zauberwort heißt ‘Shared Space’. Es gibt bereits Beispiele die zeigen, dass dies gut gelingen kann, wenn es richtig gemacht wird. Wichtig sind dabei Geschwindigkeits-Annäherungen der unterschiedlichen Verkehrs-Teilnehmer/innen.

oekonews.at: Warum glauben Sie, dass gerade jetzt eine Fußgänger/innen-Beauftragte so wichtig ist?

Jens: Ich nehme ein Umdenken in der Stadt wahr. In vielen Bezirken gibt es bereits kleinere und größere Projekte zur Umgestaltung des öffentlichen Raums, oder sind im Entstehen.
Die Nutzung der Öffis im Großraum Wien hat zuletzt stark zugenommen. Auch das hat Auswirkungen auf die Anzahl der Fußgänger/innen in der Stadt.
Mehr Fußgänger/innen brauchen mehr Platz zum Warten an den Haltestellen, mehr Platz zum Queren der Straßen, und so weiter.

oekonews.at: Werden Sie das alles alleine lösen?

Jens: Natürlich nicht. Ich werde eine Kommunikationsdrehscheibe für Probleme und Ideen im Bereich Fußgänger/innen. Große Unterstützung bekomme ich dabei von der MA 28 (Straßenbau) und im Wiener Rathaus. Aber ich bin natürlich auch auf Feedback und Input aus den Bezirken und von der Bevölkerung angewiesen.

oekonews.at: Vielen Dank für das Interview!

Haben Sie bereits Wünsche, Beschwerden und Anregungen zum Thema? Schreiben Sie uns, wir leiten Ihre Anliegen gerne an DIin Petra Jens weiter:


Das Interview führte Michael Sigmund für oekonews.at


Artikel Online geschaltet von: / sigmund /