© proHolz / Campus Kuchl
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Holz: Baustein konsequenter Klimaschutzstrategien

Holzbauten verursachen über ihre gesamte Lebensdauer gesehen deutlich weniger CO2 als Gebäude aus herkömmlichen Baumaterialien und können daher einen entscheidenden Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen im Gebäudebereich leisten.

In Österreich wird den Klimaschutz-Potentialen des Holzbaus noch kaum Rechnung getragen. Städte wie Zürich oder München liefern Beispiele für die Forcierung des Baustoffs Holz in klimapolitischen Modellen.

Gebäude sind für rund ein Drittel unseres gesamten Energie- und Ressourcenverbrauchs verantwortlich. Um die tatsächlichen ökologischen Auswirkungen von Gebäuden gesamthaft beurteilen zu können, rücken Lebenszyklusbetrachtungen immer mehr in den Fokus. Diese berücksichtigen neben dem Energiebedarf während der Nutzung auch den Primärenergieaufwand für Herstellung, Instandsetzung und Rückbau. Holzgebäude schneiden in solchen Lebenszyklusbetrachtungen in der Regel deutlich besser ab als Bauten aus herkömmlichen Materialien wie Ziegel oder Beton. Das liegt vor allem an der vergleichsweise geringen Energiemenge, die zur Herstellung von Holzbauprodukten benötigt wird sowie an den Verwertungsmöglichkeiten am Ende der Nutzungsdauer.
Ökobilanzierungen von Beispielgebäuden aus Österreich (Passivwohnhaus Samer Mösl Salzburg, Campus Kuchl FH Salzburg, Gemeindezentrum Ludesch) mit primärer Tragstruktur aus Holz, die mit simulierten Zwillingsbauten aus hauptsächlich mineralischen, metallischen oder synthetischen Baumaterialien verglichen wurden, haben über einen Betrachtungszeitraum von 50 Jahren und angenommener energetischer Nutzung der Holzbauteile am Ende der Gebäudelebensdauer Klimaentlastungspotentiale zwischen 58 bis 71 Prozent gezeigt. Dabei sind die CO2-Einspareffekte, die sich aus der Substitution anderer Baustoffe ergeben, noch gar nicht eingerechnet. Pro Kilogramm eingesetztem Holz konnten 1,76 kg CO2, das bedingt durch den Einsatz anderer Materialien verursacht worden wäre, vermieden werden. Nicht zuletzt wirken Holzbauten als verlängerte Kohlenstoffspeicher wie ein zweiter Wald und verringern dadurch während ihrer Lebensdauer den CO2-Gehalt in der Atmosphäre.

Zürich: Holz als Baustoff der 2000-Watt-Gesellschaft

Zürich versucht im Rahmen des energiepolitischen Modells der 2000-Watt-Gesellschaft seit 2008, den durchschnittlichen Energieverbrauch jedes Einwohners von rund 5000 Watt auf 2000 Watt bzw. den CO2-Ausstoß bis 2050 von 5,5 Tonnen auf eine Tonne im Jahr zu reduzieren. Letzteres Ziel entspricht auch der globalen Klimaschutz-Anforderung zur Verhinderung einer Erderwärmung auf über zwei Grad. Die Vorgaben für 2000-Watt-kompatible Gebäude wurden umfassend formuliert. Neben der Energieeffizienz im Betrieb des Gebäudes und dem standortbedingten Mobilitätsverhalten seiner Benutzer ist auch die Graue Energie für die Errichtung des Gebäudes zu berücksichtigen. Das hat letztlich zu einem regelrechten Holzbau-Boom geführt. Insbesondere Wohnbaugenossenschaften setzen bei großvolumigen Neubauten mit 150 Wohneinheiten und mehr nun konsequent auf den Baustoff Holz. Zahlreiche Großprojekte aus Holz sind infolge in den letzten Jahren in Zürich entstanden (z.B. Wohn- und Geschäftshaus Badener Straße mit 54 Wohnungen, Neubausiedlung am Leonhard-Ragaz-Weg mit 160 Wohnungen, ‘Grünmatt’ Ersatzneubau einer alten Reihenhaussiedlung mit 155 Wohneinheiten, Tamedia Medienhaus mit Arbeitsplätzen für 480 Mitarbeiter etc).

München: CO2-Bonus für Bauen mit Holz

In München wird seit Mai 2013 der Einsatz von Holz bzw. von Baustoffen mit einem Materialanteil von mindestens 80 Prozent an nachwachsenden Rohstoffen mit einem CO2-Bonus prämiert. Pro Kilogramm in der Gebäudekonstruktion eingesetztem Holz werden 0,30 Euro Förderung vergeben. Voraussetzung ist, dass der Rohstoff in Deutschland bzw. in einem Umkreis von maximal 400 Kilometer von München entfernt
geerntet wurde oder FSC- bzw. PEFC oder Naturland-zertifiziert ist, womit auch die regionale bzw. nachhaltige Komponente abgedeckt ist.

Potentiale für verstärktes Bauen mit Holz in Österreich

Insbesondere das Beispiel Zürich zeigt, dass bei konsequenten Handlungsstrategien, die den globalen Klimaschutzzielen entsprechen, Holz als Baustoff eine zentrale Rolle spielt. Gerade Österreich, das einen Waldanteil von 48 Prozent hat, verfügt hier über große Möglichkeiten, die noch nicht entsprechend ausgeschöpft werden. Seit mehreren hundert Jahren werden die Wälder hierzulande nachhaltig bewirtschaftet. Sie sind als intakte Ökosysteme erhalten und eine verlässliche Rohstoffquelle. Jährlich wächst mehr Holz nach als genutzt wird. Das Potential für eine verstärkte Bauholznutzung ist vorhanden, ohne dabei an die Grenzen der nachhaltigen Rohstoffverfügbarkeit zu gelangen. Weniger als ein Drittel des jährlichen Holzzuwachses würde nämlich bereits ausreichen, um das Volumen aller österreichischen Hochbauvorhaben eines Jahres in Holz zu errichten. Dem intensiveren Einsatz von Holz als Baustoff steht also nichts im Wege – im Gegenteil, um den Gebäudebereich fit für die Zukunft zu machen, wird an Holz kaum ein Weg vorbeiführen.

Das Holzland Österreich täte gut daran, Weichenstellungen zur Forcierung des Holzbaus jetzt entsprechend vorzunehmen. Denn die Nase vorn zu haben und das Know-how im Holzbau weiter auszubauen, kann Österreich nicht nur im Klimaschutz weiterbringen, sondern dem Land auch langfristig entscheidende Wettbewerbsvorteile verschaffen.


Literaturhinweis:
Bauen mit Holz im Ökovergleich. Klimaschutz durch Gebäude aus Holz, hrsg. von proHolz Austria

GastautorIn: Mag. Karin Giselbrecht für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /