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Sima: Mega-Speicherbecken für Überflutungsschutz in Simmering

Reaktion auf durch Klimawandel bedingte Starkregenereignisse

90 m lang, 45 m breit, 7 m Tief und ein Fassungsvolumen von 28,5 Mio. Liter: Das sind die beeindruckenden Zahlen zum Speicherbecken, das Wien Kanal unter dem Sportplatz in Simmering errichtet.

Mit umfassenden Kanal-Baumaßnahmen reagiert die Stadt Wien auch auf den in Wien spürbaren Klimawandel und die damit verbundenen Starkregenereignisse. Im Speicherbecken und in zwei Transportkanälen werden die Regenwässer künftig gesammelt und in der Folge kontrolliert an die ebswien hauptkläranlage abgegeben. Umweltstadträtin Ulli Sima berichtete im heutigen Landtag über das Mega-Projekt, das aktuell das größte Kanalbauprojekt Europas darstellt. "Kanalsysteme sind keine Hochwasserschutzeinrichtung, das Wiener Kanalnetz ist laut internationalen Standards auf ein 5jähriges Regenereignis ausgerichtet. Dennoch optimieren wir das Kanalsystem in Wien, um auf die verstärkten Starkregenereignisse zu reagieren, von denen Simmering als topographisch tiefster Punkt Wiens besonders betroffen ist", erläutert Sima. Sie erinnert in diesem Zusammenhang an den 13. August 2010, an dem im Süden Wiens 40 Liter Regen pro Quadratmeter in 10 Minuten gefallen sind. Statistisch gesehen entspricht dies stellenweise einem bis zu 100-jährlichen Regenereignis. Im Vergleich dazu werden im Laufe eines ganzen Jahres rd. 700 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen. Somit sind am 13. August 2010 in 10 Minuten ganze 7 % der Jahresregenmenge gefallen.

Hightech für Simmering unter dem Sportplatz

Für den unterirdischen Speicher haben die Kanalplaner mit dem Sportplatz in der "Haidestraße 10" den idealen Standort gefunden. Unmittelbar unter dem Hauptspielfeld werden bei Regenwetter im Speicherbecken und in den Transportkanälen mehr als 34,0 Millionen Liter Wasser zwischengespeichert. Um das Becken nach einem Regenereignis wieder vorzuhalten, sorgen leistungsstarke Pumpen für eine rasche Entleerung über das Kanalsystem in Richtung ebswien hauptkläranlage. Die beiden neuen Transportkanäle, die das Speicherbecken dotieren, verfügen mit einem Durchmesser von zwei Meter und einer Länge von 1,9 Kilometer über ein Fassungsvermögen von sechs Millionen Liter Regenwasser. Die Kanäle verlaufen dabei quer durch Simmering. Die eigentlichen Kanalbauarbeiten werden unterirdisch, also möglichst aufgrabungsfrei, hergestellt. Die Bauarbeiten beginnen im Oktober 2013 und werden voraussichtlich im Herbst 2016 abgeschlossen sein. Die Gesamtkosten für den Speicher betragen rund 30 Millionen Euro. Das künftige Speicherbecken in der Haidestraße 10 und die beiden Transportkanäle sind die letzen Bausteine einer in der Folge insgesamt 86 Millionen Liter Regenwasser fassenden Speicherkette in und um den 11. Bezirk.

Oben rollt die Kugel, unten fließt das Wasser

Im Zuge der Kanalbaumaßnahmen wird auch der in die Jahre gekommene Sportplatz des SC Mautner Markhof in der Haidestraße 10 saniert. Das Hauptspielfeld erhält einen neuen Kunstrasen, das kleinere Spielfeld einen Naturrasen. Nicht nur dadurch erstrahlt die Anlage in neuem Licht. Auch eine moderne Flutlichtanlage sorgt für ideale Spielbedingungen bei jeder Jahres- und Tageszeit.

Überflutungsschutz über die Bezirksgrenzen hinaus

Insgesamt 20 Quadratkilometer und drei Bezirke umfasst das Betrachtungsgebiet zum Überflutungsschutz für Simmering. Das Liesingtal spielt dabei eine bedeutende Rolle, fließen doch von dort bei Niederschlägen große Mengen an Mischwasser zur Hauptkläranlage nach Simmering. Deshalb war es den Technikern von Wien Kanal wichtig, auch an der "Quelle" Maßnahmen zur Retention zu treffen. Hier bot sich die Nutzung der ehemaligen Kläranlage Blumental im 23. Bezirk als Speicherbecken hervorragend an. Die beiden Rundbecken der ehemaligen Kläranlage verfügen über ein Fassungsvermögen von acht Millionen Liter, die der ehemaligen Nachklärbecken über zwölf Millionen Liter. Insgesamt zusätzliche 20 Millionen Liter Speichervolumen stehen damit seit 2012 zur Retention zur Verfügung und können im Regenwetterfall mit 3.000 Liter pro Sekunde befüllt werden. Dadurch wird das Kanalnetz in Simmering im Fall von Starkregenereignissen erheblich entlastet und der Schutz gegen Überflutungen erhöht.

Bisherige Maßnahmen zeigen Wirkung

In den vergangenen zwei Jahren hat Wien Kanal weitere wichtige Bausteine zur Optimierung des Überflutungsschutzes in Simmering abgeschlossen. So zum Beispiel den Ausbau des Schmutzwasserpumpwerks Kaiserebersdorf, das mit einer zusätzlichen Schneckenpumpe ausgerüstet wurde. Damit können bis zu 6.700 Liter Abwasser pro Sekunde, um 1.300 Liter mehr als bisher, zur ebswien hauptkläranlage gepumpt und einer Reinigung zugeführt werden. Die Entlastungsmöglichkeit über das Regenwasser-Hebewerk Kaiserebersdorf wurde ebenfalls gesteigert. Um das Abflussvermögen aus Simmering im Falle eines Extremereignisses zu steigern, wurde die Förderleistung um 4.000 Liter pro Sekunde auf 16.000 Liter pro Sekunde erhöht. Im Anlassfall kann diese Wassermenge in den Donaukanal abgeschlagen werden, sogar wenn dieser selbst Hochwasser führt.

Selbstschutz gegen Überflutungen

Neben allen Maßnahmen der Stadt sind auch Hauseigentümer gefordert, ihre Hauskanalisation auf fachgerechte Ausführung und ordentliche Funktion zu überprüfen. Denn nur ein ordnungsgemäß funktionierender Hauskanal kann im Fall der Fälle einen Keller vor Überflutungen schützen. Wien Kanal sendet dazu jährlich ein Informationsblatt an alle Hauseigentümer aus. Das Infoblatt ist auch auf der Homepage von Wien Kanal unter http://www.wien.gv.at/umwelt/kanal/ueberflutungen.html abrufbar.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /