Europäischer Widerstand gegen Paprika-Patent von Syngenta

Massiver Widerspruch gegen Konzern-Irrwitz

Patente auf Saatgut zurecht schwer in der Kritik

Zürich/Bern/München, 3. Februar 2014 Heute haben 32 Bauern-, Züchter-,
Umwelt- und Entwicklungsorganisationen aus 26 Ländern beim Europäischen
Patentamt Einspruch gegen ein Paprika-Patent von Syngenta erhoben. Der
Basler Agrokonzern lässt damit eine Insektenresistenz schützen, die er
von einer wilden Paprika kopiert hat. Bei der Übergabeaktion in München
wurde eine mit scharfen Argumenten gewürzte Paprikasuppe gereicht.

Der Einspruch richtet sich gegen ein im Mai 2013 vom Europäischen
Patentamt (EPA) gewährtes Patent, das dem Schweizer Konzern Syngenta die
exklusiven Rechte auf gegen weiße Fliegen resistente Paprika (oder
Peperoni, wie die Schweizer es nennen) sichert. Es ist für viele
europäische Länder gültig und bedeutet, dass andere Züchter diese
Pflanzen nicht mehr frei zur eigenen Zucht verwenden dürfen. Da diese
spezifische Resistenz aus einer wilden jamaikanischen Sorte in eine
kommerzielle Paprika eingekreuzt wurde, handelt es sich nach Ansicht der
Einsprechenden keinesfalls um eine Erfindung von Syngenta.

‘Nie zuvor hat eine so breit gefächerte Koalition mit einem Einspruch
gegen die Privatisierung natürlicher Ressourcen protestiert. Patente auf
Pflanzen, die auf konventioneller Züchtung beruhen, sind nicht nur
ethisch fragwürdig, sie verstärken auch die Konzentration im
Saatgutmarkt, behindern Innovationen und sind somit ein Risiko für
unsere Ernährungssicherheit’, sagt Christoph Then für die internationale
Koalition ‘Keine Patente auf Saatgut!’.

Bereits im Mai 2012 hat das Europäische Parlament eine Resolution
verabschiedet, die das EPA auffordert, Produkte aus konventioneller
Züchtung nicht mehr zu patentieren. Die Behörde hat diese Aufforderung
bislang aber ignoriert und Konzerne wie Syngenta profitieren von dieser
Erteilungspraxis. Die Einsprechenden fordern, dass Pflanzen und Tiere
künftig generell von Patentierungen ausgeschlossen werden müssen. Der
Widerruf des Paprika-Patents wäre ein wichtiger erster Schritt. Zudem
sind eine politische Entscheidung des EPA-Verwaltungsrats oder
Gesetzesänderungen nötig, damit künftig keine Patente auf konventionelle
Pflanzen mehr erteilt werden können.

Die Organisationen hinter ‘Keine Patente auf Saatgut!’ befürchten, dass
Patente die Marktkonzentration im Saatgutbereich weiter vorantreiben
werden und die Grundlagen der Ernährung somit in die vollständige
Abhängigkeit von einigen wenigen internationalen Konzernen geraten. Die
Koalition ‘Keine Patente auf Saatgut!’ wird von Bionext (Niederlande),
der Erklärung von Bern, Gene Watch UK, Greenpeace, Kein Patent auf
Leben!, Misereor, Rete Semi Rurali (Italien), Réseau Semences Paysannes,
dem norwegischen Development Fund und Swissaid getragen. Unterstützt von
mehreren Hundert Organisationen, setzt sie sich gegen die Patentierung
von Pflanzen und Tieren ein.

Kontakt und weitere Informationen:
Christoph Then, 0049-(0)151/54 63 80 40,
info@no-patents-on-seeds.org
François Meienberg, Erklärung von Bern, food@evb.ch,
0041-(0)44/277 70 04
Fabio Leippert, Swissaid,
f.leippert@swissaid.ch, 0041-(0)31/350 53 75

www.evb.ch/freepepper


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