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Vom Verkehrschaos zu nachhaltiger Mobilität

IAT-Studie: Alternative Lösungsansätze unter dem Aspekt sozialer Innovationen - Die Lösung der Verkehrsprobleme wird gegenwärtig zu einseitig technikorientiert vorangetrieben

Immer energieeffizientere Antriebstechnik mit Hybrid- und Elektromotoren soll helfen, den Treibhausgas-Ausstoß zu verringern. Maßnahmen und Strategien, die das Mobilitätsverhalten ändern, damit Verkehr vermieden und Luftverschmutzung und Lärm minimiert werden, stehen dagegen weniger im Blickpunkt. Zu diesem Schluss kommt ein aktueller Forschungsbericht aus dem Institut Arbeit und Technik (IAT / Westfälische Hochschule).
‘Diese stark techniklastige Herangehensweise ist zurzeit (noch) mit hohen Markteintrittsbarrieren verbunden und weit davon entfernt, ein wirksames Erfolgsmodell zur Minderung negativer Verkehrseffekte zu sein’, kritisieren die IAT-Forscherinnen Butzin, Terstriep und Welschhoff. Insbesondere die Elektromobilität im Automobilbereich habe den Schritt von der Forschung und Entwicklung hin zur flächendeckenden Anwendung noch nicht vollzogen. Nach Daten der Europäischen Umweltagentur waren im Jahre 2011 weniger als 9.000 reine Elektroautos registriert, was einem Anteil von 0,07% aller 2011 neu zugelassenen Autos entspricht. Zudem führen neue Antriebstechniken nicht oder nur bedingt zu einem Wandel im Verhalten der Verkehrsteilnehmer hin zu weniger Automobilität.

Mit durchschnittlich etwa 2,5 Milliarden Personenkilometern, die pro Tag in Deutschland im Auto zurückgelegt werden, und 509 zugelassenen Autos pro 1000 Einwohner im Jahre 2009 ist nach Einschätzung der Forscherinnen sowohl die Reduktion gefahrener Autokilometer als auch die der zugelassenen Autos ein alternativer vielversprechender, jedoch weniger beachteter Weg. Hier gibt es eine Vielzahl von innovativen Grassroot-Initiativen, deren Teilnehmer ihr Verkehrsverhalten bewusst verändern wollen und damit aktiv zur Vermeidung von Verkehrsaufkommen beitragen. Das Spektrum ist groß und reicht von alternativer Automobilität – etwa Car-sharing, Mitfahrgelegenheiten oder Bürgerbusse – bis zur gemeinschaftlichen Planung autofreier Wohnquartiere.

Zu hoffen ist, dass sich solche sozialen Innovationen im Verkehrssektor zukünftig verstärkt durchsetzen. Nicht nur die negativen Effekte der motorisierten Mobilität, sondern auch der Trend, dass das Auto als Verkehrsmittel der ersten Wahl für junge Erwachsene massiv an Bedeutung verliert, könnten als Beschleuniger wirken. Allerdings kann nachhaltige Mobilität weder ausschließlich durch technische, noch ausschließlich durch soziale Innovationen und Verhaltensveränderungen erreicht werden. Vielmehr komme es auf ein wirksames Ineinandergreifen im Sinne einer sich je nach Wegezweck ergänzenden Verkehrsmittelnutzung an.

Weitere Informationen: http://www.iat.eu/forschung-aktuell/2013/fa2013-02.pdf

GastautorIn: Claudia Braczko für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /