© Schabler /  Ulrike Lohmann
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KLIMANEWS- Radiosendung: IPCC und APCC

In dieser Sendung berichten wir vom IPCC, dem Weltklimabericht und dem Austrian Panel on Climate Change, musikalisch begleitet von der preisgekrönten Vokalgruppe E904. Als Podcast oder zum DOWNLOAD

© Schabler / Staudinger Zamg
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© Schabler /  Plattner
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© Schabler / Nakicenovic APCC
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© Schabler/ Kaser
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© Schabler / Gottfried Kirchengast
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© Schabler/ Beer, Plattner, Lohmann, Wild
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Die UNO warnt in ihrem neuen Klimareport vor einem Anstieg des Meeresspiegels. Es drohen Hitzewellen, viele Gletscher könnten komplett verschwinden, für unsere Region sagen die Forscher mehr Starkregen voraus.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich die Luft im weltweiten Durchschnitt um 0,9 Grad erwärmt, Schnee und Eis sind in erheblichem Maße geschmolzen, der Meeresspiegel ist seither um 20 Zentimeter gestiegen. Die vergangenen 30 Jahre waren auf der Nordhalbkugel die wärmsten 30 Jahre seit 1400 Jahren. In den vergangenen 15 Jahren ist die globale Durchschnittstemperatur in Bodennähe aber nicht weiter gestiegen.

Trotz dieser Pause gehe der Klimawandel weiter, betont der IPCC: Schnee und Eis tauen in beträchtlichem Maße. Bis auf wenige Ausnahmen schrumpfen alle vermessenen Gletscher; allerdings gibt es von den meisten Gletschern keine Daten über längere Zeit, so dass sich bei ihnen keine Entwicklung beschreiben lässt.
Satellitenmessungen der Erdanziehungskraft zeigen, dass Grönland zwischen 2002 und 2011 etwa sechsmal mehr Eismasse verloren hat als in den Jahren zuvor zwischen 1992 bis 2001.
Auch im Meer schrumpft das Eis: Der Schollenteppich auf dem Arktischen Ozean ist dramatisch dünner geworden; im Sommer 2012 verkleinerte sich seine Ausdehnung auf die Hälfte der zu dieser Jahreszeit Mitte des vergangenen Jahrhunderts üblichen Bedeckung. Das Meereis vor der Antarktis hingegen ist während der vergangenen Jahrzehnte aus ungeklärten Gründen leicht gewachsen.
In mittleren Breiten schmilzt der Schnee. Im März und April hat die Schneebedeckung auf der Nordhalbkugel aufgrund der Erwärmung abgenommen, berichtete der IPCC. Ganzjährig gefrorene Erde taut: Im Norden Russlands schrumpft die Dicke des Permafrostbodens.

Um politischen Entscheidungsträgern wissenschaftlich fundierte Informationen über die Klimaänderung zur Verfügung zu stellen, richteten das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) 1988 den Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC), auch Weltklimarat genannt, ein. Als wissenschaftliches Gremium trägt der IPCC die neuesten Ergebnisse der Klimaforschung zusammen und zeigt die Auswirkungen des Klimawandels, Möglichkeiten zu dessen Minderung und Anpassungsstrategien auf. Daran arbeiten ehrenamtlich hunderte Wissenschaftler aus der ganzen Welt mit. 2007 erhielt der Weltklimarat den Friedensnobelpreis gemeinsam mit Al Gore.

Prof. Gottfried Kirchengast stellt den 5. Sachstandsbericht des IPCC als Leiter des Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel in Graz vor und ermutigt dazu, sich selbst mit dem Weltklimabericht auseinanderzusetzen, über den Link: www.de-ipcc.de.
Der vollständige Sachstandsbericht umfasst rund 2000 Seiten und wurde auf etwa 30 Seiten zusammengefasst.

Prof. Gottfried Kirchengast beleuchtet die Kernaussagen des IPCC-Berichts.

In einem Forschungsauftrag untersuchte Frau Prof. Birgit Bednar-Friedl die Auswirkungen des Klimawandels auf die Elektrizitätswirtschaft, auf die wirtschaftliche Einbußen zukommen werden durch den sinkenden Bedarf an elektrischer Heizenergie.

Bei der Erreichung der österreichischen Klimaziele spricht Prof. Karl Steininger sogenannte ‘Graue Emissionen’ an, die wir gerne übersehen. Graue Emissionen sind solche, die wir durch eingeführte Waren verursachen und die künftig mehr in die Klimabilanzen einbezogen werden sollen.
Nach den Berichten vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel in Graz kommen Beiträge von einer Präsentation an der TU Wien, wo ebenso Ergebnisse aus der Working-Group I des 5. Sachstandsberichts des Weltklimarats präsentiert werden. Veranstalter waren das Wissenschafts- und Lebensministerium, das Climate Change Center Austria und die Zentralanstalt für Geodynamik und Meteorologie.

Prof. Michael Staudinger, Direktor der Zentralanstalt, teilt uns seine Beobachtungen mit.
Der Weltklimarat wurde 1988 gegründet. Hierbei wurde weltweit erstmals eine Kooperation zwischen Wissenschaftlern und der Politik geschaffen durch das Mitarbeiten der Weltwetterorganisation und des UN-Umweltprogramms. Seine Aufgabe ist es nicht zu forschen, sondern Wissenschaftliche Erkenntnisse zusammenzufassen. Die Arbeit daran ist ehrenamtlich und politisch neutral. Der IPCC stützt sich auf rund 9000 Publikationen von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt. Am Gesamtbericht von 2000 Seiten beteiligten sich 209 Leitautoren und 600 Autoren. Ende September wurde eine Zusammenfassung von 30 Seiten in Stockholm beschlossen. Außerdem wurden Kernaussagen zusammengefasst, über die Prof. Gottfried Kirchengast berichtete. Die zentrale Botschaft darin ist: ‘Die Erwärmung des Klimasystems ist unbestritten.’ Es besteht Handlungsbedarf auf allen Ebenen, wie uns Helmut Majeski vom Lebensministerium verdeutlicht.

Die Working-Group I wird von der Schweiz aus gesteuert. Prof. Gian Kasper Plattner ist der wissenschaftliche Direktor und stellvertretender Leiter der Working-Group I. Insgesamt gibt es 3 Arbeitsgruppen, die im Frühjahr 2014 publiziert werden. Die Working-Group II befasst sich mit den Impacts, die Anpassungsmöglichkeiten und die Working-Group III mit der Mitigation, den möglichen Verminderungsstrategien der Klimaänderung.

Einer der LeitautorInnen ist Prof. Ulrike Lohmann. Sie berichtet über Wolken und Aerosole.
Prof. Ulrike Lohmann warnt vor dem Geoengineering: Dadurch würde der Niederschlag zurückgehen und das ist politisch hoch brisant.

Prof. Jürgen Beer erklärt den Einfluss der Sonne auf die Klimaänderungen. Die Sonne ist der Motor, der das Klima antreibt, aber es gibt andere Faktoren. Die letzten 100 Jahre waren eindeutig von den Treibhausgasen dominiert.

Prof. Martin Wild, ebenso von der ETH-Zürich, spricht von der Energiebilanz der Erde. 93% der Energiezunahme wird in den Ozeanen gespeichert, dies ist messbar.

Eine zweite Bedrohung des Meeres ist unsichtbar: Das Treibhausgas Kohlendioxid in den Ozeanen verbindet sich zu Kohlensäure. Der pH-Wert, ein Maß für den Säuregehalt, sei bereits leicht gefallen, die Meere würden folglich saurer, berichtet der IPCC. Muscheln, Korallen und anderen Organismen falle es deshalb wohl bereits schwerer, ihre Kalkschalen zu bilden.

Prof. Georg Kaser, einziger österreichischer Leitautor in der Arbeitsgruppe I beleuchtet die Kryosphäre. Die Erwärmung der Arktis und der Antarktis verläuft unterschiedlich. Während die Arktis im Falle, dass wir die Treibhausgase nicht reduzieren, bis 2050 eisfrei sein wird, hat die Antarktis Meereis teilweise dazu gewonnen. Würden alle Gletscher schmelzen, steigt der Meeresspiegel um einen halben Meter an.
Der Rückgang der Gletscher ist auch für die Wasserversorgung in den betroffenen Gebieten problematisch.

Über den Anstieg des Meeresspiegels forscht Prof. Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Das Maximum an Anstieg wäre nach seinen Berechnungen 2m. Dies ist vor allem für den Küstenschutz interessant. Wie Prof. Christoph Schär prognostiziert, werden bei uns die Sommer extremer. Die Tropentage nehmen bis 2100 mit einer Größe von 4-5 Grad Celsius zu!
Besonders betroffen ist Südeuropa.

In mittleren Breiten nimmt der Starkregen zu.

Der APCC, der Österreichischen Assessment Report, ein vom Klima- und Energiefonds finanziertes Projekt umfasst 3 Bände mit 500 Seiten, 200 Autoren wirken daran mit, wie zum Beispiel Prof. Karl Steininger vom Wegener Center in Graz und Prof. Helga Kromp Kolb.
Prof. Nebojsa Nakicenovic, stellvertretender Direktor, berichtet davon.

Einige News und Ankündigungen:
Das Climate Change Centre Austria (CCCA) und der Klima- und Energiefonds sowie die lokalen Mitveranstalter laden Sie sehr herzlich ein zum 15. Österreichischen Klimatag, der 2014 zum ersten Mal in Innsbruck stattfinden wird, vom Mittwoch, den 2. April bis Freitag, 4. April 2014. Einreichungen dafür sind bis zum 15. Jänner möglich.

-Stroh wird in den nächsten Jahren verstärkt energetisch genutzt werden.Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler in einer neuen Studie. Demnach wäre ein beachtliches, energetisches und CO2-Emissionsreduktions Potential im Getreidestroh vorhanden. In der Studie wird unter Berücksichtigung von verschiedenen Rahmenbedingungen davon ausgegangen, dass rund 1/3 des jährlich anfallenden Getreidestrohs energetisch genutzt werden könnte.

-Vom 20. - 22. Jänner 2014 finden in der Ökoregion Kaindorf der jährliche Humus-Fachtag und das Humus-Symposium statt, erweitert wird die Humus-Veranstaltung dieses Mal um ein Internationales Symposium. An diesen 3 Tagen werden Experten aus dem In- und Ausland auf die Möglichkeiten des Humus Aufbaues aufmerksam machen.

-Die Wärme GRAZNORD sorgt gemeinsam mit Sappi für ein umweltfreundliches Nahwärmenetz. Nahezu alle 550 Haushalte in Gratkorn und Gratwein sind an das Netz angeschlossen. Mit der industriellen Abwärme der Papierfabrik Sappi werden jedes Jahr rund 9,8 Mio kWh Wärme zur Verfügung gestellt.
- Seit kurzem bietet die Niederösterreichische Naturschutzakademie ihre Aktivitäten an - und möchte Sie herzlich zum Mitmachen einladen. Bis Weihnachten gibt es täglich ein online Adventrätsel auf der Homepage http://www.naturschutzakademie.at/ zu lösen.

- Das Park&Ride System in Graz wird auch künftig weiter verbessert. In Puntigam sollen 185 Stellplätze bei direktem Anschluss an die Straßenbahn erstellt werden.

Diese Radiosendung aus der Reihe der ’Klimanews” wurde von Peter und Sabine Schabler in Kooperation mit dem freien Grazer Radio Helsinki produziert und wurde dort erstmals am 14.12.2013 ausgestrahlt.

Download: cba.fro.at/251439



Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /