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Kunststoff ab ins Feuer?

Müllvermehrung des Restmülls beschlossen - Eine Ansichtssache

Am 5. Juli 2013 wurde die Änderung des Abfallwirtschaftsgesetzes (AWG) mit den Stimmen der beiden Regierungsparteien ‘durchgewunken’. Die neue Verpackungs-Verordnung wird vom Umweltminister voraussichtlich Mitte September 2013 erlassen werden.
Auch der Bundesrat stimmte bereits zu.

"Kunststoff ab ins Feuer!" heißt das. Die getrennte Müllsammlung in Wien, die auch von der Überparteilichen Bürgerinitiative MV Flötzersteig vor 20 Jahren erkämpft und die eine gesonderte Sammlung von Kunststoffen – neben Glas, Grünabfall und Papier – vorschrieb, wurde schon vor Jahren drastisch eingeschränkt – nur mehr ‘PET-Fläschchen’ dürfen getrennt gesammelt werden!

10-faches Sammelergebnis in Tirol

In Wien werden derzeit pro Kopf und Jahr nur 3,7 kg Kunststoff gesammelt, in Tirol sind es 31,4 kg, im Burgenland 25,5 kg und in Niederösterreich 15,8 kg. Nach dem schlechten Beispiel der Bundeshauptstadt soll nun das ‘Wiener Modell’ auf ganz Österreich ausgedehnt werden! Ob das wohl ein richtiger Weg ist?

Gewinner: Müllverbrenner und Kunststoffindustrie!

Der Anteil der Kunststoffe im Restmüll erhöht nicht nur die Menge des erbrennungsmaterials, sondern auch dessen Heizwert! Ein Geschenk für österreichische Verbrennungsanlagen, meinen die Vertreter der Aktion 21.
Gleichzeitig erhöht sich auch die Giftigkeit des verbrannten Mülls: Kunststoffe enthalten Schwermetalle, Weichmacher und andere nicht ungefährliche Verbindungen; werden Kunststoffe zusammen mit Grünabfall verbrannt, wird bei Anwesenheit von Chlor und Kupfer als Katalysator sogar das Supergift Dioxin erzeugt! Dieses braucht nur 1 - 2-mal im Jahr analysiert werden – der Dioxin-Ausstoß an den restlichen 360 Tagen im Jahr bleibt unbekannt.

Unheilige Zweisamkeit

Die Kunststoffindustrie – vor allem die Verpackungsindustrie – jubelt über die Vernichtung ihrer Produkte in Müllverbrennungsanlagen: Damit sind weitere Aufträge gesichert! Dass damit wertvolle Rohstoffe vernichtet, weitere Energie vergeudet, die Umwelt und somit der Mensch belastet wird, ist für deren Gewinn irrelevant – der Verbraucher zahlt ja ezwungenermaßen nicht nur die Produktionskosten, sondern finanziert auch die ‘Entsorgung’. Auch die Krankenkassen werden zur Kasse gebeten - wir alle aber zahlen mit unserer und unserer Kinder Gesundheit.

Müllverbrennung ist lukrativ!

Es ist anzunehmen, daß die Müllentsorgung neuerlich teurer wird; seit Jahren steigen die Müllgebühren in Wien – nicht zum Nachteil der Betreiber: 2007 betrug der Gewinn bereits 41,4 Mio. € (Anfrage ÖVP an den BV des 16.Bez. 15.9.2008).

Verlust von Arbeitsplätzen?

Österr. Abfallverbände befürchten den Verlust von Arbeitsplätzen durch die Einschränkung der Abfalltrennung: 2500 Arbeitsplätze könnten in Gefahr sein (lt. Bericht in der Kronenzeitung am 27. Juli 2013).

Eulenspiegelei um Steuergeld

Die EU schreibt die ‘Anhebung der stofflichen Recycling-Quoten’ ab dem Jahr 2020 vor.
Dann muß Österreich diese Art der Entsorgung erneut umstellen. Aber wer will heute schon an die Zukunft denken?

GastautorIn: Lore Kummer/ Carola Röhrich für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /