Greenpeace warnt: Preise für CO2-Zertifikate sinken nach Kompromiss
Industrielobby und EVP verwässern Reparatur bis zur Wirkungslosigkeit
Brüssel/Wien - Nach dem Kompromiss im Umweltausschuss des Europäischen Parlaments zur Notreparatur des Emissionshandelssystems sinken die Preise für CO2-Zertifikate. "Die Industrie hat gemeinsam mit dem ÖVP-Abgeordneten Seeber die Klimaschutzmaßnahme bis zur Wirkungslosigkeit verwässert. Der Markt sieht angesichts der vielen Schlupflöcher derzeit keine Signale für steigende Preise für Verschmutzungsrechte", warnt Greenpeace Klimasprecherin Julia Kerschbaumsteiner.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, sanken die Preise für Verschmutzungsrechte am Donnerstag um 7,2 Prozent. Die EU-Kommission schlug vor, die Anzahl der CO2-Zertifikate zu reduzieren, um die zuletzt stark unter Druck geratenen Preise für Emissionsrechte wieder zu erhöhen. War zu Beginn des Handelssystems ein Preis von 30 Euro anvisiert, werden Zertifikate für den Ausstoß von einer Tonne CO2 heute an den Börsen um nur etwas mehr als 4,30 Euro gehandelt.
Nach massivem Druck von Greenpeace hatte EVP-Chefverhandler Richard Seeber seinen Antrag auf Ablehnung der als "Backloading" bekannten Klimaschutzmaßnahme zwar fallengelassen. Sein nun auch von Liberalen und Sozialdemokraten unterstützter Kompromissvorschlag übernimmt jedoch zum Teil wortident die Forderungen der Industrie. So sollen die Ausnahmeregelungen für die Zuteilung zu Gratiszertifikaten ausgeweitet werden und die zurückgenommenen Zertifikate wieder "linear" auf den Markt gebracht werden. "Der Kompromiss stellt sich nun als Pyrrhussieg für den Klimaschutz heraus. Wenn mehr Gratiszertifikate ausgeteilt werden und alle zurückgenommen Verschmutzungsrechte wieder auf den Markt kommen, wird die Überallokation noch größer und die Preise fallen. Das Plenum in Straßburg muss diesen Kompromiss ablehnen", fordert Kerschbaumsteiner.
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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /