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Greenpeace deckt auf: Skandalös hohe Palmöl-Anteile in Agrodiesel in Österreich

Greenpeace hat Ende August bei sechs verschiedenen Tankstellen in Österreich Diesel-Proben genommen und diese auf den biogenen Anteil testen lassen. Die Ergebnisse sind skandalös.

"Alle Testergebnisse weisen einen hohen Anteil an Palmöl auf, teilweise geht dieser bis zu 60 Prozent", erklärt Markus Hammer, Kampagnenleiter von Greenpeace.

Im Vergleich zu Testergebnissen von 2008 habe sich der Palmöl-Anteil im Jahr 2013 von maximal fünf Prozent auf bis zu 60 Prozent vervielfacht. "Das Agrosprit-Debakel von Minister Niki Berlakovich erreicht damit einen tragischen Höhepunkt. Die von ihm beschlossene Erhöhung des Agrodieselanteils konnte offensichtlich nur mit dem Import von Palmöl aus Urwaldabholzung erreicht werden", so Hammer weiter. Die Mineralölindustrie würde zur Fahrlässigkeit geradezu ermuntert werden. Es brauche klare Regeln, viel mehr Transparenz und eine Regelung, um die Abholzung des Urwaldes wegen Agrosprit zu verhindern.

Greenpeace testete insgesamt sechs OMV-, Shell-, BP, Eni- und Jet-Tankstellen in Klagenfurt, Innsbruck und Wien. In Klagenfurt war der Palmölanteil am höchsten, bei Shell mit 60 Prozent. Bei der Jet-oder der OMV-Tankstelle in Innsbruck konnten 22 bzw. 20 Prozent Palmöl nachgewiesen werden. Der Anteil an Palmöl sei so hoch, dass das Argument der Verwendung von Altspeisefetten kaum noch in Frage komme, heißt es bei Greenpeace. Palmöl wird vor allem in Indonesien und Malaysia produziert. Dazu wird der Regenwald zur Schaffung von Ölpalmenplantagen gerodet, damit CO2 freigesetzt und der Lebensraum von Arten wie dem Orang-Utan oder dem Tiger zerstört.

Es müssen die Umweltauswirkungen aus der Biosprit-Produktion in die Gesamtumweltbilanz miteingerechnet werden.

Konkret fordert Greenpeace:

1. Klare Stellungnahmen der Mineralölkonzerne, welche Stoffe zu den Treibstoffen beigemengter "Biodiesel" in Österreich enthält und woher diese Stoffe kommen (Herkunftsnachweise)

2. Ein Verbot der Beimischung von Palmöl

3. Europaweite Deckelung des Agrosprit-Anteils und Einbeziehung von iLUC-Faktoren

4. Die Berücksichtigung der Gesamtumweltbilanz für Agrosprit

5. Strenge Kontrollen in der Verantwortung des Landwirtschaftsministeriums

6. Eine entsprechende Positionierung der Bundesregierung im Europäischen Rat

Am Mittwoch wird das Europäische Parlament über die vom Umweltausschuss vorgeschlagene Deckelung des Agrosprit-Anteils in Europa und die verbindliche Einbeziehung von iLUC-Faktoren (indirekten Landnutzungsänderungen) abstimmen. Indirekte Landnutzungsänderungen entstehen durch die Rodung von Regenwäldern zum Anbau von Ölpalmen. Der Anbau von Energiepflanzen verdrängt die Nahrungs- und Futtermittelproduktion.

Biodiesel-Sprecher MÜNZER: Palmöl-Biodiesel ist ein Importproblem

"Palmöl-Anteile in fossilen Dieselkraftstoffen sind kein Problem der österreichischen Produzenten von ökologisch nachhaltigen Biodiesel, sondern sind einzig und allein auf Billigimporte zurückzuführen.", nimmt Ewald-Marco MÜNZER, Mitglied der Geschäftsführung einer der größten zentraleuropäischen Biodiesel-Anlage, der Münzer Bioindustrie GmbH (MBI) und Vorstandsmitglied der ARGE Flüssige Biokraftstoffe der WKO, zu den Testergebnissen von Greenpeace Stellung.

Die Rohstoffstatistik, welche alljährlich von der ARGE flüssige Biokraftstoffe der WKO erstellt wird, belegt unmissverständlich, dass die heimischen Biodiesel-Produzenten in 2012 keine Palmöle als Rohstoffe eingesetzt haben. Aus diesem Grund kann es sich bei den aktuellen Testergebnissen nur um das Resultat von Billigimporten von palmbasiertem Biodiesel aus anderen Ländern als Österreich handeln.

Billigimporte schaden den heimischen Biodiesel-Produzenten massiv

In den letzten Monaten konnten Experten des mittel- und zentraleuropäsichen Markts für Biokraftstoffe bemerken, wie dieser verstärkt mit Dumpingimporten, welche oftmals aus Palmölen hergestellt werden, überschwemmt wurde. Diese Billigimporte entsprechen einerseits teilweise nicht den strengen Nachhaltigkeitskriterien für Biokraftstoffe der Europäischen Union und schaden andererseits massiv den heimischen Produzenten von Biodiesel, welche sich bereits seit Jahren den strengen EU-Vorgaben verpflichtet haben. "Die heimische Produktion von Biodiesel ist nicht das Problem, sondern die Lösung. Die Europäische Politik muss mit noch restriktiveren Zöllen diesen Billigimporten entgegenwirken und somit der ökonomisch und ökologisch nachhaltigen europäischen Biokraftstoffproduktion den Rücken stärken, denn diese entspricht schon seit Jahren den strengen Nachhaltigkeitskriterien der EU und sichert somit eine positive Umweltbilanz. Nicht zuletzt waren es auch Billigimporte, die vor einigen Wochen zur jüngsten Biodiesel-Pleite in Österreich beigetragen haben.", so Münzer.

Strenge EU-Richtlinie sichert bereits seit 2011 positive Umweltbilanz von Biokraftstoffen

Im Allgemeinen muss festgehalten werden, dass die Europäische Union mit der Veröffentlichung der Richtlinie der Erneuerbaren Energien, welche bereits seit 2011 eine Grundvoraussetzung für die Vermarktung von Biokraftstoffen darstellt, strenge Nachhaltigkeitskriterien erlassen hat. Damit hat die Europäische Union ihre Verantwortung übernommen und schafft somit die Rahmenbedingungen, dass eine ökologisch nachhaltige und sinnvolle Produktion von Biokraftstoffen zu 100 % gewährleistet ist. Alle Produzenten von Biokraftstoffen müssen eine Minderung der Treibhausgasemissionen ihrer Biokraftstoffe von mindestens 35 % gegenüber fossilen Kraftstoffen nachweisen. In weiterer Folge steigt dieses Ziel der Minderung der Treibhausgasemissionen von 35 % ab dem Jahr 2017 auf mindestens 50 %. Somit ist eine positive Umweltbilanz europäischer Biokraftstoffe in jeder Hinsicht gewährleistet.

In Österreich ist der Verkehr mit den höchsten Emissionszuwächsen unangefochten Klimasünder Nummer Eins. "Daher gilt es - wie Zahlen des Instituts für Energieforschung des Österreichischen JOANNEUM RESEARCH untermauern - Alternativen wie die Verwendung von Biodiesel, mit der eine wissenschaftlich bestätigte CO2-Einsparung von 55 % gegenüber fossilen Kraftstoffen erreicht wird, weiter zu forcieren. Entgegen den Behauptungen von Greenpeace sind wir mit der Biokraftstoffstrategie in Österreich auf dem richtigen Weg", betont Münzer.

MÜNZER ist erster nachhaltiger Biokraftstoffproduzent Österreichs


"Wir haben uns als eines der ersten europäischen Unternehmen den strengen EU-Vorgaben verpflichtet und dürfen stolz bekannt geben, dass unser Unternehmen als erster heimischer Biokraftstoffproduzent seit 2010 nach den strengen EU-Nachhaltigkeitskriterien durch das unabhängige ISCC-System zertifiziert ist." so Münzer.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /