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Das „Gender-Wunder“ von Doha?

Enttäuschung bei den Frauen- und Genderorganisationen über die Ergebnisse der Klimakonferenz

Ein Gendertag, den das Klimasekretariat der Vereinten Nationen für den 27.11.2012 ausgerufen hatte, markierte den Beginn einer bemerkenswerten Konferenz. Es folgte wenig später die Annahme einer Entscheidung, die von der Europäischen Union eingebracht worden war. Sie hat zum Ziel, die Partizipation von Frauen in den Delegationen und Gremien zu verbessern und damit zu einer gender-sensiblen Klimapolitik beizutragen. Ist das der Durchbruch, den die Frauen- und Genderorganisationen in einem Verhandlungsprozess fordern, in dem viel von Systemen, Technologien und Mechanismen die Rede ist, aber kaum von Menschen?



Die Gefühle der Frauen- und Genderorganisationen sind gemischt. Natürlich freut man sich über die Aufmerksamkeit, die das Thema erhält und darüber, dass es jetzt auch formal auf der Tagesordnung steht. Es gibt aber auch Befürchtungen, dass mit dieser Entscheidung das Thema gendergerechte Klimapolitik auf die Partizipation von Frauen reduziert werden könnte. Die ausgewogene Beteiligung von Frauen und Männern, so die einhellige Meinung der Organisationen, ist ein wichtiger Baustein, aber dieser allein führt nicht automatisch zu gendersensiblerer Klimapolitik.

Diese Befürchtungen wurden am Ende der Konferenz ernüchternde Realität. Im Abschlussdokument zur Umsetzung des Aktionsplans von Bali (1) werden weder Menschenrechte generell, noch Gender- und Frauenaspekte angesprochen. Gerade hier hatten die Frauen sehr viel Energie investiert und waren mit ihren Vorschlägen bei der Entwicklung des Dokuments auch sehr erfolgreich. Im Endergebnis jedoch waren diese jahrelangen Bemühungen wenn auch nicht umsonst, so doch sehr enttäuschend.

‘Auch der Text der Gender-Entscheidung (2) lässt Raum für Interpretationen. Er könnte einfach nur als Zahlenspiel zur Genderbalance ausgelegt werden. Positiv lässt er sich aber auch als Katalog von Maßnahmen in Richtung einer gendersensiblen Klimapolitik lesen’ sagt Ulrike Röhr von LIFE e.V., eine der Organisationen, die das Thema Geschlechtergerechtigkeit bei den Klimaverhandlungen auf die Tagesordnung gebracht hat. Schließlich erhält die Genderthematik einen eigenständigen Tagesordnungspunkt auf den UN-Klimakonferenzen – bisher wurden Genderaspekte, wenn überhaupt, unter ‘Sonstiges’ diskutiert – außerdem ist ein Workshop während der nächsten UN-Klimakonferenz zu Gender geplant. Gotelind Alber von GenderCC: ‘Diese Chance, über Gender Balance hinaus auch gendersensible Klimapolitik und entsprechende Bildungsmaßnahmen zu thematisieren, muss genutzt werden.’

Ein Wermutstropfen bleibt: die Verhandlungen sind wieder einmal weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Aber nur wenn die Ambitionen in der Klimapolitik dem Problem gerecht werden, macht eine gendersensible Klimapolitik wirklich Sinn.



(1) Ad Hoc Arbeitsgruppe zur langfristigen Kooperation (AWG-LCA) u.a. bei den Verpflichtungen der Industrieländer zu Emissionsreduktionen und der Entwicklungsländer zu Aktionen zu emissionsarmer Entwicklung, Anpassung, Technologien, Finanzen.

(2) http://www3.unog.ch/dohaclimatechange/sites/default/files/FCCCSBI2012L36_0.pdf

GastautorIn: Ulrike Röhr für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /