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Fracking durch die Hintertüre in die EU?

Der gestrige EU-Vorschlag stößt in Österreich auf wenig Gegenliebe - Weichen für die Energiewende jetzt endlich stellen

"Die EU versucht, Fracking - die Schiefergasgewinnung - durch die Hintertüre einzuschleusen, was in der Präsentation der Klimaziele 2030 deutlich wurde", kritisiert Team Stonach Umweltsprecherin Ulla Weigerstorfer. Sie warnt: "Fracking ist extrem verantwortungslos gegenüber künftigen Generationen, die Belastung dieser Technologie übersteigt den momentanen Nutzen um ein Vielfaches!"

"Die EU und Österreich verbeugen sich vor Industrie und Öllobby, ignorieren aber den fehlenden Umweltschutz sowie den Schutz der Bevölkerung", erklärt Weigerstorfer. Denn Fracking ist hochumstritten, die Fracking-Flüssigkeit dringt ins Grundwasser und den Boden ein, die Folgen sind unklar. So warnt der deutsche Experte Prof. Dr. Michael Braungart vor Auswirkungen auf die Stabilität des Bodens und erinnert an die noch nicht geklärte Frage, wie weit die Grundwasserströme beeinflusst werden.

Fracking ist in Österreich nicht verboten, sei aber in der Umsetzung höchst undurchsichtig. So habe die OMV noch vor kurzem behauptet, dass lediglich vereinzelt Probebohrungen durchgeführt wurden. "Demgegenüber hat Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. mont. Herbert Hofstätter in der gestrigen ZIB 24 bestätigt, dass diese Technologie in Österreich bereits seit 15 Jahren genutzt wird. Mit dieser fehlenden Transparenz zu Lasten der Menschen muss Schluss sein!", so Weigerstorfer.

"Statt Zeit und Energie und Geld in Fracking-Debatte zu stecken, sollte dies besser in erneuerbare Energien investiert werden", sind sich Weigerstorfer und Braungart einig. Denn im aktuellen Regierungsprogramm ist von der "Intensivierung der Low Carbon Technologien" die Rede - "dazu zählt man neben Atomkraft auch Fracking", warnt die Team Stronach Mandatarin.

Wir brauchen weder Fracking noch Kernenergie

Während in ganz Europa mündige Menschen sowohl Kernkraft als auch ein weiteres Ausbluten der Erde durch die Fracking-Technologie ablehnen und Medienberichten zufolge die Schiefergasvorkommen in Europa ohnehin viel geringer seien als ursprünglich angenommen, schlage die EU-Kommission völlig abseits von den Interessen der Menschen im vereinten Europa einen Irrweg ein, so der FPÖ-Umweltsprecher und Dritte Präsident des Nationalrates Ing. Norbert Hofer.

"Die Kommission, die Fracking durch die Hintertüre etablieren wolle, indem Sie die "beste verfügbare Technik" für Fracking in Europa fordere, entferne sich damit weiter von den Bürgern, die sich von einem vereinten Europa Frieden, Sicherheit und Wohlstand im Sinne von echter Nachhaltigkeit erhoffen würden", so Hofer.

Die ökologischen Folgen von Fracking, bei der durch das Einpressen von Wasser und toxischer Chemikalien tiefliegende Gesteinsschichten zur Öl- und Gasgewinnung aufgebrochen werden, seien völlig unabsehbar.

Hofer ersucht Umweltminister Rupprechter, sich als Vorkämpfer für die Nutzung der natürlichen und nachhaltigen Ressourcen unseres Kontinents einzusetzen und sich damit klar auf die Seite der Menschen zu stellen. Die Unterstützung einer großen Mehrheit der Abgeordneten des Hohen Hauses sei ihm damit gewiss.

Österreich darf sich vom europäischen Klimakompromiss nicht beirren lassen

Der NEOS Umwelt- und Energiesprecher Michael Pock zeigt sich besorgt, dass die klima- und energiepolitischen Ziele der einzelnen EU-Mitgliedstaaten weit auseinander klaffen. Das gestern präsentierte EU Energie- und Klimapaket 2030 zeigt, dass bei den klima- und energiepolitischen Ziele der einzelnen Mitgliedstaaten noch großer Diskussionsbedarf besteht.

Bundesminister Rupprechter (ÖVP) hat bereits angemerkt, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen sei. "Österreich muss hier selbstbewusst auftreten. Ich hoffe, Österreich bekennt sich eindeutig zum weiteren Ausbau erneuerbarer Energien und schließt Allianzen mit anderen EU-Mitgliedstaaten gegen eine Renaissance der Atomkraft", so Pock.

Was fehlt, ist ein Schulterschluss zwischen den Zielen des Klimaschutzes und der Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit.

"Durch jährliche Ausgaben von 15 Milliarden Euro für den Import fossiler Energieträger lässt Österreich viel Potential für Innovation und die Stärkung der heimischen Wirtschaft liegen. Ich hätte mir mehr vom Vorschlag der Kommission im Bereich Verkehr erhofft. Mit fast 30 % ist der Verkehr in Österreich der größte CO2-Verursacher, Tendenz steigend. Gerade Konzepte für eine Stärkung öffentlicher Verkehrsmittel in ländlichen Regionen sowie Innovationen im Bereich des Individualverkehrs brauchen wir dringend", so Pock.

Städte brauchen klares Signal für ambitionierte Energiewende

"Städte und Ballungszentren sind die Hoffnungsträger für engagierten Klimaschutz. Nirgendwo sonst kann derart effizient Treibhausgase und den Energieverbrauch reduziert werden", stellt Wiens Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Klimaschutz, Maria Vassilakou, fest. "Diese Bemühungen werden jedoch durch die gestern vorgeschlagenen Zielsetzungen konterkariert. Besonders hervorzuheben ist dabei die Bedeutung der Mobilität. Während die Vertreter der EU-Kommission in erster Linie über die Stromversorgung gesprochen haben, ist die noch größere Herausforderung zur Reduktion des Energieverbrauchs in einer Trendwende beim Verkehr und in der Raumwärme zu finden. Eine Energiewende ohne diese Bereiche ist zum Scheitern verurteilt. Wiens Entwicklung mit einem Anteil von 73 Prozent umweltfreundlicher Mobilität (39% öffentlicher Verkehr, 28% Fuß, 6% Rad) zeigt, dass entsprechend ambitionierte Maßnahmen auch Erfolg haben können."

"Auch aus wirtschaftlicher Sicht ist der Ausbau der erneuerbaren Energie und die Reduktion des Energieverbrauchs ein Gebot der Stunde. Nach Angaben der EU-Kommission (Daten für 2012) liegen die Kosten für (Netto)Importe von Öl, Kohle und Gas bereits bei rund 550 Milliarden Euro. Die EU-Handelsbilanz wird damit von 300 Milliarden Euro auf ein Minus von über 200 Milliarden Euro gedrückt. Auf Effizienzziele und den deutlichen Ausbau erneuerbarer Energie zu verzichten, wird die fossile Kostenbelastung noch weiter erhöhen. Dies geschieht, obwohl die BürgerInnen hinter der Energiewende stehen. Das zeigt etwa der große Erfolg der BürgerInnensolarkraftwerke in Wien. ES ist an der Politik, die entsprechenden Rahmenbedinungen zu garantieren und sich engagierte Ziele zu setzen", so Vassilakou.

"Auch das gestrige Signal der EU-Kommission pro Fracking ist das falsche Signal für die zukünftige Energiestrategie. Aktuelle Analysen zeigen, dass der Schiefergasboom auch ökonomisch nicht hält, was es verspricht. Ganz im Gegenteil: man muss weiter mit deutlichem Anstieg der Kosten für Öl und Gas rechnen. Daher ist ein mutiger Weg Richtung Erneuerbare Energie und Reduktion des Energieverbrauchs die einzige sinnvolle europäische Alternative", sagt Vassilakou.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /