Energiegenossenschaften investieren über eine Milliarde Euro: Verbrauchernahe Produktion erneuerbarer Energie

Immer mehr Kommunen, regionale Unternehmen, private Investoren gründen Genossenschaften zur eigenen Produktion und Verteilung alternativer Energien. Mehr als eine Milliarde Euro haben Energiegenossenschaften inzwischen in Deutschland investiert. In einem Handbuch geben Experten aus eigener Erfahrung konkrete Anleitungen: "Energiegenossenschaften gründen und erfolgreich betreiben".

Die Energiewende verstärkt die Trends zur Rekommunalisierung im Energie- und Entsorgungssektor; denn die Laufzeiten vieler Konzessionsverträge zwischen Kommunen und Energiekonzernen laufen ab. "Vor diesem Hintergrund werden von kommunaler Seite Überlegungen angestellt, die lokalen Energieversorgungsnetze in das kommunale Eigentum zurück zu überführen und im Rahmen von Energiegenossenschaften in regenerative Energien zu investieren. Die Kommunen können durch aktive Einbindung von Bürgern, von lokalen und regionalen Unternehmen und Finanzinstituten nicht nur die Akzeptanz für erneuerbare Energieformen erhöhen, sondern auch wirtschaftliche Impulse für die Region generieren, an denen alle Beteiligten mehr oder weniger partizipieren," schreibt Günther Kaehlert im Handbuch.

Als optimale Variante sieht er die "Bürger-Energiegenossenschaft" an, an der Erzeuger und Verbraucher gemeinsam beteiligt sind; die Vorteile:

- Gestaltung der regionalen Energiezukunft und Umweltverantwortung mit Blick auf kommende Generationen
- Unabhängigkeit gegenüber Konzernen und Marktverwerfungen
- Stabilität der Energiepreise, Verzinsung der Mitgliedereinlagen
- Generierung regionaler Wirtschaftsimpulse

Professor Dr. Wolfgang George und Thomas Berg, Herausgeber des Handbuchs, warnen allerdings vor einer Art Kirchturmspolitik, die eine Energiegenossenschaft einschränken würde; eine überregionale, planerisch sinnvolle Vernetzung der Genossenschaften kann beachtliche systemische Vorteile bieten - etwa "die Möglichkeit, eine Schieflage zwischen ländlich geprägten Regionen und urbanen Zentren zu relativieren. Die Städte benötigen Flächen und Ressourcen und zweifelsohne auch einen Teil des Kapitals und politischer Kooperation von denen, die in der Fläche leben. Wenn diese interregionale Zusammenarbeit gelingt, können alle Beteiligten die Ziele der erneuerbaren Energien und des Klimaschutzes erreichen. Die Abwanderungstendenz junger Menschen aus ländlichen Regionen könnte durch neue Perspektiven gemildert werden ..."

>> Wolfgang George, Thomas Berg (Hrsg.) Energiegenossenschaften gründen und erfolgreich betreiben. (Bd. 5 der Reihe Regionales Zukunftsmanagement) Pabst, Lengerich, 230 Seiten, ISBN 978-3-89967-729-4

>> Wolfgang George, Martin Bonow (Hrsg.) Energieversorgung. (Bd. 2 der Reihe Regionales Zukunftsmanagement) Pabst, Lengerich, 727 Seiten, ISBN 978-3-89967-468-2