Hallstätter Gletscher schmilzt in Rekordtempo

OÖ. Fieberthermometer des Klimawandels! Gletscher sind beeindruckende Indikatoren für die immer dramatischer werdenden Auswirkungen des Klimawandels

Aktuelle Messergebnisse belegen: Auch die Dachstein-Gletscher schmelzen im Rekordtempo. Ein neues Forschungsprojekt belegt nicht nur ein zunehmendes Abschmelzen in der Länge, erstmals wurde am Dachstein auch die Veränderung des gesamten Eiskörpers also auch die Änderung in der Dicke des Eises untersucht und eine Massenbilanz für ein gesamtes Gletscherjahr erstellt.

Die Dachsteingletscher 2007 - der Klimawandel wirkt sich immer dramatischer aus

Die negative Entwicklung, das heißt das Abschmelzen der Gletscherflächen hält am Dachstein weiter an. Die Daten der Längenänderung liegen bereits vor, mittlerweile geben erste Ergebnisse der Massenbilanz Aufschluss über den Zustand des Hallstätter Gletschers. Der letzte "Rekordwinter" mit deutlich zu milden Temperaturen ließ bereits eine Fortführung des Trends der vergangenen Jahre erahnen, gerade im Dachsteingebiet waren die Schneemengen der letzten Wintersaison aber normal. Bei den ersten Messungen im Mai wurden auf dem Hallstätter Gletscher stellenweise bis zu sechs Meter Schnee gemessen, diese beachtliche Schneeauflage wurde in den folgenden deutlich zu warmen Monaten rasch reduziert und die Gletscherzunge zeigte sich bereits im Juni schneefrei.

Die für die Bilanz des Gletschers entscheidenden Sommermonate brachten aufgrund der milden Temperaturen Abschmelzungswerte bis in den Meterbereich. Sowohl die Längenänderung bleibt daher nach wie vor über den Mittelwerten, auch die erstmals gemessene Veränderung der Masse (Eisdicken- Änderung) zeigt einen negativen Trend.

Die jährliche Längenmessung ergab auf dem Großen Gosaugletscher einen Rückgang von rund 12 Meter, dieser Wert liegt weiterhin über dem 20-jährigen Mittelwert von -5,2 Meter). Erstmals wurde der Gletscherrand auch mittels GPS eingemessen, um die Veränderung in den Folgejahren auch entlang des gesamten Gletscherrandes dokumentieren zu können. Am Hallstätter Gletscher ist der Rückgang mit 15 Meter ähnlich stark, wobei sich hier vor allem die mittlere Gletscherzunge stark zurückzieht und den Hauptteil des großen Rückzugswertes ausmacht.

Erste Ergebnisse des OÖ. Gletscherforschungsprojektes

Die ersten Ergebnisse des von Umwelt-Landesrat Rudi Anschober initiierten und gemeinsam mit der Energie AG finanzierten Gemeinschaftsprojektes zwischen Universität Innsbruck und Blue Sky Wetteranalysen aus Attnang-Puchheim zeigen unter dem Strich:

* Im letzten Hydrologischen Jahr 2006/2007, welches mit dem Gletscherwinter (01. Oktober) beginnt und mit dem Ende der Schmelzperiode (in etwa Mitte September) endet, ergab einen Massenverlust von ca. 40 cm pro Quadratmeter. Das entspricht einer Menge von 400 Litern, die von jedem Quadratmeter des Hallstätter Gletschers verloren gegangen sind.
* Aufgrund der niederschlagsreichen Monate Mai und September ist die Bilanz nicht ganz so negativ ausgefallen wie auf anderen Gletschern in Österreich.
* Fakt ist, dass die Dachsteingletscher weiter rasend schnell dahin schmelzen und an Masse verlieren.

Faktoren die den Verlust am Dachstein vorerst noch in Grenzen halten:

* nordostseitige Position
* Lage am Alpennordrand
* Süd- und westseitig von Felswänden umgeben
* Das Akkumulationsgebiet ist ein großes Plateau

Dieses erste Ergebnis hat schon wichtige Aufschlüsse über das Verhalten des Dachsteingletschers gegeben, vor allem wird das Wissen über seine klimatologische Sonderstellung weiter vertieft, über das langfristige Verhalten kann vorerst noch nichts gesagt werden.

Anschober: "Für das Frühjahr 2008 ist ein erster umfangreicher Bericht über die Massenbilanz geplant. Faktum ist, dass die Dachsteingletscher derzeit in einer bisher nicht bekannten Geschwindigkeit dahin schmelzen. Bei einer Fortsetzung des Trends auch in den nächsten Jahren/Jahrzehnten werden die Eisflächen in absehbarer Zeit auf ein Minimum reduziert sein, ein Ende der Vergletscherung im Dachsteinmassiv ist absehbar."

Die Gletscherschmelze ist ein weltweites Phänomen

Nicht nur am Dachstein, sondern weltweit schmilzt immer mehr des vermeintlich ewigen Eises im Hochgebirge parallel zu den immer höheren Temperaturen. Im Schnitt verlieren Gletscher rund um den Globus bis zu drei Prozent an Masse pro Jahr.

Die Alpengletscher untersucht das Gletscherforschungszentrum in Zürich, welches bei Erhebungen in den Jahren 2002 und 2003 feststellte, dass von 88 untersuchten alpinen Gletschern 79 deutlich zurückgehen. Laut Wilfried Häberli vom Geografischen Institut der Universität Zürich breiteten sich Mitte des 19. Jahrhunderts die Alpengletscher insgesamt über 200 Quadratkilometer aus, im Jahr 2000 waren sie bereits auf 75 Quadratkilometer reduziert, derzeit sind es nicht einmal mehr 68 Quadratkilometer. Bis Ende des Jahrhunderts wird bei einem wahrscheinlichen Anstieg der Sommertemperaturen um drei Grad Celsius nur mehr ein Zehntel der Gletschermasse des Jahres 1850 existieren.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /