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Energie-Experte Rakos - 120 Dollar für Rohöl sind Alarm-Signal

Bei gleich bleibender Entwicklung knackt Ölpreis 2009 schon 200 Dollar - Mehrkosten belasten Konjunktur - Steuerreform sollte gegensteuern

Energie-Experte Christian Rakos hält den rasantenÖlpreis-Anstieg auf jetzt schon 120 Dollar je Fass für ein "dramatisches Alarmsignal". "Wer jetzt noch glaubt, dass nur Spekulanten, schwacher Dollar und geopolitische Unsicherheiten denÖlpreis hochtreiben, ist am Holzweg. Geht es so weiter, können wir uns im nächsten Jahr auf Preise über 200 Dollar je Fass einstellen", sagte Rakos, früher Energie-Fachmann in der Energieagentur (EVA) und an der Akademie der Wissenschaften, jetzt Geschäftsführer des Branchenverbands proPellets Austria zum neuerlichen Preissprung bei Rohöl in den vergangenen Tagen. Er spricht von einer drohenden "Energiefalle", die auch die Wirtschaftsentwicklung beeinträchtigen könnte.

In einer aktuellen Analyse verwies Rakos darauf, dass selbst die bisher als zuversichtlich geltende Internationale Energieagentur (IEA) mittlerweile umdenkt. "Wir sollten das Öl verlassen, bevor dasÖl uns verlässt", zitierte der Experte jüngste Aussagen von IEA-Chefökonom Fatih Birol. Ob Öl 2030, 2040 oder 2050 ausgehe, sei letztlich egal. Der deutschen "Energy Watch Group" zufolge ist der "Peak Oil" schon erreicht und die weltweite Ölproduktion geht bereits zurück.

Auch wenn der Ölpreis sich seit Anfang 2007 verdoppelt habe und alleine heuer schon um ein Drittel gestiegen sei, sei noch kein Ende der Fahnenstange in Sicht. Vor drei Jahren sei das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) noch davon ausgegangen, dass derÖlpreis im allerschlimmsten Fall bis 2020 auf 58 Dollar ansteigen werde. Mittlerweile habe er die Langfristprognose schon um das mehr als Zwei-Fache überschritten. "Noch einmal ein Anstieg um 100 Prozent in zwölf Monaten, und der Preis für ein Fass Rohöl liegt Anfang 2009 bei 240 Dollar", so Rakos.

Überraschend sei, dass die Konsumenten das bisher hingenommen hätten. Ein Liter Heizöl-Leicht kostet heute in Kleinverbrauchsmengen schon 86 Cent je Liter. Zu Jahresbeginn waren es noch 77 Cent, vor einem Jahr noch 60 Cent. Für einen Liter Diesel zahlt man mittlerweile schon 1,25 Euro, ein Viertel mehr als vor einem Jahr. Dennoch habe sich das Fahrverhalten bisher kaum geändert. "Wir bewegen uns in eine Energiefalle hinein", warnt der Experte: "Die steigenden Kosten belasten die Kaufkraft. Das dämpft die Konjunktur."

Durch einen Umstieg von einer konventionellen Ölheizung auf eine Pelletheizung könne sich ein durchschnittlicher Haushalt mit 3.000 Liter Ölverbrauch pro Jahr mittlerweile 1.400 Euro sparen, diagnostiziert Rakos: "In wenigen Jahren hat sich damit die Investition amortisiert, vor allem wenn die bestehende Heizung ohnehin schon alt und ineffizient ist."

Viele Häuselbauer seien jedoch nicht in der Lage, die Einmalinvestitionen von rund 15.000 Euro zu finanzieren. Rund 600.000 Heizungsanlagen in Österreich seien mittlerweile zwischen 15 und 30 Jahre alt und damit sanierungsbedürftig, knapp zwei Drittel davon alte Ölkessel. Rakos plädiert deshalb dafür, dass für die Umrüstungskosten in die bevorstehende Steuerreform der Regierung ein Entlastungspaket aufgenommen wird. Das würde auch die regionale Konjunktur stärken, so der Experte.

Christian Rakos war von 1986 -1997 im Institut für Technologiefolgenabschätzung der österreichischen Akademie der Wissenschaften tätig. Von 1997 bis 2004 war er Themenverantwortlicher für Erneuerbare Energie in der Österreichischen Energieverwertungsagentur. Darauf folgte ein Jahr als European Projects Manager in Renewable Energy Office in Irland. Seit August 2005 ist er Geschäftsführer von proPellets Austria, der Interessensvertretung der Österreichischen Pelletwirtschaft.



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