© zsa- Diskussion zur Lobauautobahn in Wien
© zsa- Diskussion zur Lobauautobahn in Wien

Lobau-Autobahn: BürgerInnen fühlen sich von Asfinag belogen

Podiumsdiskussion in Wien zeigt Täuschungen bei Verkehrszahlen und Lärm

Wien - Etwa 100 Menschen haben sich gestern Abend aus erster Hand über die Zukunft des Wiener Nordostens informiert: Was bringt die geplante Lobau-Autobahn? Mehr Verkehr, mehr Lärm, weniger Lebensqualität. Hr. Walter vom Siedlerverein Essling bringt es gegen Ende auf den Punkt: "Die Asfinag hat uns 10 Jahre lang angelogen. Nichts von dem, was uns Bürgern versprochen wurde, wurde wirklich umgesetzt."

Christian Hiebaum, Sprecher der BürgerInneninitiative Marchfeld Groß-Enzersdorf macht transparent, wie die angebliche Verkehrsentlastung der Ortskerne durch die S1 seitens der Asfinag herbei gerechnet wird: "Zuerst wird ein Horrorszenario errechnet und dann wird gesagt, dass das, was kommt, dagegen eine Entlastung darstellt."

Am Beispiel Esslinger Hauptstraße: Laut offiziellen Zahlen (2005) fahren hier täglich 20.800 KFZ. Die Asfinag rechnet nun hoch: Ohne S1 würden 2025 23.100 Fahrzeuge täglich durch Essling donnern - und "dank" Lobau-Autobahn als "Umfahrung" nur 21.800. In der Asfinag-Lesart stellt das eine Verkehrsentlastung dar. In Wahrheit sind es 1.000 zusätzliche Fahrzeuge pro Tag - in einer ohnehin längst überlasteten Straße, alle Werte (Luft, Lärm, Feinstaub...) werden schlechter.

"Die Asfinag hat uns etwas vorgespielt", sagt Herbert Hahn, Fachmann für Lärm bei der BI Rettet die Lobau. "Da es keine Verkehrsentlastung geben wird, kann es aber auch keine Lärmentlastung geben."
Das Vorgehen der Asfinag ist hier vergleichbar mit jenem bei den Verkehrszahlen: Berechnungspunkte werden nur am Rand von Siedlungen entlang der jetzigen stark befahrenen Straßen gesetzt. Gebiete, die jetzt besonders leise sind, werden nicht berücksichtigt.

Entsprechend den absurden Verkehrszahlen kommt die Asfinag auch zu Lärmentlastungen - ohne dabei zuzugeben, dass die bisher ruhigen Gebiete - eines der ruhigsten Gebiete Wiens - dann verlärmt werden. "Der Wiener Ostens wird großflächig verlärmt", so Hahn. Weiters gehen die Asfinag-Gutachten davon aus, dass Lärm unter 45 dB belanglos sei. Tatsächlich gehen die neuen Night-Noise-Guidelines der WHO bereits seit 2009 (!) davon aus: Bei Dauerbelastung sind bereits ab 40 dB gesundheitliche Schäden nachweisbar. In der UVP ist das als "nicht relevant" bewertet.

"Die Umweltverträglichkeitsprüfung wird als faires Spiel mit offenen Karten auf gleicher Ebene verkauft", ärgert sich Wolfgang Rehm von der Umweltorganisation Virus. "Nichts davon ist so. Die Verkehrsministerin wird sich ihr Projekt genehmigen." Rechtlich bleibt für nur der Gang zum Verwaltungsgerichtshof.

Die Veranstaltung hat eines klar gezeigt, resümiert Axel Grunt für Zukunft statt Autobahn: Die Asfinag agiert unehrlich - die betroffenen Menschen werden im Unklaren gelassen, was auf sie zukommt. "Wien und Niederösterreich brauchen keine neue Autobahn. Was wir brauchen sind intelligente, moderne und ökologische Verkehrslösungen!"

GastautorIn: A.G. für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / hackenberg /